Mülheim. Ab Juni sollen bis zu 650 Flüchtlinge in einer Landeseinrichtung in Mülheim-Raadt unterkommen. Der Betreiber äußert sich nun zum Stand der Dinge.
Für viel Aufsehen, auch Aufregung hatte die Ankündigung von Stadt und Land gesorgt, das ehemalige Bürogebäude von T-Systems im kleinen Raadt zur Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für bis zu 650 Flüchtlinge umzubauen. Eine Inbetriebnahme war für Juni angekündigt worden. Die Bezirksregierung Düsseldorf äußerte sich nun auf Anfrage, wie es um die Vorbereitungen und den Eröffnungstermin steht.
In der künftigen Landeseinrichtung sollen Asylsuchende vier bis maximal sechs Monate unterkommen, bevor das Land sie in die kommunale Unterbringung weiterleitet. Nach Raadt werden Menschen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes in Mönchengladbach und Essen kommen. Im März bei einer Bürgerversammlung zur ZUE in Raadt hatte Henning Strohmeyer als Hauptdezernent der Bezirksregierung prognostiziert, dass überwiegend wohl Menschen aus Syrien und Afghanistan in Raadt unterzubringen seien. Ukrainische Flüchtlinge wohl eher nicht, denn diese stellten in der Regel keinen Asylantrag. Die Bezirksregierung hat den Bürgerinnen und Bürgern versprochen, eine „gemischte Belegung“ anzustreben, mit Familien, Frauen und Jugendlichen.
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Die Bezirksregierung gab auf Anfrage dieser Redaktion nun Auskunft zum Stand der Vorbereitungen. Umfassende Baumaßnahmen seien notwendig, hieß es. Etwa seien Fluchttürme herzustellen, eine Brandmeldeanlage zu installieren, Sanitäreinrichtungen zu bauen, für die spätere Verwaltung des Hauses seien IT und Wlan einzurichten. Außerdem stünden Wartungs-, Prüfungs-, Instandsetzungsarbeiten der technischen Geräte auf der Agenda. Dazu soll es im Außenbereich eine Einfriedung geben und einen kleinen Spielplatz.
Die Investitionen für den Umbau des Gebäudes und die Nutzung als Zentrale Unterbringungseinrichtung bewegen sich laut Bezirksregierung in einem niedrigen siebenstelligen Euro-Bereich. Sie werden alleine vom Land NRW getragen. Zur Höhe der Miete, die aus Steuermitteln an den neuen Eigentümer der Raadter Büroimmobilie fließt, äußert sich die Bezirksregierung nicht. Dies sei aufgrund der derzeit laufenden Verhandlungen an anderen Standorten nicht angebracht.
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Unterkunft für Flüchtlinge in Mülheim: Land rechnet mit „fristgerechter Inbetriebnahme“
„Sämtliche Arbeiten sind weit fortgeschritten oder abgeschlossen, von einer fristgerechten Inbetriebnahme ist auszugehen“, sagt nun eine Sprecherin der Düsseldorfer Behörde. Man gehe unverändert davon aus, die Einrichtung Mitte Juni in Betrieb nehmen zu können.
Laut Bezirksregierung sind mittlerweile auch die Vergabeverfahren erfolgreich abgeschlossen, mit denen die Behörde einen Betreuungsdienstleister und einen Dienstleister für die Verpflegung der künftigen Bewohner gesucht hatte. Die (soziale) Betreuung werden die Malteser übernehmen, für die Verpflegung mit Mahlzeiten morgens, mittags und abends soll das Unternehmen „Menü 2000“ mit Hauptsitz im niedersächsischen Papenburg sorgen. „Menü 2000“ ist nach eigener Angabe mit rund 200 Betriebsrestaurants das größte familiengeführte Catering-Unternehmen für Betriebsgastronomie in Deutschland.
Bezirksregierung: „Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement groß“
Nun sind bis Mitte Juni noch aus ehemaligen Büro- Wohnräume zu machen. Hierfür sollen die Malteser sorgen, indem sie die Zimmer mit Stockbetten, Spinden, Tischen und Stühlen ausstatten. Die Malteser sollen am Ende auch ein möglichst breites ehrenamtliches Engagement im Haus möglich machen. Was das Angebot sein wird, bleibt noch unklar, die Sprecherin der Bezirksregierung sagte dazu nur: „Das Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement war groß. Nachdem nun der Dienstleister feststeht, können konkrete Schritte eingeleitet werden. Interne Vorüberlegungen existieren natürlich bereits.“
Unbeantwortet ließ die Bezirksregierung aktuell die Frage, welcher Security-Dienst 24 Stunden an allen Tagen vor Ort präsent sein wird und ob medizinisches Personal gefunden ist, um - wie vorgesehen - in der Einrichtung selbst die medizinische Versorgung und eine psychosoziale Betreuung für traumatisierte Menschen anzubieten. Auch zur Kinderbetreuung und zum schulischen Angebot, das es geben sollte, machte die Behörde noch keine Angaben.
Tag der offenen Tür in Mülheimer Flüchtlingsunterkunft am 10. Juni
Klar ist aber: Die Hausführungen, die OB Marc Buchholz schon für Mai in Aussicht gestellt hatte, soll es geben, aber erst kurz vor der Inbetriebnahme der ZUE. Ein Termin ist gefunden: Ein „Tag der offenen Tür“ ist für Samstag, 10. Juni, von 10 bis 13 Uhr geplant.
Informationen der Bezirksregierung finden sich auf der Webseite www.brd.nrw.de, eine Kontaktaufnahme ist auch via Mail an ZUE-Muelheim@brd.nrw.de oder über die Rufnummer 0211 475 20 10 möglich.
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