Hagen. Die Industrie- und Handelskammern in Südwestfalen fordern einen Masterplan zur Sanierung der Infrastruktur - und kritisieren Etatpläne.

Die Südwestfälische Indistrie- und Handelskammer (SIHK) zu Hagen nimmt Bund und Land vor dem Hintergrund des Infrastrukturdebakels in der Region in die Pflicht - und erneuert ihre Forderung nach einem Masterplan. „Die Bundes-, Landes- und Kommunalstraßen in der Region werden seit der Vollsperrung der A 45 über Gebühr belastet. Wenn die neue Brücke im Jahr 2026 eröffnet wird, muss sofort ein umfassendes Sanierungsprogramm der untergeordneten Verkehrsinfrastruktur starten. Dafür müssen Bund und Land bereits jetzt mit den Planungen beginnen“, führte Präsident Ralf Stoffels bei der Vollversammlung der Mitlieder aus.

Tausende zusätzliche Fahrzeuge beschädigen die Straßen und Brücken

Seit Dezember 2021 ist die als Sauerlandlinie bekannte Nord-Süd-Verbindung Autobahn 45 durchtrennt: Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid musste wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. Seither quälen sich Tausende Fahrzeuge - vor allem Lkw - durch Lüdenscheid und die umliegenden Kommunen - wodurch auch die Straßen und Brücken dort leiden.

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„Eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur ist für den Wirtschaftsstandort von entscheidender Bedeutung“, mahnte Stoffels: „Wir können nicht arbeiten, wenn die Betriebe dauerhaft von wichtigen Verkehrsanbindungen abgeschnitten sind und Verkehrswege immer wieder von neuen Sperrungen, Ausfällen oder langwierigen Einschränkungen betroffen sind.“ Immer wieder in den vergangenen Monaten mussten Brücken (teilweise) gesperrt und verstärkt werden - zum Beispiel die Volmebrücke in Hagen-Eilpe oder die Lennebrücke in Nachrodt-Wiblingwerde.

Wenige Tage zuvor hatten die Industrie- und Handelskammern in Hagen, Arnsberg und Siegen einen gemeinschaftlichen Appell an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) veröffentlicht. Thema: die geplanten Finanzkürzungen für die Autobahn GmbH im Entwurf des Bundeshaushalts für 2025. Diese betragen immerhin 20 Prozent - und das in einer Lage, in der die Mittel eigentlich angehoben werden müssten. „Die aktuell diskutierten Kürzungen des Etats der Autobahn GmbH sind ein absoluter Irrweg. Das darf nicht passieren“, so Stoffels bei der Vollversammlung.

„Gewaltige Konsequenzen kaputtgesparter Straßen und Brücken!

„Die Sperrung der A45 bei Lüdenscheid sowie das darauffolgende und bis heute andauernde Infrastrukturdesaster in Südwestfalen hat der ganzen Republik vor Augen geführt, wie gewaltig die Konsequenzen vernachlässigter und kaputtgesparter Straßen und Brücken sind“, heißt es in dem Schreiben, das neben Stoffels auch Ralf Geruschkat (Hauptgeschäftsführer SIHK Hagen) sowie Andreas Knappstein (Präsident IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland), Jörg Nolte (Hauptgeschäftsführer IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland), Walter Viegener (Präsident IHK Siegen) und Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer IHK Siegen) unterzeichnet haben. „Sparpläne an dieser Stelle würden der Wettbewerbsfähigkeit des ohnehin gebeutelten Wirtschaftsstandorts Deutschland weiteren Schaden zufügen.“

Die Vertreter der Industrie- und Handelskammern beklagen, dass vom viel zitierten Deutschlandtempo, mit dem schneller geplant und genehmigt werden soll, „in Südwestfalen verhältnismäßg wenig“ zu spüren sei. Mit dem derzeitigen Vorgehen „optimieren wir die Entschleunigung und bewirken das Gegenteil dessen, was das Land benötigt – mehr Tempo. Wir bitten Sie daher, sehr geehrter Herr Bundesminister, sich nachdrücklich dafür einzusetzen, Etatkürzungen im Straßenbau in diesem Sinne abzuwenden.“