Hagen-Berchum. Berchum gilt als das Solarzellen-Zentrum Hagens. Die vorbildliche Nutzung alternativer Energien ist aber nur einer der Aspekte, der von der Durchmischung von Tradition und Moderne in der ehemaligen Bauernsiedlung erzählt. Neubaugebiete locken vor allem junge Familien an den Stadtrand.
Die Sonne brennt über dem Dorf, soweit das Auge reicht ist keine Wolke in Sicht – eigentlich das perfekte Wetter für Berchum, denn der beschauliche Stadtteil ist gewissermaßen das Solarzellen-Zentrum Hagens. Die vorbildliche Nutzung alternativer Energien ist aber nur einer der Aspekte, der von der Durchmischung von Tradition und Moderne in der ehemaligen Bauernsiedlung erzählt.
Große Beliebtheit bei jungen Familien
„Es ist erstaunlich, wie viel sich hier getan hat“, sagt Helmut Fahrenkotten, als wir uns auf den Weg machen. Wie viele ländliche Stadtteile Hagens erfreut sich auch Berchum einer großen Beliebtheit bei jungen Familien, zahlreiche Neubaugebiete gruppieren sich um den Dorfkern. Fahrenkotten selbst entstammt einer Berchumer Bauernfamilie und kennt das Dorf von früher, aber auch das von heute wie seine Westentasche.
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Los geht es über den Ortseingang in Richtung Kirchplatz, und schon nach wenigen Metern hat Fahrenkotten mehrfach nach links und rechts gegrüßt – man kennt sich in Berchum. „Wenn man hier in den Vereinen aktiv ist, dann läuft man sich des Öfteren über den Weg“, erzählt er. „Das Vereinsleben ist immer noch unheimlich wichtig, auch wenn viele Neubürger dort nicht so recht hineinwachsen.“
Engagement im Verein
Am traditionellen Maibaum auf dem Dorfplatz hängt nicht nur das Berchumer Wappen, auch die Embleme von Fußball-, Turn- und Gesangsverein sowie der Freiwilligen Feuerwehr prangen dort. „Zum Glück gibt es eine junge Generation, die mit den Vereinen groß wird und sich dort engagiert“, so Fahrenkotten.
Kurz vor dem Kirchplatz treffen wir auf Günter Jentsch. Er ist der einzige verbliebene Gastwirt in Berchum. Im „Gasthaus Pelzing“, das er mit seiner Frau betreibt, kommen in diesen Tagen viele Bekannte auf ein kühles Getränk vorbei. „Ich kann mich eigentlich nicht beschweren“, sagt er. „Die Leute im Dorf sind froh, dass es überhaupt noch eine Kneipe gibt.“ Außer seinem Betrieb gibt es in Berchum nur noch ein italienisches Restaurant.
Berchum - das Dorf wird aktiv mitgestaltet
Lange bleiben wir nicht, denn es geht weiter zur Dorfkirche. Und spätestens hier fällt auf, was sich schon am Dorfplatz andeutete: Die Berchumer gestalten ihr Dorf aktiv mit. Die Befestigungen des Geländes vor der Kirche erbauten die Anwohner selbst, auf dem Dorfplatz sorgte die Dorfgemeinschaft für die Bepflasterung. „Eigentlich dachte man, dass es mehrere Monate dauern würde, die Bauarbeiten hier an der Kirche zu beenden“, weiß Fahrenkotten. „Aber es fanden sich so viele hilfsbereite Menschen, dass die Mauer innerhalb kürzester Zeit stand.“
Altes zu bewahren und mit Neuem zu verbinden gelingt nicht nur an der Dorfkirche: In Sichtweite steht der „teuerste Kindergarten von NRW“, wie Fahrenkotten schmunzelnd erklärt: In einem alten, von Grund auf restaurierten Bauernhaus verbringen fast alle Dorfkinder einen großen Teil ihrer frühen Kindheit.
Kinder sollen im Dorf groß werden
Später dann besuchen sie die Gemeinschaftsgrundschule Berchum-Garenfeld – noch. Als wir dort vorbeikommen, verdüstert sich die Mine von Helmut Fahrenkotten. Denn wie lange die Schule noch bestehen bleibt, kann niemand so recht sagen. „Wenn sie geschlossen wird, müssen die Kinder bis nach Hohenlimburg oder Boele fahren, um zur Schule zu gehen“, sagt er. Dabei sei es wichtig, die Kinder im Dorf groß werden zu lassen.
Denn wenn sie älter sind, finden sie dort sehr gute Anlaufstellen: Die Jugendbildungsstätte eSw bietet mehrmals im Jahr interkulturelle und politische Workshops und Projekte an, die sich mittlerweile einen Namen in der Region gemacht haben. „So etwas braucht es einfach, um das Dorf lebendig zu halten“, sagt Fahrenkotten.
Berchum ist lebendig
Und lebendig ist Berchum – nur in der Sommerhitze liegt es ziemlich ruhig auf den Hügeln.