Gladbeck. Der Fachkräftemangel ist auch in Hallenbädern bemerkbar. Fachleute aus Gladbeck nennen Gründe für diese Entwicklung und werben für den Beruf.
Sie arbeiten dort, wo sie es mit gut gelaunten Menschen zu tun haben. Mit solchen, die sich im Becken wohl fühlen wie der Fisch im Wasser. H2O ist ihr Element, die Rede ist von Fachangestellten für Bädebetriebe – im Volksmund schlicht Schwimmmeister genannt. Ein Traumjob? Das scheint mitnichten der Fall zu sein. Fachleute aus Gladbeck sprechen darüber, warum sie Nachwuchskräfte brauchen und zu welchen Mitteln sie bei der Suche greifen.
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Denn personell sitzen nicht nur Branchen in Gastronomie und Handwerk – um nur zwei aus der langen Liste der Suchenden herauszugreifen – auf dem Trockenen. Geht dieser Beruf ganz einfach in der Schwemme vieler anderer unter, in denen ebenfalls Kräfte begehrt sind? Haben junge Menschen Fachangestellte für Bäderbetriebe nicht auf dem Schirm, können sich darunter so gar nichts vorstellen? Die strenge Aufsicht am Beckenrand, die ältere Semester als Bademeister mit Trillerpfeife kennen, hat längst ein anderes, modernes Anforderungsprofil.
Gladbecker Fachleute: Angestellte für Bäderbetriebe haben ein breites Aufgabenspektrum
Die Stadtverwaltung Gladbeck habe einen Imagefilm gedreht, um über den Beruf zu informieren und vielleicht auch potenziellen Nachwuchs zu gewinnen, berichtet Julia Schmidt, Leiterin der Sportabteilung im Rathaus. Schließlich sollen Interessenten nicht ins kalte Wasser geworfen werden, sondern Grundzüge des Berufs erfahren.
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Rettungsschwimmer und Schwimmmeister benötigen beide ein Abzeichen der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Letzterer muss sich zusätzlich jedoch in der Technik auskennen, ist mehr als eine Aufsichtsperson.
Julia Schmidt argwöhnt, dass das dürftige Interesse aber nicht mit den Anforderungen baden geht. Eine Klippe: „Der Schichtdienst wirkt vielleicht abschreckend, die jungen Leute wollen heutzutage flexibel sein.“ Hören potenzielle Kräfte von Arbeit am Wochenende und zu Zeiten, an denen andere Menschen ihre Freizeit genießen, schmeißen sie das Handtuch, ohne nur einen Zeh ins Nass gesteckt zu haben. So haut es Michael Berger keineswegs aus den Latschen, wenn er nicht gerade von Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz als Fachkraft im Bäderbetrieb überflutet wird. Gerade erst war solch’ eine Stelle ausgeschrieben. Die Resonanz war lau, um es nett auszudrücken. Wie der Leiter des Amtes für Rat, Bürgerschaft und Sport berichtet, waren gerade einmal zwei Bewerbungen eingegangen. Naja, eigentlich eine Rückmeldung, wenn man ehrlich sein möchte: „Von zwei Bewerbern ist einer nicht zum Test erschienen.“ Unzuverlässigkeit, ein Minus-Punkt.
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Dabei ist doch Gewissenhaftigkeit eine Grundvoraussetzung für diesen Beruf – nicht zu vergessen eine gewisse Aqua-Affinität. Banal hört sich an, welche Anforderung Berger vor allen anderen nennt: „Man muss schwimmen können.“ Dabei wird mehr erwartet, als sich nur irgendwie über Wasser zu halten. Julia Schmidt zählt auf: „Man muss 100 Meter auf Zeit schwimmen, verschiedene Stile beherrschen, tauchen. Am Ende der Ausbildung steht das silberne Abzeichen.“ Und vieles mehr wird während der Ausbildung verlangt: „Ein Hauptschulabschluss, man muss einen Test, den ein externer Prüfer durchführt, bestehen; Deutsch-Kenntnisse, Mathe, logisches Denken und Konzentration werden abgefragt.“ Was ebenfalls ins Gewicht falle, seien Faktoren wie persönlicher Eindruck und Höflichkeit. „Da die Kollegen viel Kundenkontakt haben, achten wir auf Deutsch“, betont Julia Schmidt.
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Aber ein 17-Jähriger – Schmidt: „Frisch von der Schule!“ – wird ab Anfang August Azubi für den Bäderbetrieb sein. Das heißt im Klartext: Nach erfolgreicher Ausbildung dürfte das Hallenbad an der Bottroper Straße der Arbeitsplatz des jungen Mannes werden. Doch bis dahin muss er am Hans-Böckler-Berufskolleg in Haltern am See die Schulbank drücken. Fächer wie Technische Kommunikation, Gesellschaftslehre, Gesundheitsförderung, Wirtschafts- und Betriebslehre, Bäderorganisation sowie Schwimm- und Rettungslehre stehen auf dem Stundenplan. In der praktischen Prüfung müssen unter anderem Erstversorgung und Besucherbetreuung sitzen. Da hat der 17-Jährige noch einiges vor der Brust.
Doch Schmidt verspricht: „Wir haben in unserem Fünf-Köpfe-Team ein gutes Arbeitsklima und Gruppengefühl. Das trägt dazu bei, die Fachkräfte zu halten.“ Ein Plus-Punkt: die überschaubare Größe des Gladbecker Hallenbads „Bei großen Spaßbädern gibt es häufiger eine Anonymität und eine andere Technik, als wir sie hier haben“, so Schmidt.
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Der Fachkräfte-Pool umfasst besagte fünf Köpfe – vier Männer und eine Frau zwischen Mitte 20 und 63 Jahren. „Wir versuchen, diesen Stand zu halten“, meint Berger. Konnten Bäder-Betreiber früher einmal aus dem Vollen schöpfen, ist der Arbeitsmarkt mittlerweile wie ausgedörrt. Ausgebildetes Personal ist rar wie die Perle in der Auster.
Thomas Spickenbaum spricht für den SV 13, der das Freibad an der B 224 betreibt: „Wir haben zweieinhalb Schwimmmeister, zwei sind von der Stadt ausgeliehen. Als Schwimmmeisterin haben wir eine 520-Euro-Kraft.“ Für den Einsatz der Rettungsschwimmer, die den Betrieb beaufsichtigen, gelte folgende Faustformel: mindestens einer auf 500 Badegäste. Bei vier Becken müssen sie alles im Blick behalten. „Wenn nicht genügend Rettungsschwimmer da sind, reduzieren wir die Gästezahl.“ Aus diesem Grund praktiziere der SV für das Freibad die Online-Anmeldung. Spickenbaum: „Um den Überblick zu behalten, denn Sicherheit geht vor.“