Lippstadt. Wieder ist der SV Lippstadt im Fußball-Westfalenpokal auf dem Weg in die DFB-Hauptrunde an einem Drittligisten gescheitert. Doch es bleibt nach der 2:4-Niederlage noch ein Fünkchen Hoffnung. Sollte Arminia Bielefeld aufsteigen in die 2. Liga oder mindestens Tabellenvierter werden, sind die Lippstädter ebenfalls im DFB-Pokal-Wettbewerb 2013/14.
Natürlich ist der Weg über die Hintertür ins große DFB-Pokal-Geschäft vorläufig nur ein schwacher Trost. Lieber hätten die SV-Fußballer ihre Ambitionen sportlich untermauert. Doch wieder war der Gegner eine Nummer zu groß.
Arminia Bielefeld - Aufstiegsanwärter für die 2. Liga - setzte sich mit seiner B-Elf verdientermaßen mit 4:2 (3:1) im Stadion am Waldschlösschen durch. DSC-Trainer Stefan Krämer tauschte gleich auf zehn Positionen die Protagonisten gegenüber dem letzten Drittliga-Spiel gegen Halle (2:1) aus.
Lippstadts Trainer Daniel Farke hingegen bot zum Spiel des Jahres vor der imponierenden Kulisse von 2.500 Zuschauern seine stärkste Mannschaft auf. Auch Torjäger Viktor Maier meldete sich rechtzeitig wieder fit.
Und die Gastgeber begannen gut und mutig. Wenig Respekt verriet die offensive Aufstellung. Coach Farke scheute kein Risiko. Er nominierte mit Maier, Lars Schröder, Ardian Jevric und Björn Traufetter vier torgefährliche Akteure in der Anfangself.
Traufetter hatte die erste Torchance
Traufetter besaß mit einem 18-Meter-Schuss dann auch die erste Chance der Partie. Bielefelds Keeper Ortega-Morena machte sie zunichte. Allmählich bekamen die favorisierten Ostwestfalen dann mehr Oberwasser. Genaues Passspiel und hohe Laufbereitschaft machten den Unterschied aus.
So traf Glasner nach einer zu kurzen Faustabwehr des eigentlich Pokal-erfahrenen SV-Keeper Damian Liesemann zum 1:0 für den Favoriten in der 21. Minute. Lippstadt steckte den Rückstand im Stile eines motivierten Regionalliga-Spitzenreiters schnell weg. Das Waldschlösschen kochte vor Freude als Moritz Kickermann eine Freistoßvorlage von Lars Schröder zum Schuss aus dem Hinterhalt nutzte. 1:1 stand es nach 36 Minuten. „Wer will schon nach Berlin? Europa, wir kommen!“ war das Motto der Choreographie, die die Lippstädter Fans vor dem Anpfiff ihren Spielern zeigten.
Eric Agyermang trifft per Doppelschlag für Arminia Bielefeld
Doch der Traum von einer Sensation und der DFB-Pokal-Hauptrunden-Teilnahme währte nur 120 Sekunden. Arminen-Stürmer Eric Agyermang zerstörte ihn mit einem Doppelschlag (36./38.). Bielefeld drehte das Ergebnis wieder auf 3:1 - der Pausenstand. Ein deprimierendes Resultat.
SV-Teamchef Daniel Farke verlor da offenbar schon früh den Glauben an eine Wende. Der Trainer des Oberliga-Spitzenreiters verzichtete im zweiten Abschnitt auf seine Offensiv-Stammkräfte Jevric und Traufetter. Erdogmus und Polder übernahmen den Part in einer taktisch neu ausgerichteten Mannschaft.
Die Lippstädter mühten sich, aber entscheidend gefährden konnte sie den Einzug der Bielefelder ins Westfalenpokal-Finale (gegen Preußen Münster oder SC Wiedenbrück) nicht. Glasner machte per Kopfball mit seinem zweiten Treffer nach rund einer Stunde alles klar für den Favoriten. Viktor Maier konnte acht Minuten vor Schluss immerhin noch auf 2:4 verkürzen. Er traf mit einem strammen Nachschuss und verwertete den abgeprallten Torschussversuch des zuvor eingewechselten Warsteiners Pascal Raulf.
Vielleicht doch noch gegen Bayern oder den BVB
Mehr war nicht drin für die enttäuschten Hausherren. Der SV muss nun den Arminen bis zum Saisonende in der 3. Liga die Daumen drücken. Wie gesagt: Wenn Bielefeld auf Platz 1 oder 2 direkt oder über eine Relegationsspiel aufsteigt oder eben mindestens Tabellenvierter wird, ist auch Lippstadt noch als Nachrücker in der Verlosung für einen namhaften Gegner in der DFB-Pokal-Hauptrunde. Ein starker Trost, denn so könnte es im August ein noch viel größeres Fußballfest am Waldschlösschen geben.
Der Traum von prominenten Gegner wie dem FC Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04, Gladbach oder Bayer Leverkusen geht weiter.
Teams und Tore
SV Lippstadt 08: Liesemann - Barton, Lübbers, Stöckner, John - Fischer Riepe, Kickermann (82. Raulf), Maier, Jevric (51. Erdogmus) - Schröder, Traufetter (51. Polder). - Arminia Bielefeld: Ortega Moreno - Strifler, Burmeister, Mainka, Lorenz - Turhan, Jerat (59. Schönfeld), Riese, Langemann (70. Kleit) - Agyemang (59. Kullmann), Glasner. - Tore: 0:1 (21.) Glasner, 1:1 (35.) Kickermann, 1:2 (37.) Agyemang, 1:3 (39.) Agyemang, 1:4 (63.) Glasner, 2:4 (83.) Maier. Zuschauer: 2.500. Schiedsrichter: Markus Häbel (Herne).
Hartwig Sellmann
Stimmen nach dem Pokalspiel - Daumen drücken für Arminia Bielefeld
Die Stimmen nach der Niederlage des SV Lippstadt gegen Arminia Bielefeld.
Daniel Farke (Trainer des SV Lippstadt): „Wir hatten einen klaren Plan für das Spiel. Die Jungs haben auch alle Basiseigenschaften im Fußball an den Tag gelegt. Trotzdem haben wir zwei, drei Kleinigkeiten in der ersten Halbzeit falsch gemacht, die blöden Gegentore zur Folge hatten. So eine Mannschaft wie Arminia Bielefeld nutzt das natürlich sehr effizient aus. Unterm Strich ist eine 2:4-Niederlage gegen einen Drittligisten ein normales Ergebnis. Jetzt hoffen wir natürlich trotzdem noch auf einen Platz im DFB-Pokal. Wir waren jetzt schon stolz einen Traditionsverein wie Arminia Bielefeld in einem Pflichtspiel präsentieren zu können. Im Sommer wird es vielleicht noch eine Kategorie größer."
Stefan Krämer (Trainer von Arminia Bielefeld): „Der Spitzenreiter der Oberliga ist schwer zu spielen. Da musst du erstmal die Dominanz auf den Platz bringen. Das war für uns zu Beginn hier in Lippstadt nicht einfach. Den zwischenzeitlichen Ausgleich haben meine Jungs gut weggesteckt. Es war wichtig, dass wir mit dem Doppelschlag in der ersten Halbzeit schnell wieder in Führung gegangen sind. Dadurch wurde Lippstadt etwas der Mut und die Überzeugung genommen.“
Viktor Maier (Torjäger des SV Lippstadt): „Unsere Mannschaft war heiß. Sie wollte im dritten Anlauf endlich aus eigener Kraft in das Westfalenpokal-Finale. Wir haben leider zu schnell die beiden Gegentore kassiert nach dem 1:1-Ausgleich. Jetzt drücken wir Bielefeld bis zum Saisonende die Daumen, damit uns Arminia den Platz in der DFB-Pokal-Hauptrunde ermöglicht. Wenn wir das dann wirklich schaffen sollten, wünsche ich mich einen richtigen Knaller."
Lars Schröder (Stürmer des SV Lippstadt): „Der Bielefelder Doppelschlag vor der Pause hat natürlich auf die Moral gedrückt. Aber wir haben auch in der zweiten Halbzeit alles gegeben. Man kann uns nichts vorwerfen, obwohl vom Ergebnis her sicher mehr möglich war. Ich hoffe, dass wir trotzdem noch als Nachrücker in den DFB-Pokal kommen.“
Pascal Raulf (Ergänzungsspieler des SV Lippstadt): „Vor der großen Kulisse zu spielen, hat mir Spaß gemacht, auch wenn es am Ende nur zehn Minuten waren. Schade, dass wir verloren haben, was vielleicht auch am Respekt vor dem Gegner lag. Vor dem Tor waren wir bei unseren Chancen nicht so kaltschnäuzig wie Arminia Bielefeld. Das hat am Ende den Unterschied ausgemacht. Bielefeld schafft in der dritten Liga bestimmt einen Platz unter den ersten Vier. Dann sind auch wir im DFB-Pokal dabei.“
Björn Traufetter (Stürmer des SV Lippstadt): „Wenn wir mutiger und noch schneller nach vorne gespielt hätten, wäre sicher mehr drin gewesen. Bielefeld war anfällig in der Abwehr, aber wir machen hinten drei Fehler und kassieren so schon in der ersten Halbzeit drei dumme Tore. Das war sehr bitter. Aber wir haben ja trotzdem noch Hoffnung auf eine Teilnahme am DFB-Pokal."
Marc Polder (Mittelfeldspieler des SV Lippstadt): „Der kalte Doppelschlag war eine Vorentscheidung. Nach der Pause haben wir noch mal alles versucht, doch Bielefeld hat das routiniert zu Ende gespielt. Da hat man die Zweitliga-Ambitionen der Arminia gesehen. Wir wünschen Bielefeld jetzt bis zum Saison-Ende viel Erfolg in der 3. Liga, damit wir doch noch in die DFB-Pokal-Hauptrunde kommen.“
Lasse Fischer Riepe (Kapitän des SV Lippstadt): „Ich bin total enttäuscht. Bielefeld wäre schlagbar gewesen, wenn wir eine Topleistung abgerufen hätten. Ich ärgere mich am meisten über die beiden Gegentore, die wir im Doppelpack von der Arminia vor der Pause bekommen haben. Eine richtige Antwort haben wir darauf auch in der zweiten Halbzeit nicht mehr geben können. Trotzdem darf unsere Mannschaft ja noch weiter vom DFB-Pokal träumen."
Hartwig Sellmann