SV Lippstadt will über Arminia Bielefeld in die DFB-Pokal-Hauptrunde einziehen
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Lippstadt. . In der Meisterschaft steht der SV Lippstadt 08 kurz vor dem Sprung in die Fußball-Regionalliga. Am Dienstag, ab 18 Uhr, will die Mannschaft von Trainer Daniel Farke aber schon die erste Krönung der Saison feiern: Über den Drittligisten Arminia Bielefeld soll endlich der Einzug in die Hauptrunde des DFB-Pokals gelingen. Dann dürfte der SV mit etwas Losglück von Gegner wie FC Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04 träumen.
Fast gespenstische Ruhe herrscht im Stadion am Waldschlösschen. Leere Tribünen, verlassene Trainerbänke, am Kopfende strahlt das Vereinsheim im Sonnenschein weiß und rot. Einzig die Stollenabdrücke, die den grünen Rasen übersäen, lassen erahnen, welche Kämpfe hier bereits ausgetragen wurden.
Nun kommt ein weiterer Höhepunkt hinzu. Im Halbfinale des Westfalenpokals trifft der SV Lippstadt 08, aktuell Spitzenreiter der Oberliga Westfalen auf die Profis von Arminia Bielefeld, aktuell Tabellenzweiter der Dritten Liga. Anstoß im Stadion am Waldschlösschen ist um 18 Uhr. Für den SV Lippstadt 08 könnte diese Partie nach vergeblichen Anläufen gegen RW Ahlen (2011) und Preußen Münster (2012) nun endlich den Weg in den DFB-Pokal ebnen. Ein Erfolg, der noch vor wenigen Jahren völlig unmöglich erschien.
Rückblende: Wir schreiben das Jahr 2009. Tristesse und Frustration beherrschen das Seelenleben der Lippstädter Fußballer. Sie stehen auf einem Abstiegsplatz in der Westfalenliga. Es droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Doch dann gelingt dem Verein ein Glücksgriff. Daniel Farke wird als Trainer und Sportdirektor verpflichtet. Farke, damals 32 Jahre alt, war bereits als Spieler in Lippstadt aktiv. „Eigentlich wollte ich nur ganz kurz aushelfen“, erinnert sich Farke heute.
Trainer Daniel Farke kam in einer angespannten Situation
Aus dem „kurz aushelfen“ wurden inzwischen vier Jahre, in denen sich die Situation des SV 08 nicht extremer hätte verändern können. „Ich bin in einer sehr angespannten Situation nach Lippstadt gekommen. Der damalige Vorstand wollte in erster Linie, dass wir erst einmal den Klassenerhalt schaffen und ich für die kommende Saison eine neue Mannschaft aufbaue“, erklärt Farke.
SV Lippstadt hat Pech im Pokal
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Dass sich die Situation nach dem Neuaufbau derart rasant verändert, hätte damals niemand ahnen können. Farke stellte die Strukturen des Vereins um und sorgte dafür, dass gerade auch im finanziellen Bereich wieder seriös gearbeitet wird. Seine harte Arbeit trug schnell Früchte. Die Begeisterung kehrte zurück und nach einer überragenden Saison in der Westfalenliga gelang im letzten Jahr die Rückkehr in die Oberliga.
Vorfreude auf Spiele gegen Wiedenbrück und SC Verl
"Schon ein Wahnsinn. Als ich kam standen noch Mannschaften wie Horn oder Paderborn II vor uns in der Tabelle. Klubs wie Gütersloh oder Ahlen waren völlig unerreichbar. Jetzt stehen wir kurz davor, in einer Liga mit DJK Wiedenbrück oder dem SC Verl zu spielen", blickt Farke aus der Vergangenheit in eine unglaubliche Zukunft. Selbst in der Oberliga liegen die Lippstädter mit ihrem Etat gerade mal im Mittelfeld. Sie wollten sich eigentlich "nur" in der Spielklasse etablieren. Es kam ganz anders.
SV Lippstadt von der sportlichen Entwicklung selbst überrascht
Nun steht die Mannschaft des SV Lippstadt an der Oberliga-Tabellenspitze und kurz vor dem Sprung in die Regionalliga. „Ich war zwar von dem großen Potenzial der Stadt überzeugt“, sagt Daniel Farke, und fügt reflexartig hinzu, „aber von dieser Entwicklung wurden wir selbst überrascht.“
Regionalliga eine neue Herausforderung für den SV 08
So gibt der 36- Jährige auch offen zu, „dass der Fußballstandort Lippstadt eigentlich noch nicht für die Regionalliga bereit ist. Noch vor ein paar Jahren hätten wir dort nicht starten können, da wir den Mindestetat gar nicht hätten aufbringen können. Diese Regelung wurde inzwischen geändert. Wir müssen jetzt versuchen, eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufzubauen.“ Und das, ohne eine Cent Schulden zu verursachen. Darauf legen die Lippstädter Verantwortlichen großen Wert.
Pokalfight gegen RW Ahlen
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Bereits nach dem Aufstieg in die Oberliga hatten die Lippstädter einige organisatorische vor der Brust. "Wir mussten alles mobilisieren, um die Auflagen der Oberliga zu erfüllen", wirkte Daniel Farke in seiner Funktion als Sportdirektor daran mit. Jetzt steht mit der Perspektive Regionalliga ein weiterer Kraftakt ins Haus. "16 der 18 Vereine haben bereits professionelle Strukturen, bei uns ist vieles noch im ehrenamtlichen Bereich. Aber wir nehmen die Herausforderung an, Diamanten entstehen schließlich nur unter Druck", sagt Farke.
Krönung ist gegen Arminia Bielefeld im Pokal möglich
Nun kann am Dienstag gegen Arminia Bielefeld noch der Sprung in den DFB-Pokal gelingen. Sozusagen, die Krönung einer nahezu perfekten Entwicklung im Stadion am Waldschlösschen. „Es gibt keinen Verein, der es so verdient hat, im DFB-Pokal zu stehen, wie wir. Seit Jahren haben wir im Kreispokal kein Spiel mehr verloren und auch im Westfalenpokal sind wir meistens erst kurz vor Schluss an höherklassigen Vereinen gescheitert. Für Stadt, Verein und Fans wäre das ein außergewöhnlicher Erfolg“, sagt Farke. Und spätestens dann ist es mit der Ruhe vorbei...
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