Hagen. Während Hochhaus-Riesen an den wenigen Wolken kratzen, die an diesem Tag vor blauer Sommerkulisse vorbeiziehen, ruhen an anderer Stelle in Helfe flache Häuser inmitten von üppigem Grün.
Das Quartier, so könnte man meinen, ist ein Wohnbezirk der Kontraste. In den 1960er Jahren ist Helfe als Gartenvorstadt konzipiert worden. Der Gedanke an Großstadt, den die heutige Skyline hier möglicherweise im ersten Augenblick kurz aufblitzen lässt, schwindet beim Spaziergang aber recht schnell. Die Flachbungalows rund um die Stegerwaldstraße beispielsweise liegen im Grünen, ebenso die Grundschule, die an diesem Ferientag ohne Schüler auskommen muss.
Guter Zusammenhalt
Auf dem Helfer Marktplatz treffen wir Georg Zimpel. Der ehemalige Berufsfeuerwehrmann lebt seit gut 40 Jahren hier. Viele Passanten grüßen ihn. Man kennt sich. Viel ehrenamtliches Engagement ist seiner Ansicht nach in Helfe vorhanden. Er selbst ist im Vorstand des Fördervereins der Grundschule Helfe aktiv. Der Zusammenhalt dort sei gut, sagt er.
Vor 20 Jahren gründete sich der Förderverein, als das damalige Schulgebäude abbrannte und wieder aufgerichtet werden sollte. Der 66-Jährige kann sich noch gut daran erinnern, dass seine Tochter ihn damals anrief, als auch sie den Brand vom Fenster aus sah.
Der Verein stellte ein Fest auf die Beine, um die Schule beim Wiederaufbau zu unterstützen: Die Helfer Herbst- und Musiktage gehören seither zum festen Programm. Der Verein hilft bis heute, engagiert sich zum Beispiel für die Schulkinderbetreuung. „Auch haben wir hier einen Sprachladen, in dem unter anderem Kinder mit Migrationsgeschichte die deutsche Sprache erlernen können.“ Die Einrichtung am Helfer Marktplatz, die 2003 eröffnet wurde, ist heute zudem Anlaufstelle für deren Eltern geworden.
Viele sind weggezogen
„Viele Menschen sind allerdings in den vergangenen drei bis vier Jahren hier weggezogen“, beschriebt Zimpel eine Entwicklung. Menschen unterschiedlicher Nationen seien aber hergezogen. „Insgesamt kommt man mit den Menschen hier ganz gut zurecht“, so seine Wahrnehmung. „Ganz stures Volk sind wir hier oben nicht.“
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Georg Zimpel blickt sich auf dem zentralen Platz um. „An und für sich sind wir gut versorgt“, stellt er fest. Neben vielen anderen Läden säumen auch ein Kiosk oder ein Lebensmittelladen den Ortsmittelpunkt.
Jennifer Steinbach ist in Helfe aufgewachsen und mit ihrer Familie hierher zurückgekehrt: „Ich lebe supergerne in Helfe. Als wir wussten, dass wir Nachwuchs bekommen, haben wir sofort beschlossen, wieder hierher zu ziehen. Ich finde, für Kinder ist es optimal.“ Beispielsweise findet die 27-Jährige gut, dass der Wald direkt um die Ecke sei. „Wir vermissen hier nichts. Das Wichtigste ist, dass es hier grün ist.“
Stadtteilspaziergang - Grün dominiert in Hagen-Helfe
Angelika Viehl lebt seit 38 Jahren in Helfe. Mit den vorhandenen Geschäften ist sie zufrieden. Besonders gut sei, so sagt sie, dass das Altenheim hier zentral gelegen sei. Auch die Helfer Herbst- und Musiktage findet die 57-Jährige schön. Allerdings hat sie, was die Sicherheit im Viertel angeht, einige Bedenken. „Es ist leider nicht mehr so wie am Anfang. Man fühlt sich nicht mehr so sicher in Helfe“, so ihre persönliche Wahrnehmung.
„Für die Kinder ist es hier sehr schön, weil es grün ist“, sagt Nadine Intravaia (38), die seit drei Jahren in Helfe lebt. Alles sei direkt in der Nähe, die Versorgung ausreichend. Sohn Cristiano (3) kommt bald in den Kindergarten. Alessio (8) und Schwester Celina (10) gehen zur Grundschule, alle gut zu erreichen.
Grün – diese Farbe dominiert auch den benachbarten Ortsteil Fley. Mirko Gehrmann ist hier aufgewachsen. Seine Kinder Noah (9) und Emily (6) bilden bereits die fünfte Generation seiner Familie: „Wir fühlen uns hier pudelwohl.“ Noch könne man hier von Dorfcharakter sprechen, so der 42-Jährige, der sich seit 25 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr Fley engagiert und mittlerweile wieder nach Fley zurückgezogen ist.
Im Laufe der Jahre sind zum alten Dorfkern, in dem auch das rote Feuerwehrhaus steht, neue Wohngebiete hinzugekommen. Mehrere Kräne recken sich im jüngsten Neubaugebiet Schmittewinkel derzeit in Richtung Himmel. Darunter herrscht reges Treiben, denn hier entstehen gerade neue Häuser. Vom neuen Kreisverkehr aus führt die Straße Heuwagen dorthin. „Ich finde, für den Ortseingang bzw. -ausgang ist der Kreisverkehr eine charmante Lösung“, sagt Mirko Gehrmann. Allerdings hat er bemerkt, dass einige Autofahrer seither in diesem Bereich durchaus etwas schneller unterwegs sind.
Spielen auf der Straße
„Fley hat sich verjüngt“, das zumindest hat Gehrmann wahrgenommen. Gerade junge Familien hat es in den vergangenen Jahren hier hergezogen, so etwa auch Alexandra Müller (40): „Es ist total schön hier mit Kindern zu wohnen. Es gibt hier viel Wald und die Kinder können auf der Straße spielen.“ Dennoch sei man relativ schnell in der Stadt. Mit dem Zuzug junger Familien hat sich allerdings nichts an der Versorgungssituation geändert. „Es gibt leider keinen Lebensmittelladen“, so Mirko Gehrmann. Hier müsse man mobil sein, dafür lebe man aber mitten im Grünen.