The Whitest Boy Alive machen wunderbare, poppige Tanzmusik. Ihr Mastermind ist ein Norweger. Erlend Oye ist mit einer außergewöhnlichen Stimme gesegnet, die entspannend und melancholisch zugleich ist.
Hamburg. Der Erlend-Oye-Moment ist gar nicht leicht zu benennen, aber der populärste ist sicher sein Auftritt im Video von "I’d rather dance with you", wo der Norweger, der Inbegriff des schlaksigen Brillenträgers, seine Gliedmaßen zu den poppigen Klängen eines phänomenalen Hits schüttelt (die Ballettmädchen lachen sich halb tot, tun es ihm aber dann nach).
"I’d rather dance with you" ist ein Stück der verträumten Folkpopper Kings of Convenience aus dem norwegischen Bergen. Die Band, mit der der 1975 geborene Musiker hauptsächlich sein Geld verdient, will dieses Jahr ein neues Album veröffentlichen. Zwischendurch hat Tausendsassa Oye noch ein weiteres neues Album mit seiner zweiten Band "The Whitest Boy Alive" eingespielt. In Mexiko diesmal, und der kühle Sound des Quartetts aus Berlin mag ja eigentlich eher nicht zur Strandparty passen, sondern zu Konsens-Discoabenden in abgeranzten Berliner Villen.
Oye, der auch in London lebte, ist 2002 nach Berlin gezogen. Dort traf er Produzenten und DJs und ließ ein paar seiner Electropopsongs mixen, nicht nur in der deutschen Hauptstadt, sondern auf dem ganzen Globus. Resultat war das Soloalbum "Unrest", aufgenommen in zehn Städten.
Gefunden hat sich Oye aber erst im Projekt mit seinen Mitstreitern Marcin Öz, Sebastian Maschat und Michael Nentwig. Das Album "Dreams" von 2006 versammelte wunderbar reduzierte Indiepop-Stücke ohne einen einzigen programmierten Ton. The Whitest Boy Alive sind eine Live-Band, mit Keyboard, Bass, Gitarre, Gesang. Jetzt erscheint "Rules", der Nachfolger, und er ist noch tanzbarer geraten als "Dreams".
Es gibt nicht viele Stimmen, die hypnotischer im Raum stehen als die Erlend Oyes. Man kann seinen Gesang entspannend nennen, ganz bestimmt, man kann aber auch einfach bewundern, wie diese samtene Stimme, die so melancholisch und verloren wirken kann, zu einer Musik passt, die zwar kühl, aber ebenso lebensbejahend klingt. Ihr Klangspektrum haben die erfolgreichen Berliner, die so hip sind wie nur irgendwelche, erweitert: Der Sound wird neuerdings durch das Rhodes- und Crumar-Spiel von Daniel Nentwig ergänzt. "Rules" ist eine Frühlingsplatte, wir werden zu ihr den Erlend-Oye-Gedächtnistanz aufführen, im roten Adidas-Trainingsanzug.
The Whitest Boy Alive Rules (Bubbles)