Gladbeck. Wie geht’s mit dem Rettungsdienst in Gladbeck weiter? CDU und Grüne erwarten von der Stadtverwaltung Informationen. Probleme gibt’s reichlich.

Wie viele Einsatzwagen und Rettungskräfte braucht es? Was funktioniert, was nicht? Wo muss dringend nachgebessert werden? Kurzum: Dürfen sich die Menschen in Gladbeck für die kommenden fünf Jahre auf ihren Rettungsdienst verlassen? Nur einige Fragen zur Rettungsdienstbedarfsplanung, die die Ratsfraktionen von CDU und Grünen nicht beantworten können. Verantwortlich dafür machen sie die – sagen wir mal: spärliche – Informationspolitik der Stadtverwaltung Gladbeck. In einem Dringlichkeitsantrag, der im Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr am Montag (21. August, 16 Uhr) im Ratssaal auf den Tisch kommt, fordern die beiden Fraktionen Antworten. Die Stadtverwaltung räumt Versäumnisse ein. Die Zeit drängt.

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CDU-Ratsherr Christopher Kropf: „Am 25. August berät der Ausschuss für Mobilität, Feuerschutz und Rettungswesen des Kreises Recklinghausen die Rettungsdienstbedarfsplanung für den Kreis.“ Die betroffenen Städte haben ihre Stellungnahmen eingereicht. Für Gladbeck steht unter anderem ein zusätzlicher RTW-Standort (Rettungswagen) in Brauck zur Diskussion. Der Kreistag soll am 12. September eine Entscheidung fällen. „Wir kennen den Entwurf für Gladbeck nicht“, sagt Kropf. Im Zusammenhang mit der geplanten neuen Rettungswache sei zwar angeklungen, dass für den Stadtsüden ein weiterer Standort notwendig sei, aber wie er materiell und personell ausgestattet werden soll, welche Kosten anfallen – drei große Fragezeichen.

Beim Rettungsdienst in Gladbeck herrscht akuter Fachkräftemangel

Wie hinter etlichen Punkten, die der CDU unter den Nägeln brennen. „Im Bereich des Rettungsdienstes besteht aktuell ein akuter Fachkräftemangel. Bereits jetzt können freie Stellen teilweise nicht besetzt werden. Zusätzliches Personal kann daher überwiegend nur durch die Erhöhung der Ausbildungsquote erreicht werden“, so die Sitzungsvorlage. Was auch nicht ohne weiteres kurzfristig umsetzbar ist, immerhin dauert die Notfallsanitäter-Vollausbildung drei Jahre.

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Christopher Kropf, CDU-Ratsherr in Gladbeck, will von der Stadtverwaltung wissen: Welche Stellungnahme hat die Stadtverwaltung an den Kreis Recklinghausen geschickt, und inwiefern ist diese in den endgültigen Entwurf der Rettungsdienstbedarfsplanung eingegangen?
Christopher Kropf, CDU-Ratsherr in Gladbeck, will von der Stadtverwaltung wissen: Welche Stellungnahme hat die Stadtverwaltung an den Kreis Recklinghausen geschickt, und inwiefern ist diese in den endgültigen Entwurf der Rettungsdienstbedarfsplanung eingegangen? © FFS | Oliver Mengedoht

Die CDU will von der Verwaltung wissen: Welche Stellungnahme hat die Stadtverwaltung an den Kreis Recklinghausen geschickt, und inwiefern ist diese in den endgültigen Entwurf der Rettungsdienstbedarfsplanung eingegangen? Wie wirken sich beschriebene Probleme bei der Umsetzung der Rettungsdienstbedarfsplanung konkret auf Gladbeck aus?

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Das wollen auch die Grünen erfahren. Fraktionschef Bernd Lehmann beklagt: „Die Stadtverwaltung hat eine Stellungnahme an den Kreis gegeben, aber wir als Politiker wurden nicht mitgenommen und nicht in Kenntnis gesetzt.“ Die Fraktion habe mehrfach darauf hingewiesen, dass die Festlegungen im Rettungsdienstbedarfsplan Auswirkungen auf die kommunale Raum-, Finanz- und Personalplanung haben werde. Bis dato sei „eine Beratung und Befassung im Ausschuss durch die Verwaltung nicht vorgesehen“, kritisieren die Grünen.

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Lena Heimers stellt klar: „Bei der Rettungsdienstbedarfsplanung ist der Kreistag das entscheidende Gremium. Die Städte sind beteiligt worden.“ Die Sprecherin der Kreisverwaltung Recklinghausen sagt aber auch: „Den einzelnen Städten obliegt, wie sie die Politik informieren.“

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Im Gladbecker Fall wohl bislang gar nicht. Stefan Walter, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Gladbeck, weiß: „Die Stadt Recklinghausen geht sehr offen mit dem Thema um.“ Er gibt unumwunden zu: „Wir haben die Politik in Gladbeck auf das Thema gestupst.“ Schließlich kenne das DRK, das für die Rettungsdienstbedarfsplanung eine Stellungnahme abgegeben hat, die Probleme und „will seit mehr als 15 Jahren an der Bewältigung mitarbeiten“.

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Bernd Lehmann, Grünen-Fraktionschef in Gladbeck, beklagt: „Die Stadtverwaltung hat eine Stellungnahme an den Kreis gegeben, aber wir als Politiker wurden nicht mitgenommen und nicht in Kenntnis gesetzt.“ Foto: Lutz von Staegmann WAZ-FotoPool
Bernd Lehmann, Grünen-Fraktionschef in Gladbeck, beklagt: „Die Stadtverwaltung hat eine Stellungnahme an den Kreis gegeben, aber wir als Politiker wurden nicht mitgenommen und nicht in Kenntnis gesetzt.“ Foto: Lutz von Staegmann WAZ-FotoPool © WAZ FotoPool | VON STAEGMANN, Lutz

Offensichtlich sind CDU und Grüne für den Hinweis dankbar, stecken doch in der Stellungnahme des Gladbecker DRK-Vorsitzenden Wilhelm Walter und des Geschäftsführers, die der WAZ Gladbeck vorliegt, mehrere Aspekte, bei denen die Alarmglocken schrillen müssten. Rathaussprecher David Hennig räumt zur bisherigen Informationspolitik am Willy-Brandt-Platz ein: „Vom Grundsatz her handelt es sich hier um ein Geschäft der laufenden Verwaltung. Aber wir sehen ein, dass wir es versäumt hatten, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen.“

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Also dürften am Montag auch brisante Aspekte zur Sprache kommen. Kropf und Lehmann führen an: „Die Acht-Minuten-Hilfsfrist konnte in Gladbeck nur zu 55,9 Prozent eingehalten werden.“ Damit müsse sich der Ausschuss sich beschäftigen. Das sieht CDU-Mann Kropf ebenso und vergleicht: „Kreisweit liegt die Einhaltung der Acht-Minuten-Hilfsfrist bei 50,7 Prozent.“

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Stadtweit weniger als die Hälfte der Einsätze nach Alarmierung innerhalb der genannten Zeitspanne – „das ist besorgniserregend, es besteht schneller Handlungsbedarf“, so die DRK-Spitze. Wobei Stefan Walter sich den Hinweis nicht verkneifen kann: „Die Hilfsfrist haben wir seit mindestens fünf Jahren auf dem Schirm.“

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Der Gladbecker DRK-Geschäftsführer Stefan Walter bewertet die Tatsache, dass im Norden und Westen der Stadt 90 Prozent der Einsätze nicht hilfsfristgerecht möglich sind, als „besorgniserregend“.
Der Gladbecker DRK-Geschäftsführer Stefan Walter bewertet die Tatsache, dass im Norden und Westen der Stadt 90 Prozent der Einsätze nicht hilfsfristgerecht möglich sind, als „besorgniserregend“. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Sie sei im Gegensatz zu anderen Ländern in Nordrhein-Westfalen nicht gesetzlich festgeschrieben. Höchstproblematisch: Der Norden und Westen Gladbecks seien unterversorgt, „ein Erreichen der Acht-Minuten-Hilfsfrist ist in 90 Prozent der Einsatzfälle nicht möglich“. Als Konsequenz werde unter Berücksichtigung der Einwohnerdichte und der Notfallzahl das Gebiet künftig als Zwölf-Minuten-Hilfsfrist-Bereich ausgewiesen. Stefan Walter: „Das gilt sonst im ländlichen, dünner besiedelten Raum. In Ellinghorst wohnen zwar weniger Menschen als in anderen Stadtteilen, aber dort besteht aufgrund großer Unternehmen wie Rockwool ein besonderes Risiko.“

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Nicht das einzige Problem: „Ferner fehlen im Bedarfsplanentwurf die Ausfallquote und Nicht-Besetzung der Rettungsmittel und insbesondere der Krankentransportwagen.“ Und wie sieht’s mit dem Ausfallschlüssel aus? Spiegeln die Daten aus dem Betrachtungszeitraum, in den auch die Corona-Pandemie fiel, überhaupt die Realität wider?

Den Rettungsdienst leistet in Gladbeck die Feuerwehr, „das Rote Kreuz ist nicht berücksichtigt“. Dabei wäre laut DRK-Experten eine Einbindung der Organisation hilfreich. „Wir könnten Räume an unseren verkehrsgünstig gelegenen Betriebssitz in Brauck freimachen. Würden wir am Rettungsdienst und Krankentransport beteiligt, dann müsste kein Neubau her“, erklärt Stefan Walter und verweist auf Bottrop.

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Er fügt hinzu: „Andere Städte setzen auf die Beteiligung von Organisationen.“ Warum das in Gladbeck wohl nicht gewünscht ist? Fragezeichen...

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