Gladbeck. Die Anforderungen an künftige Feuerwehrleute sind hoch. Die Gladbecker Wehr sucht Nachwuchs, doch es gibt hohe Hürden.
Die Gladbecker Feuerwehr sucht junge Nachwuchskräfte. Im Oktober soll der Lehrgang für die künftigen Brandmeister starten. Bis Freitag lief die Bewerbungsfrist. Und eines zeichnete sich schon früh ab: Die Zahl der Bewerber hat im Vergleich mit den vergangenen Lehrgängen abgenommen. Das sagt Holger Mehl. Der Abteilungsleiter bei der Feuerwehr ist auch verantwortlich für die Feuerwehrschule.
124 Bewerbungen sind – Stand Mitte der Woche – bei der Stadt Gladbeck eingetrudelt. Das seien weniger als in den Jahrgängen zuvor, sagt Holger Mehl. „In der Regel hatten wir immer so um die 180 bis 200 Bewerbungen.“ Warum die Zahl der Bewerbungen sinkt? Aus Sicht von Holger Mehl ist es ein Problem, dass die Zahl der potenziellen Interessenten ebenfalls gesunken ist.
Abgeschlossene Berufsausbildung ist Voraussetzung für Einstieg bei der Feuerwehr
Voraussetzung für den Einstieg als Brandmeister sei eine abgeschlossene Ausbildung – vorzugsweise im Handwerk. Doch gebe es seit Jahren den Trend hin zum Abitur und dann zum Studium. Bildlich gesprochen: Es sind immer weniger Fische in dem Teich, in dem nicht nur die Gladbecker Feuerwehr angelt. Schließlich suchen zahlreiche Feuerwehren in der Region nach Nachwuchskräften.
Entsprechend merken aber alle einen Rückgang der Bewerberzahlen. So berichtet Gelsenkirchens Feuerwehrchef Michael Axinger von einem Rückgang der Bewerberzahlen um 50 Prozent. Vor fünf Jahren hätten sich noch 400 Leute auf die 16 Stellen beworben, jetzt nur noch die Hälfte. Auch Bottrops Feuerwehrsprecher hat zuletzt bei den Bewerberzahlen einen deutlichen Rückgang registriert. „Sie sind immer noch hoch, aber wir müssen schauen, ob das nun ein dauerhafter Trend ist.“
Welche Bedingungen müssen Bewerber erfüllen?
Die Gladbecker Feuerwehr sucht aktuell nach Kräften, die ab Oktober in den Lehrgang zum Brandmeisteranwärter einsteigen. Im nächsten Schritt werden die Bewerber zum Sporttest eingeladen. Denn körperliche Fitness ist Bedingung für den Beruf. Schließlich bringt schon die Ausrüstung einige Kilo auf die Waage. So wiege beispielsweise das Atemschutzgerät zwölf bis 15 Kilo, sagt Holger Mehl. Dazu kommt die körperlich schwere Arbeit mit dieser Ausrüstung.
Die Sporthochschule Köln hat einen Test entwickelt, der die Anforderungen der Feuerwehren berücksichtigt. An diesem Test orientieren sich auch die Gladbecker Retter. So müssen die Bewerber beispielsweise unter anderem 3000 Meter in weniger als 15 Minuten laufen oder 200 Meter schwimmen in weniger als sechs Minuten. Außerdem müssen die künftigen Brandmeisteranwärter Höhentauglichkeit beweisen und dafür 30 Meter die Drehleiter hochklettern – Sprosse für Sprosse.
Feuerwehr Bochum beklagt „völlig untrainierte“ Bewerber
Doch der Test sei eigentlich bekannt, die Anforderungen kein Geheimnis, darauf könnten sich die Bewerber auch vorbereiten, dazu rate die Feuerwehr auch, sagt Holger Mehl. „Man sieht sofort, wer das getan hat und wer nicht.“
Die körperliche Fitness ihrer Bewerber prüft jede Feuerwehr der Region. Zuletzt haben sie dabei schlechte Erfahrungen gemacht. Die Feuerwehr Bochum beklagt „völlig untrainierte“ Bewerberinnen und Bewerber. Zuletzt hätten 70 Prozent die Anforderungen des Sporttests nicht erfüllt, auch in Bottrop sei es diesmal nur jeder Vierte gewesen, heißt es aus der Nachbarstadt.
Gladbecker haben bisher vergleichsweise gute Erfahrungen mit Bewerbern gemacht
Einschätzungen, die Holger Mehl ein wenig Sorge bereiten, die er aber aus der Gladbecker Vergangenheit nicht bestätigen kann. Zuletzt wurden hier im Herbst 2021 Bewerber geprüft, damals hätten rund 40 den Ansprüchen genügt und seien dann weiter zu Wissenstest und Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Mehl hofft, dass der Gladbecker Feuerwehr die Erfahrungen der Nachbarstädte erspart bleiben.
Gladbeck prüft die Tauglichkeit der Bewerberinnen und Bewerber im Mai. Und wer weiß – vielleicht sind ja einige darunter, die die Tests in den Nachbarstädten als Training für Gladbeck genutzt haben. Denn viele bewerben sich in mehreren Städten, weiß Mehl aus Erfahrung. „Das merkt man dann, die kennen sich schon von Tests in anderen Städten.“
Gladbeck schließt sich bei Brandmeisterausbildung nicht dem Kreis Recklinghausen an
Er ist jedenfalls optimistisch, dass die Gladbecker Feuerwehr genügend fähige Bewerber finden wird, die dann im Oktober im Lehrgang starten. Denn die Feuerwehr sei auf neue Kräfte angewiesen – angesichts anstehender Pensionierungen. Auch deshalb bilden die Gladbecker ihre Brandmeister noch selbst aus, schließen sich nicht den Lehrgängen im Kreis an. Dort gebe es nämlich nicht genügend Plätze für die Anzahl an Leuten, die hier gebraucht werden.
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Die Vergangenheit habe gezeigt, dass diejenigen, die in Gladbeck ihre Ausbildung gemacht haben, gern auch hierblieben, freut sich Mehl. Ausnahmen bildeten vereinzelt Kräfte, die von weiter wegkamen, und danach in die Heimat zurückkehren konnten. Die Besonderheit in Gladbeck sei vielleicht, dass die Anwärter vom ersten Tag dazu gehörten, Teil des Teams seien, die Ausbildung sei absolut praxisnah.
Außerdem zahle die Stadt eine Sonderzulage. Denn man darf nicht vergessen, wer eine Ausbildung bei der Feuerwehr beginnt, hat vielleicht als Geselle schon gut verdient oder hat Familie. So ein Zuschlag sei zulässig, aber nicht jede Kommune zahle den, so Mehl.