Hagen-Boelerheide. . Nächster Teil unserer Spaziergänge durch die Staddteile von Hagen. Diesmal waren wir in Boelerheide unterwegs. Die Gemeinschaft ist dort vielen Menschen wichtig. Verändert hat sich in der jüngeren Vergangenheit die Versorgung im Quartier.
Ellen Sommer erklimmt zielstrebig Stufe um Stufe im Turm der Christ-König-Kirche. Der Stadtspaziergang erfordert heute nicht nur gutes Schuhwerk, sondern vor allem Durchhaltevermögen und Schwindelfreiheit. Hoch über den Dächern angekommen, schweift der Blick über den Boelerheider Kosmos.
Wer den verstehen möchte, der kann sich hier einen ersten Überblick verschaffen – aus der Vogelperspektive. „Das ist die Overberg-straße“, gibt die 59-Jährige eine erste Orientierungshilfe, während sie aus einem der Fenster ganz oben im Turm hinunterschaut. „Dort drüben sehen Sie die Kapellenstraße mit der schönen Allee, weiter hinten dann die Hochhäuser in Helfe.“ Beeindruckende Aussicht. Und wie lebt es sich mitten im Wohnquartier?
Bodenständige Menschen mit Humor
Ellen Sommer und Irmhild Lepping, die gemeinsam in und mit ihrer Truppe „Himmlische Schwestern“ Theater spielen und sich in der Frauengemeinschaft ihrer Gemeinde engagieren, sind sich einig: „Boelerheide ist ein Viertel, in dem bodenständige und humorvolle Menschen leben.“ Was sie genau damit meinen, wird auf dem Weg durch die Straßen klar. Während der Tour grüßen und herzen Bewohner die beiden Damen. Viele Türen öffnen sich, und Menschen lassen uns ein. Vor allem aber: Es wird viel gelacht.
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„Hier ist jetzt Rushhour“, scherzt Irmhild Lepping und schaut lachend immerhin einem Bus und gleich mehreren Pkw dabei zu, wie sie in atemberaubend langsamem Tempo an ihr vorbeifahren. Insassen winken, halten am Straßenrand in regelmäßigen Abständen, um Neuigkeiten mit ihr auszutauschen.
Freundeskreis besteht seit Kindergartenzeit
Währenddessen treffen wir Simone Gredig, die sich spontan anschließt. Sie ist ganz begeistert davon, hier zu wohnen. „Ich würde wirklich niemals von hier weggehen wollen“, sagt die 36-Jährige aus Überzeugung. „Das ist hier einfach mein Leben. Mich könnte man nirgendwo anders hinpflanzen.“
So bestehe ihr Freundeskreis seit ihrer Kindergartenzeit noch immer. Außerdem kenne im Quartier jeder jeden. Altersunterschiede spielten dabei keine Rolle, so ihre persönliche Wahrnehmung. Ihr selbst seien das Familiäre und Freundschaftliche ganz wichtig.
Gemeinschaft ist vielen Menschen in Boelerheide wichtig
Ellen Sommer, deren Familie bereits sehr lange im Viertel ansässig ist, empfindet das ebenfalls so: „Die Gemeinschaft ist mir schon sehr wichtig, weil ein Großteil meiner Freunde hier wohnt. Auch meine Familie lebt hier.“ Schön sei, so pflichtet Irmhild Lepping ihrer Freundin bei, dass vieles Generationen übergreifend stattfinde. Jeder, der könne, helfe mit und engagiere sich.
Vereinsleben wird groß geschrieben
„Das Vereins- und Gemeindeleben wird in Boelerheide groß geschrieben“, sind die beiden einer Meinung. „Wenn jemand hierher kommt, hat er in den Vereinen oder den Kirchengemeinden die besten Chancen, Kontakt zu bekommen“, findet auch Hubert Lepping. Am einfachsten hätte man es, wenn man selbst aktiv werde.
Kontakte knüpfen, das steht deshalb beispielsweise auch im Fokus der ökumenischen Aktion „Langer Tisch“ am 14. September von 14 bis 18 Uhr. Die Aktion der beiden benachbarten Kirchengemeinden unterstützen auch Boelerheider Vereine. Ein langer Tisch soll die beiden Türme der Paul-Gerhardt-Kirche und der Christ-König-Kirche verbinden. Geplant ist ein Picknick auf der Overbergstraße mit buntem Programm, bei dem die Teilnehmer auch selbst Speisen mitbringen können.
Veränderungen bei Versorgung
Was die Versorgung im Quartier angeht, hat es in der Vergangenheit einige Veränderungen gegeben. Zum Bedauern vieler Bewohner haben beispielsweise der Lebensmittel-Laden und die Drogerie geschlossen. Allerdings haben sich auch Ladenlokale wieder mit Leben gefüllt, so sind etwa unter anderem eine Metzgerei oder ein Tante-Emma-Laden eröffnet worden.
Dorothe Tiemann, die mit ihrer Familie an der Overbergstraße schon lange ihre Bäckerei betreibt, beobachtet die Entwicklungen der vergangenen Jahre in ihrer Umgebung eher kritisch. „Wohnen kann man hier sehr gut. Was das Geschäftliche angeht, hat sich aber einiges verändert“, sagt die 60-Jährige und fügt hinzu: „Es geht ständig bergab. Unsere Stammkunden sind noch immer da. Aber insbesondere auf der Overbergstraße ist es ruhig geworden.“ Was den Einzelhandel betreffe, sei hier immer weniger los, so ihre persönliche Wahrnehmung.
Boelerheide ist grün
Es fehle das Leben in Boelerheide, wie es früher einmal vorhanden gewesen sei. Schon länger stehe der Entschluss, am 14. November 2014 aufzuhören – dem Tag, an dem die Bäckerei ihren 100. Geburtstag feiern würde. Sie wollten aber schon zusehen, dass hier wieder eine Bäckerei-Filiale in ihre Räumlichkeiten einziehe.
Im Wohnquartier lebt auch Christine Visarius gemeinsam mit ihrer Familie: „Wir sind nach Boelerheide gezogen, weil das Viertel uns immer schon gut gefallen hat. Eine Freundin von mir hat hier gewohnt, die ich damals oft besucht habe.“ Für Kinder seien die Neubaugebiete toll, weil es viele Spielkameraden und Spielflächen gebe, findet die 45-Jährige. „Boelerheide ist grün, aber es gibt trotzdem Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und Ärzte – sowohl vor Ort als auch in unmittelbarer Nähe.“
Auch Helmut Tolksdorf schätzt sein Viertel sehr. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt. Die Gemeinschaft ist hier einmalig. Bei Veranstaltungen der Vereine bin ich immer gern dabei“, sagt der 82-Jährige und fügt mit einem Lächeln hinzu. „In Boelerheide sind sie alle nett.“