Lippstadt. Schade, ja beinahe tragisch für den SV Lippstadt 08. Im Fußball-Westfalenpokal scheiterten die Rot-Schwarzen erneut an einem Drittligisten in der Verlängerung. Nach leidenschaftlichem Kampf unterlagen die Schützlinge von Trainer Daniel Farke im Viertelfinale mit 0:2 gegen Preußen Münster. Wieder das Aus auf der Zielgeraden.
Alles war am Waldschlößen angerichtet für ein großen Pokalabend. 1500 Zuschauer gaben der Partie zwischen dem Spitzenreiter der Westfalenliga 1 und dem Tabellenelften der 3. Liga einen würdigen Rahmen. Nur die Langzeitverletzten Sven Dyballa und Moschni Akadius (beide Kreuzbandriss) fehlten dem SV.
Münsters erste Topchance hatte Ornatelli schon nach drei Minuten, aber Lippstadts Hintermannschaft konnte im letzten Moment klären. Sechs Minuten später ging ein Aufschrei durchs Stadion. Stephan Engeln marschierte auf der linken Seite frei durch, passte den Ball flach zu Björn Traufetter. Doch der SV-Stürmer brachte das Leder nicht im Kasten der Preußen unter. Es war die beste Möglichkeit für den SV 08 in der ersten Halbzeit.
Ansonsten beherrschten die Gäste optisch das Geschehen. Viel Druck erzeugten sie in der Offensive über die starke rechte Seite. Allerdings auch nicht besonders zwingend. Mit einer Ausnahme: Nach 19 Minuten klärte SV-Verteidiger Benjamin Pahlke im letzten Moment vor Benjamin Siegert. Da hatten die lautstarken und mit reichlich Bengalos ausgerüsteten Preußen-Fans den Torschrei schon auf ihren Lippen. Auch beim folgenden Eckball, doch der überragende SV-Keeper Damian Liesemann reagierte glänzend zwischen den Pfosten.
SV Lippstadt hat Pech im Pokal
Mit Beginn des zweiten Durchgangs machte Münster noch mehr Druck. Kurz nach dem Seitenwechsel lag der Führungstreffer in der Luft, aber wieder parierte Liesemann ausgezeichnet - erst gegen Schmider und anschließend scheiterte Siegert. 120 Sekunden später strich das Leder knapp am Lippstädter Gehäuse vorbei als Heise aus vollem Lauf abzog. SC-Kapitän Dennis Grote munterte seine Kollegen in diesem Augenblick noch auf. Nach 58 Minuten musste er angeschlagen den Rasen verlassen.
Sensation in der Schlussphase verpasst
Der SV 08 hielt mit auf Augenhöhe und wurde nach vorne immer mutiger. 65 Minute: Marc Polder marschierte mit der Kugel durch die Freiräume am linken Flügel, bediente Björn Traufetter. In höchster Not verhinderte Preußen-Torwart Schulze-Niehues einen Rückstand.
Die Schlussphase gegen müde gewordene SCP-Kicker war nichts für schwache Nerven. 87. Minute: der eingewechselte Lippstädter Lars Schröder rutschte haarscharf am Ball vorbei. 88. Minute: Benjamin Pahlke stellte Schulze-Niehues per Kopf nach einem Freistoß auf die Probe. Ein Reflex bewahrte Münster vor dem Rückstand. Keine Sensation nach regulärer Spielzeit. Stattdessen ging's in die Verlängerung.
Dotchev bringt Joker Vujanovic in Verlängerung
Münsters Trainer Pavel Dotchev brachte von der Bank den frischen Joker Radovan Vujanovic. Ein Glücksgriff. Nur vier Minuten nach Wiederanpfiff staubte er den Ball zum 1:0 für den wankenden Favoriten ab, weil die bis dahin gut organisierte SV-Abwehr einmal geschlafen hatte. Die SV-Männer mühten sich mit letzten Kräften, gaben nie auf. Erst kurz vor Ende der Verlängerung (119.) markierte Massimo Ornatelli das 2:0.
Preußen Münster feierten den Einzug ins Halbfinale gegen den SC Verl (2. Mai). Die tragischen Helden vom SV Lippstadt waren am Boden zerstört. Wie vor rund einem Jahr (2:3 gegen RW Ahlen) standen sie nach 120 Minuten im Fußball-Westfalenpokal wieder mit leeren Händen da.
Teams und Tore
SV Lippstadt: Liesemann, Engeln, Fischer-Riepe (106. Althoff), Maier, Erdogmus, Pahlke, Schulte, Lausch (106. Henke), Jevric, Polder (77. Schröder), Traufetter.
SC Preußen Münster: Schulze-Niehues, Hergesell, Duah, Heise, Kühne (77. Ndjeng), Schmider (91. Vujanovic), Grote (58. Königs), Truckenbrod, Ornatelli, Siegert, Kluft.
Tore: 0:1 Vujanovic (94.), 0:2 Ornatelli (119.). - Schiedsrichter: Martin Pier (Holzwickede) - Zuschauer: 1500
Hartwig Sellmann
Stimmen zum Spiel - Daniel Farke: Kompliment an meine Jungs
Daniel Farke (Trainer, SV Lippstadt): Die Niederlage ist sehr bitter. Wir haben alle auf die erste Hauptrunde im DFB-Pokal hingefiebert. Das wäre für den Verein ein Quantensprung gewesen. Wir wollten alles geben, um das kleine Wunder zu schaffen. Wenn es uns gelungen wäre, in Führung zu gehen, wäre das vielleicht auch möglich gewesen. So müssen wir den verdienten Sieg von Preußen Münster anerkennen. Trotzdem ein großes Kompliment an meine Jungs. Sie haben sehr gut gespielt.
Carsten Gockel (Manager, Preußen Münster): Der SV Lippstadt hat sich sehr gut verkauft. Das ist eine Mannschaft, die sehr stabil steht und nach vorne mit Traufetter auch immer Gefahr ausstrahlt. Wir sind froh, eine Runde weiter gekommen zu sein. Ich glaube, Lippstadt wird aus der Westfalenliga aufsteigen und damit auch ein großes Ziel erreichen in dieser Saison.
Lasse Fischer-Riepe (Kapitän, SV Lippstadt): Wir sind sehr enttäuscht. Die Mannschaft hat super gespielt, wurde am Ende aber nicht belohnt. Man muss gegen höherklassige Mannschaften hellwach sein, sonst brennt es in der Abwehr lichterloh. Das war beim ersten Gegentor leider der Fall. Schade. Für den Verein wäre es eine riesige Sache, wenn es hier mal eine DFB-Pokalspiel in der ersten Hauptrunde geben würde.
Pavel Dotchev (Trainer, SC Preußen Münster): Wir haben das Spiel sehr ernst genommen. Wir hatten aber eine sehr angespannte Personalsituation. Meine Mannschaft hat zuletzt fast nur Englische Wochen gespielt. Sie ist total ausgepowert. Bei uns ist einfach die Luft raus. Meine Jungs haben trotzdem toll gekämpft und gut gearbeitet. Wir haben im Westfalenpokal jetzt noch ein sehr wichtiges Spiel gegen den SC Verl. Das müssen wir auf jeden Fall auch für uns entscheiden.
Björn Traufetter (Stürmer, SV Lippstadt): Wir haben Münster einen guten Kampf geboten. In der Verlängerung zu verlieren, ist immer sehr bitter. Jetzt probieren wir es im nächsten Jahr wieder.
Ardian Jevric (Routinier, SV Lippstadt): Durch eine Unaufmerksamkeit in der Abwehr beim ersten Gegentor sind wir bestraft worden. So ist da halt gegen Teams aus der dritten Liga. Trotzdem, Hut ab. Unsere Mannschaft hat eine starke Leistung gezeigt.
Marc Polder (Spieler, SV Lippstadt): Wir haben gegen den Ball gut gearbeitet. Am Ende der 90 Minuten hatten wir auch ein paar gute Möglichkeiten, aber nicht das Glück im Abschluss. Münster hatte mehr Ballbesitz und war am Ende körperlich überlegen. Für uns zählt jetzt die Meisterschaft in der Westfalenliga. Wir wollen unbedingt Erster werden - das muss klappen.
Lars Schröder (Stürmer, SV Lippstadt): In der zweiten Halbzeit haben wir spielerisch besser mitgehalten. Um so eine Partie zu gewinnen, muss man die wenigen Torchancen aber konsequent nutzen. Das hat Münster in der Verlängerung gemacht.
Thomas Bertels (Profi, SC Paderborn 07): Münster war klar, dass hier nicht im Vorbeigehen ein Sieg zu holen ist. Im Endeffekt war das Ergebnis verdient, weil Lippstadt etwas die Cleverness gefehlt hat. Ich fand das Spiel vom SV recht ordentlich.