Hamburg. Fürs neue Programm im Lustspielhaus hat Regisseur Michael Ehnert Hand angelegt. Das Trio überrascht ab diesen Freitag wieder musikalisch.

  • Nach der ersten Arbeit von Alma Hoppe 3.0 im Vorjahr heißt es jetzt „Eine Frage der Ära“
  • Das neue Programm im Eppendorfer Lustspielhaus ist eine Melange aus Theater, Kabarett, Comedy und Musik
  • Wer ist umweltschädlicher: „Ein fleischfressender Fahrradfahrer oder ein veganer Autonutzer?“

Die Generation Z, also die zwischen 1995 und 2010 geborenen jungen Menschen, kennt den Begriff Kabarett womöglich nur vom Hörensagen. Was aber, wenn drei (etwas bis deutlich ältere) Generationen satirisch miteinander spielen, ringen und singen? Dann ist es „Eine Frage der Ära“. So heißt das neue Programm des Hausensembles Alma Hoppe 3.0. im Eppendorfer Lustspielhaus.

Gemessen an der ersten Arbeit des Trios vor einem Jahr („Das Ende vom Anfang“) ist das, was Jan-Peter Petersen, Max Beier und Katie Freudenschuss jetzt auf die Bühne bringen, klarer und besser strukturiert. Damals hatten sie meist Solo- und alte Alma-Hoppe-Duonummern aus fast 40 Jahren mit Komödiant Nils Loenicker recycelt. Jetzt spielt das Trio infernale ein in sich geschlossenes Stück, eine Melange aus Theater, Kabarett, Comedy und Musik. Es erinnert an Jordi Galcerans grandioses Arbeitswelt-Psychospiel „Die Grönholm-Methode“, dessen Stück mit vier Bewerbern um einen Managerposten vor Jahren an der Komödie Winterhude lief. 

Hamburg: Alma Hoppe 3.0 probt satirisch den Generationenkampf

Auch im Lustspielhaus sind die drei Protagonisten in einer Art Labor gefangen. Alma-Hoppe- und Lustspielhaus-Gründervater Petersen (Jahrgang 1958) gibt den Babyboomer, Beier (übrigens bei der Eröffnung des Kabarett-Theaters 1994 als Kleinkind auf dem Arm seines Vaters mit dabei) steht für die Generation Y, mithin die Millennials, Katie Freudenschuss im doppelten Sinn dazwischen. Von Gewicht sind Themen wie Verteilungskämpfe, Krieg und Frieden sowie Klimaschutz. „Es gibt Schafe und Wölfe, und Sie sind das Gras“, stichelt Freudenschuss gen Petersen. Derweil sich Junior Beier fragt, wer umweltschädlicher sei: „Ein fleischfressender Fahrradfahrer oder ein veganer Autonutzer?“ Um dann hämisch selbst von freier Fahrt mit eigenem Pkw zu träumen.

Die Handschrift des von Alma Hoppe engagierten Hamburger Schauspielers und Drehbuchautors Michael Ehnert, der als Regisseur schon dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen und der Münchner Lach- und Schießgesellschaft neues Leben eingehaucht hatte, zeigt sich deutlich. Ehnert bringt Alma Hoppe 3.0 in Bewegung und zum Interagieren, lässt den dreien dennoch Freiräume, ihre Stärken auszuspielen.

Alma Hoppe 3.0: Bonnie Tylers 80er-Hit „Total Eclypse Of The Heart“ wird zu „Sei bereit, Boomer“

Indem Hauptautor Petersen jetzt auf der Bühne hin- und hertigert, bekommen seine typischen Monologe noch mehr Verve. Der zynische Dialog mit Beier in den Rollen zweier Abschiebe-Polizisten überzeugt auch ohne Moves – Co-Autor Henning Venske lässt grüßen. Dass Katie Freudenschuss ihrem bewährten Impro-Song am E-Piano mit diesmal nur drei knapp gehaltenen Publikumsabfragen, wen man alles ausgrenzen solle (bei der Premiere: Helene Fischer, Jan Böhmermann und Trump), folgen lässt, fügt sich gut ein.

Die Gewinnerin des Deutschen Kleinkunstpreises von 2022 in der Sparte Chanson/Lied/Musik gibt im Trio gern den Ton an und den Männern richtig Kontra. Dank ihres Faibles für Dialekte (Sächsisch, Hessisch) kann die Halb-Österreicherin komödiantisch locker mithalten. Als Begleiterin Max Beiers beim Song „Sei bereit, Boomer!“ (frei nach Bonnie Tylers 80er-Hit „Total Eclypse Of The Heart“) sorgt sie mit für einen der Höhepunkte des Abends: Der ausgebildete Schauspieler Beier agiert beim Singen und Rappen freier als beim Spielen und Sprechen. Auch das ist wohl „Eine Frage der Ära“.

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Gemeinsam entwickelt Alma Hoppe 3.0 in seinem theatralen Kabarett-Labor eine Dystopie bis ins Jahr 3021. Das reicht im neuen Programm allemal für eine Exit-Strategie. Obwohl das Ende nicht alle restlos zufriedenstellt.

„Eine Frage der Ära“ wieder 6.–8.12., 13.–15.12., 20./21.12., 29./30.12., Fr/Sa, jew. 20.00, So 19.00, u. 31.12., 16.00 u. 21.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- (Silvester erhöhte Preise) unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

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