Hamburg. Thomas Voigt ist zurück in Hamburg – für einen seiner Mitreisenden endete die Weltreise mit einem peinlichen Malheur.
- Fast vier Monate lang ist Thomas Voigt mit der Aidamar auf Weltreise gewesen
- Nun hat er seine Heimat Hamburg wieder erreicht
- Sein Fazit: Das Schiff war ein Dorf, mit herzlichen Bekanntschaften und kuriosen Begebenheiten bis zuletzt
Es ist vollbracht. Ich bin ohne nennenswerte Komplikationen nach fast vier Monaten Weltreise von der „AidaMar“ runter und in Hamburg an Land gegangen. Das kann nicht jeder Passagier von sich sagen. Denn die besten Kalauer schreibt bekanntlich das Leben: Vor meinem letzten Frühstück an Bord des Kreuzfahrtschiffes stand an der Rezeption auf Deck 5 ein verzweifelter älterer Herr im Bademantel.
Er hatte am Abend zuvor seine Koffer gepackt und zum Abholen vor seine Kabinentür gestellt. Die Abholung klappte tadellos. Nur hatte der arme Kerl seine sämtlichen Klamotten eingepackt und leider nicht daran gedacht, sich für den Morgen ein paar Sachen zum Anziehen herauszulegen. Nun stand er da in Puschen und Bademantel und traute sich nicht vom Schiff.
AidaMar: Kreuzfahrt-Passagier steht ohne Klamotten dar
Ob und wie die Crew ihn aus seiner peinlichen Notlage befreien konnte, habe ich nicht weiter verfolgt. Unter mehr als 1000 gestapelten Koffern an Bord am Ende unserer viermonatigen Kreuzfahrt den seinigen herauszuwühlen, war ganz sicher ein Ding der Unmöglichkeit. Vermutlich haben sie außerplanmäßig für ihn den Bordshop geöffnet und ihm bei der Gelegenheit ein paar Turnschuhe, eine Jogginghose und ein Sweatshirt verkauft.
Kreuzfahrt um die Welt auf der „AidaMar“ endet in Hamburg
„Willkommen zu Hause, Weltreisender Thomas Voigt“ – auf meine größten Fans ist Verlass. Wie schon bei der Abfahrt der „AidaMar“ im Oktober standen die langjährigen bz-Leser Matthias und Sanne Käufl auch beim Einlaufen mit einem großen Schild am Kai: frühmorgens um 4.30 Uhr am Seemannshöft vor dem Lotsenhaus gegenüber von Finkenwerder, eine gute Stunde später dann am Terminal in Steinwerder, wo wir anlegten.
Ganz ehrlich: Das war noch nicht so ganz meine Zeit. Ich habe den liebenswerten Einsatz glückselig in meiner Koje verschlafen. „Wir wurden aber aktiv wahrgenommen“, berichtete Matthias Käufl mir später. „Ein Offizier auf der Brücke und eine Frau ganz oben an Deck haben unsere lautstarken Grüße erwidert.“
Dann, zur späteren Morgenstunde, begrüßte mich Kollegin Lena vor dem Terminal, bevor meine Tina pünktlich auf die Minute vorfuhr und mich mitsamt meinem üppigen Seegepäck einlud. Ich danke allen Beteiligten für diesen warmen Empfang!
Nach vier Monaten „AidaMar“ gedanklich noch immer auf dem Schiff
Mittlerweile habe ich eineinhalb Wäschekörbe voll Post durchgesehen und zwei Nächte zu Hause geschlafen. Beim Aufwachen denke ich aber noch immer, ich bin auf der Aida. Kein Wunder: Vier Monate lang habe ich in ein und demselben fremden Bett gelegen, war tagsüber stets mit denselben 2000 Leuten befasst. Das Schiff war wie ein Dorf, war vorübergehend mein neues Zuhause geworden. Umgekehrt träumt man ja auch in ersten Urlaubsnächten von der Heimat und nicht vom Urlaubsstrand oder von der Skipiste – es sei denn, man fährt jedes Jahr an denselben Ort und in dieselbe Unterkunft.
Auch heute schwankt der Boden unter meinen Füßen noch immer wie der weiße Dampfer auf hoher See. Buchstäblich im Seemannsgang schlurfe ich über die Bürgersteige der wintergrauen Hansestadt. Sogar beim Autofahren war ich nach 17 Wochen Abstinenz ein wenig aus der Übung. Erst nach mehreren Fahrten durch die City bin ich vorhin mit meinem kleinen Opel Adam wie eh und je kreuz und quer über die Spuren gehüpft.
Mein verändertes Leben an Bord hat aber auch längerfristig körperliche Folgen gezeitigt. Die täglichen 1000-Meter-Läufe übers Deck haben meine Beinmuskulatur und meine Kondition gestärkt. Das merke ich jetzt im Treppenhaus. Saft- und kraftlos kommen dagegen meine Oberarme daher. Jetzt nicht lachen, bitte. Es liegt daran, dass ich auf der Weltreise keine Badewanne zur Verfügung hatte und statt meines täglichen Vollbads unter der Kabinendusche stand. Nachdem ich nun zu Hause endlich wieder wie Müller-Lüdenscheidt in meiner geliebten Wanne planschen konnte, war es eine kleine Herausforderung, mich hinterher am Wannenrand hochzudrücken – obwohl ich ja, wie berichtet, während der Reise fünf Kilogramm abgenommen habe. Es fehlt einfach das tägliche Training. Ich arbeite dran.
Viele herzliche Bekanntschaften während der Weltreise gemacht
Aida-Sängerin Dana hat sich bis zuletzt nicht bei mir gemeldet. Untreue Tomate. Dabei hätte ich sie so gern zu einem Dinner an Bord eingeladen. Hier zu Hause bin ich nun froh, alte und bewährte Freundschaften wieder zu pflegen und zu genießen. Morgen Nachbarin Martina, übermorgen mein Grundschulfreund Jürgen, Sonnabend dann Fay, die längst erwachsene Tochter meiner früheren Nachhilfeschülerin.
Andererseits denke ich noch gern an meine herzlichen Bekanntschaften an Bord zurück: Carmen, Florian und Dani aus Wien, die Familie aus Köln, die Shuffleboard-Clique, Thilo aus Bremen und Michy aus Rostock. Die beiden sind an Bord der „AidaMar“ geblieben, frieren jetzt irgendwo in Norwegen. Dani ebenfalls. Ich habe sie noch in meinem WhatsApp-Verlauf.
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