Lüdenscheid. An der Talbrücke Rahmede wird seit Oktober gearbeitet. Erst jetzt wird das spätere Bauwerk sichtbar. Was sich dort gerade genau tut.
Live-Bilder von einer Baustelle sind ja eher was für Kenner, selbst wenn es sich um eine der berühmtesten Baustellen des Landes handelt. Den Livestream von den Arbeiten an der Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid sehen sich am Dienstagvormittag aber immerhin 15 Menschen an. Es ist in diesen Tagen keine schlechte Idee, mal virtuell vorbeizuschauen im Sauerland. Denn der zähe und manchmal abstrakte Prozess des Neubaus mit all seinen vorbereitenden Maßnahmen tritt in eine entscheidende Phase ein: für viele wird endlich sichtbar, dass eine neue Brücke entsteht.
Mitte 2026 sollen die ersten Autos über die Talbrücke Rahmede fahren
Die Rahmedetalbrücke der Autobahn 45 musste im Dezember 2021 wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt werden und ist mittlerweile gesprengt. Die Zeit, die das Tal nicht überquert werden kann, dauert nun länger an als es noch dauern soll, bis wieder Autos auf ihr fahren. Mitte 2026 soll das sein. Und tatsächlich werden die Dinge nun bald auch für den Laien sichtbar.
A-45-Brücke in Lüdenscheid: So sieht der Neubau derzeit aus
Vor wenigen Tagen ist ein erstes monströses Element angeliefert worden, das später einmal sichtbares Teil der Brücke sein wird: eines jener Stahlteile, die bis 30 Meter lang, fünf Meter breit und drei Meter hoch sind. Angeliefert aus Belgien, per Schwertransport. Das erste von 108 riesigen Einzelteilen, die zusammen irgendwann die Fahrbahn tragen werden. Mittlerweile sind fünf weitere Elemente im Sauerland eingetroffen.
In einer weithin sichtbaren Montagehalle werden die Stahlteile nun mit einem Korrosionsschutz beschichtet und immer zwei Teile aneinandergeschweißt, ehe sie auf die Pfeiler verschoben werden, wie die Autobahn GmbH Westfalen auf Nachfrage mitteilt. Auf der südlichen Seite der Brücke ist diese Montagehalle schon fertiggestellt, im Norden entsteht sie in den kommenden Tagen.
Das gerade angelieferte Bauteil 1 der neuen Brücke wird irgendwann, wenn der Bau fertig ist, auf der Hälfte der Brücke der Fahrtrichtung Frankfurt liegen, weil ihm immer wieder neue Stücke vormontiert werden. So wächst die Brücke von beiden Seiten langsam Richtung Mitte. Taktschiebeverfahren nennt sich das. Das wissen aber vermutlich nur Leute, die sich freiwillig Livestreams von Baustellen anschauen.
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Neben zwei Behelfspfeilern, die für dieses Taktschiebeverfahren nötig sind, aber später wieder abgerissen werden, entstehen derzeit auch die ersten beiden Pfeiler, die später die fertige Brücke tragen werden. Sie ragen deutlich sichtbar aus dem steilen Gelände. Im vierten Quartal 2024 - so der Plan der Bietergemeinschaft Habau/MCE/Bickhardt, die den Auftrag zum Neubau erhielt -, sollen alle vier Pfeiler der Fahrtrichtung Frankfurt fertig gebaut sein.
Der Überbau soll bis dahin schon über drei der vier Pfeiler geschoben sein. „Derzeit gibt es keine unerwarteten Herausforderungen. Sämtliche Arbeiten sind im Zeitplan“, teilt die Autobahn GmbH Westfalen mit. Der Zwischenstand macht Hoffnung, dass Mitte 2026 die ersten Autos wieder über die Brücke rollen können. Wenn es schneller geht, winken dem Auftragnehmer Bonuszahlungen, die derzeit alles andere als unmöglich erscheinen.
Name der Brücke noch fraglich
Wie die Brücke zu dem Zeitpunkt ihrer erneuten Freigabe heißen wird, das steht noch nicht endgültig fest. Das Brückenbauerbüro, über das auch der Livestream zu erreichen ist, hat mit der Rückendeckung des Bundesverkehrsministeriums eine Online-Abstimmung auf den Weg gebracht. Dort darf jeder wählen, ob er einen neuen Namen für das Bauwerk begrüßen würde – oder ob alles beim Alten bleiben solle. Die Abstimmung läuft noch bis zum 20. Dezember.
Wie das Brückenbauerbüro am Dienstagnachmittag mitteilte, haben die ersten drei Wochen der Abstimmung ein klares Meinungsbild ergeben. Die Talbrücke Rahmede solle ihren Namen behalten, so laute der Wunsch von mehr als 80 Prozent der rund 1000 Bürger, die sich bisher an der Online-Umfrage beteiligt hätten.