Lüdenscheid. Am 7. Mai 2023 wurde die Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid gesprengt. Warum die neue Brücke im Winter einen Meter kürzer sein kann.
Genau ein Jahr ist vergangen, seitdem die Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid gesprengt wurde. Der 7. Mai 2023 ist der Tag, an dem ein Symbol des deutschen Infrastrukturdebakels dem Erdboden gleichgemacht wurde. Im Dezember 2021 war das Bauwerk wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt worden. Wie es derzeit auf der Baustelle aussieht und was dort geschieht.
1. Montageplatz:
Auf der Südseite der Baustelle sind die Arbeiten schon etwas weiter vorangeschritten. Daher ist der Montageplatz auch schon fertig: eine etwa 100 Meter lange und etwas mehr als fahrbahnbreite Fläche, auf der die Einzelteile der Stahlkonstruktion zusammengesetzt und verschweißt werden. Auf der Stahlkonstruktion wird die spätere Fahrbahn aufliegen. Jedes der 108 Einzelteile kommt als Schwertransport in Lüdenscheid an, die Teile sind etwa fünf Meter breit, drei Meter hoch und bis zu 30 Meter lang. Produziert werden die Stahlelemente derzeit schon in Werken in Tschechien, Belgien und Ungarn. Sie werden dort gerade für den Transport ins Sauerland vorbereitet.
A-45-Brücke: So sieht es an der Baustelle derzeit aus
2. Taktkeller Südseite:
Hier werden die Stahlteile mit einem Rostschutz beschichtet, an die Brücke montiert und Richtung Mitte geschoben. Im sogenannten Taktschiebeverfahren wächst die Brücke Richtung Mitte - die zuerst montierten Teile vorneweg. Die Arbeitsebene, auf der die Brückenelemente Richtung Tal geschoben werden, ist bereits erstellt. Der Taktkeller ist etwa 100 Meter lang und wird überdacht sein, wenn die Arbeiten dort beginnen.
3. Widerlager Südseite:
Die Widerlager sind der große Auflagepunkt der späteren Brücke, der Übergang von Brücke zu Straße. Mitte 2026 soll der Verkehr auf der A45 wieder rollen - zunächst aber nur auf einer Brückenhälfte, nämlich der in Fahrtrichtung Frankfurt. Daher sind die Arbeiten auf dieser Seite der Brücke weiter fortgeschritten. Das zugehörige Widerlager ist bereits betoniert. Dort wird mit dem sogenannten Taktschiebeverfahren begonnen.
4. Behelfspfeiler Südseite:
Das sind Pfeiler, die wieder abgerissen werden - je ein Paar auf jeder Hangseite. Der Abstand vom Widerlager zum ersten Pfeilerpaar wäre für die neu entstehende Brücke zu weit. Die Brücke braucht daher einen ersten Auflagepunkt schon früher in der Landschaft, um zu verhindern, dass die Konstruktion nach dem ersten Taktschieben aus dem Taktkeller „kippt“. Die Behelfspfeiler tragen die zusammenwachsende Brücke also, bis sie den ersten „richtigen“ Pfeilerstandort erreicht. Der Behelfspfeiler auf der Südseite für die Fahrtrichtung Frankfurt ist bereits fertig gebaut.
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5./7./8. und 10. Pfeilerstandorte:
Die neue Brücke werden nicht mehr fünf, sondern vier Pfeilerpaare tragen. Am Ende werden die Pfeiler eine Höhe von etwa 73 Metern erreichen. Als Erstes werden die äußeren Pfeiler für das Teilbauwerk Richtung Frankfurt fertiggestellt. Wann genau, dazu lässt sich die Autobahn GmbH nicht ein. Noch ist die Baufirma mit Gründung und Fundament der Pfeiler beschäftigt. Eine Schalung aus Spritzbeton sichert jeweils den Hang. Die beiden inneren Pfeilerpaare werden von der Altenaer Straße aus bedient, die anderen beiden über die gesperrte Autobahn 45.
6./9. Kranstandorte:
Je ein riesiger Kran (62 und 67 Meter hoch) befindet sich auf dem Nord- und Südhang zwischen den beiden Pfeilerpaaren. Die schwersten zu transportierenden Teile werden für beide Kräne die Schalungen der Pfeiler sein, die bis zu 5,5 Tonnen wiegen.
11. Behelfspfeiler Nordseite:
Der Behelfspfeiler auf der Nordseite wurde als erster fertiggestellt.
12. Widerlager Nordseite:
An beiden Widerlagern befindet sich der bewegliche Punkt der Brücke, an dem sie sich bei großer Hitze oder Kälte ausdehnen und zusammenziehen kann - bis zu 620 Millimeter auf jeder Seite.
13. Taktkeller Nordseite:
Auch von dieser Seite aus wird die 453 Meter lange Brücke in Richtung Mitte wachsen. Kleine Besonderheit: Die beiden Brückenhälften werden sich nicht auf der Mitte treffen, sondern aus statischen Gründen ca. 27 Meter versetzt Richtung Dortmund.
14. Containerdorf:
73 Container stehen als Zentrale vor Ort auf der Nordseite der Baustelle. Sie beherbergen Baubüros, Besprechungsräume und sanitäre Anlagen.