Aretha Franklin hat es getan, ebenso wie Al Jarreau, Sheryl Crow und Melissa Etheridge – eine Weihnachts-CD aufgenommen nämlich. Außerdem gibt's auch in diesem Jahr wieder einige langweilige und einige überaus hörenswerte Compilations zum Fest der Feste.

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch ein Schwall mehr oder weniger neuen Weihnachts-CDs auf die Erde nieder. Die schon vor dem Fest der Liebe durchzuhören, kann und so soll es ja eigentlich gerade nicht sein in mächtige Meuchelstimmung versetzen. Jedenfalls wenn wieder einmal Whams "Last Christmas" aus den Boxen säuselt. Aber es geht auch anders zum Beispiel auf A Jazz & Blues Christmas (Putumayo/Indigo).

Erstens gibt es hier nur sehr wenige der endlose Male gedudelten Klassiker zu hören, und wenn, dann sind sie so originell wie selten dargeboten. Großartig schon der Einstieg mit B.B. King, dessen "Christmas Celebration" klingt, als sei der Weihnachtsmann auf die Baumwellfelder am Mississippi gereist. Sinnlich dahingehaucht Emilie-Claire Barlows "Santa Baby" und die coole Bebop-Nummer "Here Comes Santa Claus" des Ramsey Lewis Trios zaubert auch bei übelstem Schneematsch ein Lächeln auf jedes Vorweihnachtsgesicht. Garantiert. Eine CD, die tatsächlich auch im Hochsommer Spaß machen könnte.

Etwas anders sieht die Sache bei This Christmas Aretha (Rhino/Warner) von Aretha Franklin aus, denn Songs wie "Silent Night" oder "Ave Maria" ist doch jahreszeitlich stark gebunden. Nach mehr als 50 Karrierejahren legt die Grande Dame des Soul nun ihr erstes Weihnachtsalbum vor und ist allen natürlichen Alterserscheinungen zum Trotz stimmlich immer noch eine Klasse für sich. Man höre nur einmal wie sie auf "This Christmas" den Ton hält und erstarre in Ehrfurcht.

Stimmlich kann natürlich auch Al Jarreau aus dem Vollen schöpfen, der Christmas (Rhino/Warner) vorlegt und wie üblich die Stimmbänder ordentlich dehnt. Neben den üblichen Klassikern gibt's hier auch seltener Gehörtes wie "Hark The Herald Angels Sing" oder "Some Children See Him". Alles recht vorhersehbar, aber Jarreau-Fans werden wohl gerade deshalb ihre Freude an diesem Album haben.

Ob das auch auf die Fangemeinde von Sheryl Crow zutrifft, darf bezweifelt werden. Home For Christmas (Universal) ist ein ziemlich schlappes Teil, auf dem lediglich das swingende "White Christmas" überzeugt. Der Rest: Easy-Listening-Singer/Songwriter-Pop ohne eigene Note. Was um so erstaunlicher ist, als die 47-Jährige doch eigentlich eine unverkennbare Stimme besitzt. Hier jedoch versandet alles im dezent melancholischen Einerlei. Das eigens für diese CD komponierte "There Is A Star That Shines Tonight" bildet da leider keine Ausnahme.

Ganz anders Melissa Etheridge . A New Thought For Christmas (Island/Universal) heißt ihr Album, und der Titel ist Programm. Sechs von zehn Stücken hat die Amerikanerin für diese CD geschrieben, darunter den wunderbar rauen Bluesrocker "It's Christmas Time", ein klasse Gegenentwurf zum sonst üblichen Sentimentalitäten-Cocktail. Hier geht es eben nicht darum, Altbewährtes aufzukochen, hier werden tatsächlich neue Ein- und Ansichten geboten. Sehr erfrischend! Die geschmackssichere Aufmachung von Digipack und Booklet tun ein übrigens, um "It's Christmas Time" eine Spitzenposition unter den Weihnachts-CDs dieses Jahres zu sichern.

Zeitlos gut: Best Of Snow A Very Special Christmas Collection (Universal). Die insgesamt 24 Beiträge kommen aus den Bereichen Soul, Funk, Bossa Nova und Easy Listening inklusive Highlights wie James Browns "Santa Claus Goes Straight To The Ghetto" oder Burt Bacharachs "The Bell That Couldn't Jingle". Ein echtes Fest zum Fest!

Nur bedingt trifft dies auf die Doppel-CD Wonderful Christmas (EMI) zu, auf der sich aus der Abteilung Pop so ziemlich alles findet, was in den vergangenen Jahrzehnten die Weihnachtszeit verschönt oder verdorben hat. Wie zu erwarten führt kein Weg an Whams "Last Christmas" vorbei, und Paul McCartney schwadroniert wieder einmal von der "Wonderful Christmas Time". Ob jemand Weihnachtslieder von Sarah Connor oder gar Chris De Burgh braucht, sei einmal dahin gestellt, doch unter den insgesamt 42 Tracks finden sich natürlich auch manch Hörenswertes. "Peace" von Norah Jones zum Beispiel, "Feliz Navidad" von Jose Feliciano oder das unverwüstliche "I Wish It Could Be Christmas Everyday" von Wizzard. Da kann der Weihnachtsmann kommen...