Emst. . Wir inspizieren den Stadtteil Emst-Ost, ein grünes Quartier mit hoher Lebensqualität. Allerdings ganz bitter: Der Gebäudekomplex “Am großen Feld 30“ mit der Traditions-Gaststätte Emster Quelle sowie drei benachbarten Ladenlokalen wird 2015 abgerissen.

Es ist warm draußen, nein, eigentlich ist es eine Gluthitze. Doch im Emster Ladenhof mit den schattenspendenden Bäumen ist es gut auszuhalten. Bevor wir zu unserem Stadtteilspaziergang starten, genehmigen wir uns noch eine kalte Apfelschorle vor dem „Cafe im Quadrat“. Und kommen gleich ins Plaudern mit den Gästen an den Nachbartischen. Mit Martina Ellerbrake zum Beispiel, die vor einem Monat ihre offene Schmuck-Produktion „Ma Tina – Jewellery & More“ eröffnet hat und sich hier einen Pausen-Cappucchino gönnt. Sie sei zufrieden, ihr Geschäft würde gut angenommen, die Kunden seien nett, ebenso die Nachbarn im Ladenhof – Frischmarkt Jetter, Lotto-Post Pirschke, Fahrschule Reichberg, Café und Friseur.

Mit Kindern im „Mama Café“

Das „Café im Quadrat“ wird gern als „Mama-Café“ bezeichnet, da hier viele Mütter mit oder ohne Kinder einkehren. Kein Wunder, zwei Kindertagesstätten liegen nur einen Steinwurf entfernt. Café Busche an der Gerhart-Hauptmann-Straße hingegen gilt eher als „Oma Café“, was nicht abwertend gemeint ist, sondern auf die jahrzehntelange Tradition der Konditorei anspielt.

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Auch Sonja Boldt hat vor dem „Mama Café“ Stellung bezogen – im Schlepptau Töchterchen Mia und Sohnemann Phil. Seit Dezember wohnt Sonja Boldt mit ihrer ­Familie in der Lilienthalstraße. „Vorher haben wir in der Rembrandt­straße gewohnt, doch hier gefällt es uns besser. Außerdem will ich, dass Mia hier auf Emst eingeschult wird“, erzählt die junge Mutter. Häufig sei sie mit ihren Kindern auf dem Spielplatz im Park, „da kommt der Eismann hin, und alle sind glücklich“.

Stadtteil Emst im Wandel

„Der Stadtteil Emst ist komplett im Wandel“, sagt Sven Söhnchen. In den 60er-/ 70er Jahren seien viele jüngere Leute in das grüne Quartier gezogen. Derzeit würde ein Generationswechsel stattfinden, junge Familien würden nachrücken. „Doch viele alte Stamm-­Emster sagen ,Ich geh’ aus meinem Emst nicht weg’“, weiß der Kulturmanager des AWo-Kulturhofs Auf dem Kämpchen. Betreutes Wohnen würde daher seit einiger Zeit im Stadtteil groß geschrieben. So haben zum Beispiel Caritas und DRK seniorengerechte Wohnungen errichtet.

Wir kommen in den Park, wo rund um das Jugend- und Familienzentrum Ferienstimmung herrscht. Hüpfburg, Planschbecken mit ­Rutsche – das volle Programm.

Reges und stabiles Vereinsleben auf Emst 

Mitte Juli hat in der Nähe auf dem Schulhof und in der Turnhalle das BG-Turnier stattgefunden. „Das Basketball-Spaß-Turnier ist ein Emster Schmankerl“, sagt Sven Söhnchen, der selbst zehn Jahre auf Emst gewohnt hat. „Überhaupt – das Vereinsleben ist hier sehr rege und stabil, besonders im Bereich Sport.“ Er zählt auf: „Die Handballer von Grün-Weiß-Emst, die Fußballer von Hagen 11 und Concordia, Tennis bei Blau-Gold und Concordia.“ Brauchtum werde gepflegt im Schützenverein Emst-Bissingheim und im Siedlerbund.

Beliebter Donnerstags-Treff

Wir erreichen die Ladenzeile Am großen Feld 30. Hier wird sich bald einiges ändern. Der gesamte Komplex – die Traditions-Gaststätte Emster Quelle sowie die drei benachbarten Ladenlokale – werden 2015 abgerissen und nach mehrmonatiger Bauphase wird ein Gewerbehof nach neuem Konzept eröffnet.

Predrag Stanic betreibt die Emster Quelle seit elf Jahren. „Sicher, die Kosten für Energie und Pacht sind in letzter Zeit angestiegen und das Rauchverbot in Gaststätten ist auch ein Problem, doch trotzdem komme ich ganz gut zu Recht. Wie es demnächt mit mir weitergeht? Keine Ahnung“, sagt der Wirt mit serbischen Wurzeln.

Haßley als Naherholungsgebiet

Gemütlich geht’s vor dem ­alten Kotten Auf dem Kämpchen 16 zu. Donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr findet hier der freie Treff „Du bist nicht allein“ statt. Die ehrenamlichen Kulturhof-Mitarbeiter sitzen mit zwei Gästen auf der Terrasse, erzählen und spielen. Schöne Stunden für die älteren Leute . . .

Wir marschieren weiter. „Nun ja, wie sich Haßley als Naherholungsgebiet entwickeln wird – mal abwarten“, sagt Söhnchen und spielt damit auf die Neuansiedlungen Enervie-Zentrale und Einrichtungshaus Sonneborn an. Wir erreichen einen Schotterplatz. „Die Boule-Spieler sagen, Wir treffen uns hinter Café Busche, weiß Söhnchen. Sonntagsvormittags und dienstags nachmittags wird hier geboult. In aller Ruhe – dann stehen die Uhren still.