Altenhagen. . Eine unmarkierte Grenze durchzieht den Süden Altenhagens und verleiht diesem Stadtbezirk ein janusköpfiges Gesicht - die gutbürgerlichen Wohngebiete am Ischeland und das von Unternehmen aus dem Boden gestampfte Drerup-Viertel.

Eine unmarkierte Grenze durchzieht den Süden Altenhagens und verleiht diesem Stadtbezirk ein janusköpfiges Gesicht. Da sind zum einen die gutbürgerlichen Wohngebiete am Ischeland, die sich um die evangelische Markuskirche gruppieren, sowie das von den Unternehmern Bernhard Drerup, Albrecht Kinkel und Julius Funcke aus dem Boden gestampfte Drerup-Viertel, in dem mit der Hagener Geschichte vertraute Heimatforscher noch heute die Aufbruchsstimmung aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg zu erkennen vermögen.

Zweigeteilter Bezirk

Andererseits gehören auch die von Mehrfamilienhäusern dominierten, grauen Gefilde rund um die Altenhagener- und die Friedensstraße zum Stadtbezirk. Hier ist der Ausländeranteil hoch und das Leben bunter, aber auch ärmer als im gutbürgerlich geprägten Ischeland: „In der Friedensstraße sieht es teilweise übel aus, überall liegt der Müll herum“, berichtet Paul Fastenrath (77), einer der Sprecher des Altenhagener Stadtteilforums und unser Führer auf dem Weg durch den zweigeteilten Stadtbezirk, in dem es unterhalb von Josefs-Hospital und Schulzentrum seit Jahren nicht nur topographisch steil bergab geht.

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Reinhold Feldbinder (75), langjähriger Vorsitzender der Blau-Weißen Funken, wohnt am Rastebaum und sagt ganz offen, dass er sich dort nicht mehr wohl fühlt: „Aber ich habe nicht die Möglichkeit wegzuziehen.“ Ganz anders ist die Stimmung dagegen bei Karina Stapel (41), Sohnemann Nick (6) und Hündchen Speedy, die uns im Schatten der mächtigen Ahorne des Hermannsparks begegnen: „Ich lebe hier seit mehr als 40 Jahren und möchte auch nicht weg“, berichtet die gut gelaunte Mutter: „Es gefällt mir, dass jeder jeden kennt. Und dass hier viele Kinder zu Hause sind.“

Tatsächlich halten sich Geburten und Sterbefälle in Altenhagen-Süd in etwa die Waage – ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Stadtbezirken mit schrumpfender Bevölkerung.

Nahversorger in der Kinkelstraße

Die Nahversorger sammeln sich in der Kinkelstraße, in der es einen Lebensmittelladen, einen Friseur, einen Schuhmacher, einen Zahnarzt und ein Schreibwarengeschäft samt Lotto-Toto-Annahmestelle gibt. Inhaber Ernst Gürtzgen (77) steht noch jeden Tag hinter dem Ladentisch und gilt in Altenhagen als Institution – erst recht, seitdem er vor eineinhalb Jahren eine Postagentur eröffnet hat: „Die Menschen sind dankbar, dass sie vor Ort ihre Briefe aufgeben können.“ Schräg gegenüber ist auch die Sparkasse vertreten, wenngleich nur noch mit einem Geldautomaten und einem Kontoauszugsdrucker.

Altenhagen-Süd - Die erste Bäckerei Kamp 

Spaziert man weiter um die Ecke, trifft man an der Kreuzung von Berghof- und Vinckestraße auf eine Filiale der Stadtbäckerei Kamp. Nicht irgendeine Filiale – o nein, vielmehr lernte Horst Kamp an hiesiger Stelle beim Bäcker Meyer sein Handwerk, heiratete vor genau 50 Jahren die Bäckerstochter Ingeborg und stieg in den Familienbetrieb ein. Schon ein Jahr später übernahm er den Betrieb der Schwiegereltern und begann mit dem Aufbau seines Filialnetzes.

Schon seit 39 Jahren verkauft Monika Herrfurth-Wittig am Ursprungsort des Unternehmens Brot, Kuchen und Kaffee: „Die Kunden sind unheimlich freundlich“, schwärmt sie von ihrem Arbeitsplatz: „Sie winken mir zu, wenn sie draußen vorbeigehen. Ich bin stolz, dass ich hier arbeiten darf, das kann ich sagen.“ Die nette Verkäuferin hat ihrerseits für die meisten Kunden ein gutes Wort übrig. „Wir sind hier wie eine kleine Familie“, bestätigt Wienke Bloss, die gerade ein Brot gekauft hat.

Gutes Leben am Ischeland

Die nahe Stadt, ruhige Wohngebiete, Schulen, Sportstätten – am Ischeland lebt es sich ausnehmend gut. Dafür sorgt auch die Markuskirche, die mit traditioneller Gemeindearbeit noch ganz auf die Bedürfnisse von Familien zugeschnitten ist. „Wir haben hier viele Gruppenkreise, bieten Ferienprogramme an und so manches musikalische Projekt“, berichtet Pfarrerin Juliane im Schlaa. Und auch Paul Fastenrath bricht eine Lanze für das Leben in Hagen im Allgemeinen und am Ischeland im Besonderen: „In dieser Stadt wird zuviel gemeckert und genörgelt. Sehen Sie sich doch mal um: Hagen ist schön.“