Hamburg. Neue Show in den Kammerspielen oder die Dauerbrenner „Thalia Vista Social Club“ und „Heiße Ecke“, das Theaterangebot ist groß. Was lohnt?

  • Im Schauspielhaus gibt es auch bei den Silvester-Vorstellungen Stehplätze und danach große Party
  • Im First Stage Theater steht „Dinner for One“ auf dem Spielplan – mit eigener musikalischer Fortsetzung
  • Im Thalia Theater spielt der „Thalia Vista Social Club“ seit 2001 fast in Originalbesetzung

Alle Jahre wieder – kommt nicht nur Weihnachten. Früher oder später stellt sich auch die Frage: Und was machen wir eigentlich Silvester? Damit sich Theaterinteressierte dann nicht sagen „Ach, hätten wir doch mal....!“, sei hier dezidiert auf besondere Arrangements in einigen der vielfältigen Hamburger Bühnenhäuser hingewiesen, für die es derzeit noch Eintrittskarten gibt. Auch wenn diese mancherorts bereits knapp geworden sind.

Noch immer ein hanseatischer Klassiker ist der „Thalia Vista Social Club“, der 2001 am Alstertor erstmals öffnete. Die Uraufführung des komischen Liederabends fand vor mehr als 23 Jahren im Thalia Theater jedoch an einem nasskalten Januar-Mittwoch statt. Erst danach entwickelte sich das Stück von Regisseur Erik Gedeon zum Festtag, inzwischen ist es (Silvester-)Kult Wohl auch, weil das Ensemble mit den rockenden und rollenden Schauspieler-Rentnern in einem Altenheim des Jahres 2040 seit der Premiere fast unverändert am Jahresende wieder zusammenfindet.

Hamburgs Bühnen im Silvesterrausch – es gibt noch Karten für Vorstellungen und Feiern

Und so werden von der Originalbesetzung Peter Jordan, Rainer Piwek, Stephan Schad, Victoria Trauttmansdorff und Angelika Thomas (als strenge Pflegerin) erneut mit Gabriela Maria Schmeide (seit 2009 dabei) und Dietmar Loeffler sticheln. Der hat am Piano längst Gedeon vergessen lassen. Zum Warmlaufen haben die rüstigen sieben am 23. Dezember (20 Uhr) vor dem Festtagsschmaus noch eine Zusatzshow eingeschoben. Zu Silvester spielt, singt und klopft (mit Gehstock) das Septett um 13.30 und um 16.30 Uhr (zum 333. Mal!) dann seine beiden traditionellen Jahresabschluss-Vorstellungen. Ganz nach dem Motto „I Love Rock ‘n‘ Roll!“

Silvester gelten Feiertagspreise zwischen 6 und 79 Euro, einen Tag vor Heiligabend liegt die Obergrenze bei 59 Euro. Die Silvesterparty auf drei Etagen im Thalia Theater ist quasi ausverkauft; wer auf richtig schön-böse Vorurteile steht, könnte aber im Saal ab 20.30 Uhr noch bei Bastian Krafts Inszenierung von Nestroys „Der Talisman“ auf seine Kosten kommen (alle Karten unter T. 040/32 81 44 44, theaterkasse@thalia-theater.de).

Etwas frischer ist das Silvester-Programm im Deutschen Schauspielhaus, obschon Schauspieler Charly Hübner jetzt auch schon 52 Lenze zählt. Um 17 Uhr spielt der Publikumsliebling aus MeckPomm und frühere Fernseh-Ermittler („Polizeiruf 110“) solo den „Late Night Hamlet“, eine Gastspiel-Kooperation mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Karten zu 14 bis 79 Euro (Premium-Sitzplätze) gibt es noch, ebenso für Hübners erste Vorstellun+g am 20. Dezember (20 Uhr).

Die gläserne Stadt
„Die gläserne Stadt“ im Schauspielhaus liefert auch Parodien auf die hanseatische Gegenwart. © Thomas Aurin | Thomas Aurin

Von 19.30 Uhr an steht am Silvester-Abend „Die gläserne Stadt“ von Felicia Zeller auf dem Plan. Ein Stück nach Gogols „Der Revisor“, das Regisseur Viktor Bodo Ende Februar bei der Uraufführung im Schauspielhaus zur Parodie auf die Gegenwart umgestaltet hat, auch mit Anspielungen auf den Cum-Ex-Skandal. Nach gut drei Stunden Vorstellung inklusive einer Pause steigt dort eine Silvesterparty. Stehplätze (!) für die Aufführung und das Danach kosten 73 Euro, in der Premium-A-Kategorie sitzt man(n) und frau für je 142 Euro bequem im größten deutschen Sprechtheater (Restkarten unter T. 040/24 87 13, www.schauspielhaus.de).

Mit Livemusik: Im Lustspielhaus und in Winterhude geht es auf der Bühne nach Mitternacht weiter

Das Ende vom Anfang
Drei, die sich gefunden haben: Jan-Peter Petersen, Katie Freudenschuss und Max Beier (v .l.). spielen als Ensemble Alma Hoppe 3.0 wie schon 2023 auch zum Jahresende im Lustspielhaus. © Steven Haberland | Steven Haberland

In Eppendorf und Winterhude haben satirisch-komische Vorstellungen zur Jahreswende Tradition. Im Lustspielhaus setzt sie das Ensemble Alma Hoppe 3.0 (mit den Hausherrn Jan-Peter Petersen und Max Beier sowie der musikalischen Stammgästin Katie Freudenschuss) gleich in zwei Vorstellungen fort: Das neue , durchaus musikalische Generationen-Programm „Eine Frage der Ära“, das erst kürzlich Premiere gefeiert hat, spielt das Trio um 16 Uhr und 21 Uhr. Die Nachmittagsvorstellung gibt es zum doppelten Preis (66 bis 74 Euro), die Abendvorstellung locker zum dreifachen (Restplätze: 99 bis 111 Euro). Denn: Nach Ende um ca. 23.30 Uhr können die Gäste bei Berlinern, Brezeln und Sekt im Kabarett-Theater ins neue Jahr feiern, ehe Alma Hoppe 3.0. nach Mitternacht noch eine gut einstündige Zugabe liefert (Karten ohne Verzehr unter T. 040/55 56 55 56, www.almahoppe.de).

Pressefoto Bidla Buh
Gar nicht abgehoben: Olaf Klindtwort, Torge Bollert und „Freddy“ Behrend (v.l.) alias Bidla Buh rocken seit 2017 zu Silvester die Komödie Winterhude. Das Trio verbindet musikalisches Können mit Komik. © Bidla Buh | Bidla Buh

Nebenan in der Komödie Winterhude steht wieder das populäre Silvester-Special von und mit Bidla Buh an: Das Hamburger Trio legt um 22.45 Uhr los. Nach Grammofon-Klassikern, Rock ’n’ Roll und Pop sowie Parodien auf Carpendale, Maffay und Udo Lindenberg machen die befrackten Männer mit Conférencier und Sänger-Trompeter Hans Torge Bollert, Gitarrist Olaf Klindtwort und Schlagwerker Jan-Frederick Behrend vor Mitternacht eine Pause, in der es Sekt und Berliner gibt. Fröhlich und früh im neuen Jahr hauen die drei versierten Musikkomödianten danach noch mal richtig auf die Pauke. Weil es für diese Show nur noch Restkarten gibt (zu 72,50 bis 76,50 Euro inkl. Verzehr), sei als Alternative Ken Ludwigs aberwitziges Stück „Sherlock Holmes: Der Fall Moriarty“ empfohlen. Es hat in der Komödie Winterhude erst Mitte November deutsche Erstaufführung gefeiert, passend zu Silvester (hier um 15 und 19 Uhr) schon damals mit einer Knallerei im Saal (Karten zu 30 bis 58,50 Euro unter T. 040/48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de).

Im Allee Theater ist ein Berliner in der Pause mit inbegriffen

Schmidts Tivoli Heiße Ecke
Das Kiez-Musical schlechthin: Die „Heiße Ecke“ zieht seit 2003 Gäste aus nah und fern ins Schmidts Tivoli, auch Silvester. © (c)Brinkhoff-Moegenburg | Brinkhoff-Moegenburg

Die Silvesterprogramme in Schmidts Tivoli (mit dem Musical-Dauerbrenner „Heiße Ecke“) und im Schmidt Theater (mit der frechen neuen Varieté-Show „Schmidts Winterglitzer“) bieten je zwei Vorstellungen, um 16 und um 21 Uhr. Die Revue, moderiert von Comedy-Königin Elke Winter und Cabaret-Diva Maladée, bietet eine große Wundertüte voll glitzernder Überraschungen. Für die Nachmittagsvorstellungen gibt es noch Karten zu normalen Preisen (ab 44,90 bzw. 36,90 Euro unter T. 040/31 77 88 99 oder www.tivoli.de). Die abendlichen Silvesterbüfetts und -menüs in Angie’s Nightclub und im Reep sowie die Abendvorstellungen sind ausgebucht. Kein Wunder, denn Mitternachtssekt, Silvesterparty und Reinfeiern mit dem Ensemble im Tivoli und Angie‘s sind mit drin.

Spielzeit2024-25  Allee Theater Hamburg
„Die Csardasfürstin“ (Symbolbild) singt, klingt und strahlt im Allee Theater. Intendant Marius Adam inszeniert die Operette. © Patrick Sobottka | Patrick Sobottka

Wer‘s lieber klassisch mag: Das für seine Arbeit anno 2024 mit dem Barbara Kisseler Theaterpreis ausgezeichnete Allee Theater zeigt zu Silvester (19.30 Uhr) in seiner Hamburger Kammeroper „Die Csárdásfürstin“. Für die Vorstellung ist ein Berliner in der Pause im Preis inbegriffen. Karten für die folgende Feier mit Menü sind bereits ausgebucht. Für Emmerich Kálmáns Operette, Premiere ist am 13. Dezember, kosten die Festtagskarten 61 bis 75 Euro Eintritt (unter T. 040/38 29 59; alleetheater.de), das Stück läuft auch vom 27. bis 29. Dezember.

Silvesterrausch in Hamburg: Karten fürs Hansa und Ernst Deutsch Theater gibt‘s beim Abendblatt

Pressefoto DAT FROLLEIN WUNNER im Ohnsorg Theater
In „Dat Frollein Wunner“, Uraufführung war im Mai 2022, behaupten sich Tanja Bahmani, Nele Larsen und Caroline Kiesewetter (v.l.) mit feinem Swing-Gesang im Hamburg der Jahre nach 1945. © Sinje Hasheider | SINJE HASHEIDER

Im Ohnsorg-Theater beginnt das vier Tage lange Silvester-Special rund um „Dat Frollein Wunner“ am 28. Dezember, kulminierend in den beiden Vorstellungen am 31. Dezember (19 und 22.30 Uhr). Wie schon 2023 nimmt die temporeiche, auch mal tiefgründige musikalische Komödie um drei Frauen, die einen Gesangswettbewerb gewinnen wollen, das Publikum mit ins Hamburg der Nachkriegsjahre, angereichert mit Swing der 40er von einer vierköpfige Liveband. Zwei Clous: Autor und Regisseur Murat Yeginer übernimmt in der Wiederaufnahme selbst die Rolle eines britischen Offiziers, und in den erhöhten Eintrittspreisen von 73,70 bis 78,20 Euro der zwei Silvester-Shows sind die Büfetts mit Sekt und Berlinern in den Pausen enthalten (Karten unter T. 040/35 08 03 21; www.ohnsorg.de).

Im Hansa-Theatersaal gibt es am 31. Dezember zwei Vorstellungen, um 14.30 und um 18.30 Uhr. Das bunte Varieté-Programm ist identisch mit dem an normalen Tagen in Deutschlands ältestem Varieté-Theater. Die Preise liegen zwischen 74,90 und 84,90 Euro, Karten sind in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18–32) erhältlich.

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Dort gibt es auch Tickets für ein besonderes Silvester-Arrangement im Ernst Deutsch Theater. Hier steht zum Jahresausklang der ehemalige „Tatort“-Ermittler Boris Aljinović mit auf der Bühne. Abendblatt-Leserinnen und -Leser können die Silvester-Vorstellung um 18.30 Uhr auf den besten Plätzen zum Vorteilspreis von 39 statt 44 Euro genießen. Dass an der Mundsburg „Der Geizige“ auf dem Spielplan steht, sollte dem Genuss keinen Abbruch tun. Im Gegenteil: Zu dem von Anatol Preissler mit Witz, Verve und Livemusik neu arrangierten und inszenierten Komödien-Klassiker von Molière bekommt jede(r) noch einen Berliner und ein Glas Sekt – für den perfekten Start in die Silvesternacht.

In den Kammerspielen singt La Fortenbacher, in Altona spielen Dusses Romane, im First Stage „Dinner for One 1 & 2“

Auch die Kammerspiele haben sich für Silvester etwas Originelles einfallen lassen. Unter dem Motto „Mit Schwung ins neue Jahr“ interpretieren Musical-Star Carolin Fortenbacher (ehemals „Mamma Mia!“) und der gesangsstarke Schauspieler Tim Grobe, an den Vortagen wieder in „Die letzten fünf Tage“ zu erleben, populäre Songs und witzige Texte auf ihre Art neu. Um 19.30 und um 22.30 Uhr wollen beide, begleitet vom Pianisten Markus Syperek, ein musikalisch-literarisches Programm bieten, das keine Wünsche in Sachen, Herz, Humor und Stimmung offenlässt. Während oder nach der zweiten Vorstellung lässt sich mit dem Team der Kammerspiele auch aufs neue Jahr anstoßen: Ein Glas Sekt und ein Berliner sind im Eintrittspreis inbegriffen (Karten zu 52 bis 67 Euro unter T. 040/413 34 40, www.hamburger-kammerspiele.de).

Das ebenfalls von Axel Schneider und Dietrich Wersich geführte Altonaer Theater wird dem dortigen Bühnenmotto „Wir spielen Bücher“ am 31. Dezember mit einem doppelten Spaß gerecht: Nach den Erfolgsromanen Karsten Dusses spielen Chantal Hallfeldt, Dirk Hoener und Georg Münzel um 19 Uhr zunächst „Achtsam morden“, um 22.30 Uhr dann „Das Kind in mir will achtsam morden“, jeweils in der Regie Axel Schneiders. Auch in Altona sind im Eintrittspreis (52 bis 67 Euro) Sekt und Berliner inklusive (Karten unter T. 040/39 90 58 70, www.altonaer-theater.de).

Pressefoto First Stage Theater Hamburg - Dinner for One 2024
Völlig beschwipst und in vertauschten Rollen im First Stage Theater: Daniel Pabst spielt und singt Miss Sophie, Henriette Grawwert den Butler James in „Dinner for One, Teil 1 & 2“ . © Dennis Mundkowski | Dennis Mundkowski

Und was darf in dieser Nacht auf keinen Fall fehlen? „Dinner for One“. Henriette Grawwert und Daniel Pabst hauchen, vielmehr flößen dem Silvester-Klassiker seit 2018 im First Stage Theater neues Leben ein. Die renommierten Musical-Darsteller („Ich war noch niemals in New York“, „Sister Act“) spielen, singen und strecken als Duo Pajette den Sketch nicht nur zur beschwipsten, teils trashigen Musikkomödie in vertauschten Rollen mit Schlagern wie „Griechischer Wein“. Die beiden Show-Profis bringen seit 2021 auch ihre Fortsetzung „Dinner for One, Teil zwei“ auf die Bühne in Altona-Altstadt, quasi eine Very-Best-Ager-Liebeskomödie. Prost, Skål und noch mehr heißt es vom 28. bis 30. Dezember zweimal am Tag, an Silvester gibt es zweimal Teil 1 (um 13 und 17 Uhr) sowie um 21 Uhr Teil 2 und nach der letzten Vorstellung des Jahres auch ein Glas Sekt gratis (Karten zu 40 bis 60 Euro unter T. 040/40 123 27 27; www.firststagehamburg.de).

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