Lippstadt. Komplimente vom Gegner, Trauer in den eigenen Reihen. Das 2:3 im Fußball-Westfalenpokal zwischen dem SV Lippstadt und RW Ahlen wirkt noch lange nach. Auch bei SV-Routinier Ansgar Kuhn. Der 33-Jährige will am Saisonende aufhören. Stimmen zum Pokalkrimi.
Arie van Lent (Trainer RW Ahlen): "Lippstadt hat einen Riesenkampf abgeliefert und hatte Möglichkeiten, das Spiel für sich zu entscheiden. Das Quäntchen Glück liegt dann bei uns. Ein wichtiger Sieg, weil wir in unserer kritischen Lage jetzt auch die erste Hauptrunde im DFB-Pokal erreicht haben. Für mich ist aber leicht reden. Der Gegner hat es gut gemacht. Die Lippstädter haben uns unheimliche Schwierigkeiten bereitet. Meine Mannschaft konnte sich teilweise nicht mehr wehren. Wir waren der Favorit auf dem Papier, das muss man eigentlich ausnutzen. Aber das ist am Ende in solchen Pokalspielen völlig egal. Wir haben gewonnen und nur das zählt."
Farke: Jungs weinen hemmungslos
Daniel Farke (Trainer SV Lippstadt): "Wir haben über weite Strecken einen Gegner, der drei Klassen über uns spielt, nicht nur kontrolliert sondern zum Teil sogar dominiert. Wir hatten drei Minuten vor Ende der Verlängerung die große Chance durch Lars Schröder das Spiel zu gewinnen. Dann bekommen wir aus einer sehr umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidung einen Freistoß gegen uns. Das war eher Freistoß für uns. Aber so kleine Situationen können ein Spiel entscheiden, wenn du einen individuellen Fehler anbietest. Dann so einen Genickschuss zum 2:3 zu bekommen, ist natürlich sehr bitter. Die Jungs sind sehr enttäuscht. Einige sitzen in der Kabine und weinen hemmungslos. Das dritte Tor war ein ganz krasser Fehler unseres Torwarts. Aber es gibt keinen Vorwurf: Damian Liesemann hat die ganze letzte Woche mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus gelegen. Er hat nur einmal mit der Mannschaft trainieren können."
Schröder: Sieg wäre verdient gewesen
Lars Schröder (Stürmer SV Lippstadt): "Klar, ich hatte das 3:2 auf dem Fuß. Der Ball kam in dieser Szene zufällig zu mir. Ich war deshalb ein bisschen überrascht. Im Gegenzug haben wir dann das entscheidende Gegentor bekommen. Sowas ist dann echt bitter. Alle Zuschauer haben gesehen, dass wir mithalten konnten. Am Ende wäre ein Sieg für uns nicht unverdient gewesen. Schade!"
Ansgar Kuhn (Routinier SV Lippstadt): "Wenn man in der 117. Minute das 2:3 bekommt, ist das natürlich doppelt bitter. Ich hatte mich nach dem Freistoß schon wieder nach vorne orientiert, weil ich mir sicher war, dass unser Torwart den Ball abfängt. Ich will ihm aber keinen Vorwurf machen. Damian ist mit Sicherheit jetzt der ärmste Kerl von allen im Team. Heute hatten wir wie 2003 im Halbfinale gegen Sportfreunde Siegen ein Elfmeterschießen verdient. Ich bin mir sicher, dass wir das auch gewonnen hätten."
Kuhn: Mein letzter Westfalen-Pokalauftritt
Ansgar Kuhn zu seiner Zukunft: "Wie es aussieht, werde ich den Verein verlassen. Fest steht es noch nicht. Aber: Ich bin jetzt 33 Jahre alt und möchte mich in Zukunft mehr meiner Familie widmen. Ja, deshalb war das gegen Ahlen definitiv meiner letzter Westfalen-Pokalauftritt mit dem SV Lippstadt."
Georg Schierholz (Aufsichtsratsmitglied im SV Lippstadt): "Mensch, Mensch, Mensch - so eine bittere Niederlage hatten wir nicht verdient. Die Jungs haben doch alles gegeben und waren am Ende gleichwertig. Da war kein Unterschied zu sehen. Das dritte Tor darf natürlich nicht fallen. Aber kein Vorwurf an Damian Liesemann. Im Viertelfinale gegen Regionalligist SC Verl war er noch der beste Mann."
Finkeldei: Torwart braucht jetzt Psychologen
Holger Mast (ehemaliger SV-Spieler): "Schade, da war mehr drin für Lippstadt. Der Respekt war am Anfang vielleicht etwas zu groß. Ahlen hat mich enttäuscht. Die Truppe hat überhaupt kein Drittliga-Niveau. Und den Freistoß, der zum 2:3 führte, habe ich genau anders herum gesehen. Da hat der ansonsten gute Schiedsrichter Topp die falsche Entscheidung getroffen."
Josef Finkeldei (Vorsitzender Fußballkreis Lippstadt): "So ein blödes Ding zum Schluss. Was macht der SV Lippstadt jetzt bloß mit seinem Torwart? Der Junge braucht doch einen Psychologen, um das Spiel zu verarbeiten. Lippstadt hatte den Sieg verdient."