Hagen. Regina Albrecht-Imöhl hat eine tiefe Verbundenheit zum alten Gärtnerhaus in Wehringhausen. In der Villa können auch Feriengäste einkehren
Es ist eine tiefe Verbundenheit, die Regina Albrecht-Imöhl zu dem Haus und seiner Geschichte hat. Eine tiefe Verbundenheit, die für die Hagenerin schon sehr früh begann. Denn sie wurde schon in der Natursteinvilla am Goldberg geboren. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1915 nach den Plänen des bekannten Jugendstil-Architekten Henry van de Velde erbaut und bis heute weitgehend original erhalten.
Ursprünglich war es eines von zwei geplanten Pförtnerhäuschen auf dem Weg zur Villa des Fabrikanten Rudolf Springmann, diese wurde allerdings im Krieg so stark zerstört, dass das Gebäude nur noch abgerissen werden konnte. Die Villa am Goldberg gilt als das ‚Gärtnerhaus‘. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte gegenüberstehende rechte Tor-/Gärtnerhaus ,Am Waldhang 2‘ wurde 1952 nach alten Plänen nachempfunden. „Das Haus wirkt auf den ersten Blick wie ein Spiegelbild des ersten Hauses”, erklärt Regina Albrecht-Imöhl.
Seit 1930 in Familienhand
Seit 1930 ist die Natursteinvilla am Goldberg in Besitz der Familie Albrecht. Seit 2007 vermietet die Hagenerin, gemeinsam mit ihrer Schwester Susanne Guhr, das gemeinsame Elternhaus als großzügige Ferienunterkunft für Gäste aus aller Welt. Rundherum befindet sich ebenfalls seit 1930 die Gärtnerei Albrecht: „Gegründet wurden die Gärtnerei und das angrenzende Blumengeschäft damals von meinem Opa Fritz Albrecht“, so Albrecht-Imöhl. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernd Imöhl wohnt die Floristin nur etwa 80 Meter von der Villa und der Gärtnerei entfernt.
Keine rechteckigen Zimmer
Das sogenannte „Gärtnerhaus“ hat kein einziges rechteckiges Zimmer. Alle Räume sind mit Nischen oder Erkern versehen und haben außergewöhnlich hohe Decken. „Die Fliesenfußböden und Treppengeländer sind noch vollständig original erhalten.“ Im Krieg wurde der obere Teil des Hauses durch eine Brandbombe komplett zerstört. „Immer wieder hat meine Oma von diesem schrecklichen Erlebnis erzählt“, erinnert sich Regina Albrecht-Imöhl. „Anschließend wurde jeder Pfennig in die Renovierung der oberen Etage gesteckt.“
„Die Fliesenfußböden und Treppengeländer sind noch vollständig original erhalten“
Die Fassade wurde im Originalzustand bewahrt, während die Holzfenster erneuert wurden. Die Villa am Waldhang sei etwas ganz Besonderes für Regina Albrecht-Imöhl: Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihre Großeltern und Eltern stecken in dem alten Haus. „Wir haben hier als Großfamilie gewohnt. Und das mit nur einem Bad“, berichtet sie und schmunzelt. „Das Haus erinnert mich immer auch an Frankreich. Obwohl der Hauptbahnhof nur zwei Kilometer entfernt ist und es auch nur wenige Minuten zu Fuß Richtung Innenstadt sind, fühlt es sich hier oben oft ein bisschen an wie im Urlaub“, schwärmt die Hagenerin.
Feriengäste aus aller Welt
Seit 2007 vermieten die Schwestern das historische Gebäude an Feriengäste. Bis zu sieben Personen haben in der 120-Quadratmeter-großen Wohnung Platz. „Wir haben damals als Erstes das Bad erneuert und zusätzlich zwei weitere Badezimmer eingerichtet. Insgesamt gibt es in dem Haus jetzt vier Schlafzimmer. Vor kurzem haben wir die Bruchsteinmauer neu verputzen lassen. Es war ziemlich schwierig, überhaupt jemanden für diese Arbeiten zu finden.“
Die Sommerserie „Schätze am Wegesrand“
In der großen Sommerserie der Hagener Stadtredaktion erzählen wir die Geschichten von außergewöhnlichen Häusern und Landmarken: Viele haben sie vielleicht schon einmal am Wegesrand entdeckt, wissen aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Folgende Teile sind bereits erschienen:
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Sie habe schon viele unterschiedliche Feriengäste am Goldberg begrüßen dürfen. „Ich erinnere mich noch an einen Scheich aus Dubai, der mit mehreren Frauen zu Besuch war. Für ihn musste ich erst unser Leitungswasser vorkosten, weil er nicht glauben konnte, dass wir das Wasser trinken.“ Die erste Frage der amerikanischen Gäste sei immer die nach der Klimaanlage. „Häufig mieten unsere Ferienwohnung aber auch ehemalige Schul- oder Unifreunde, die sich dann hier in Hagen als zentralen Ort, treffen.“
„Ich erinnere mich noch an einen Scheich aus Dubai, der mit mehreren Frauen zu Besuch war. Für ihn musste ich erst unser Leitungswasser vorkosten.“
Es benötige viel Zeit, Engagement und Leidenschaft, das denkmalgeschützte Haus zu erhalten und gleichzeitig moderne Standards zu integrieren. Aber Regina Albrecht-Imöhl investiere all dies gern - denn zum Haus hat sie eben eine ganz besondere Verbindung.