Gladbeck. Eigentlich besucht Max die Wilhelmschule. Dort erfährt die Familie viel Hilfe. Doch auch im Schulalltag ist Max’ Krebserkrankung ein Thema.
Der Duft von Popcorn und Bratwurst zieht über die Johow-Wiese, Eltern und Schüler stehen in der Schlange, warten auf Einlass ins Zirkuszelt. Donnerstag ist die erste große Vorstellung des Zirkusprojekts an der Wilhelmschule. Die Schülerinnen und Schüler zeigen ihr Können in der Manege. Eine Woche lang haben sie trainiert und sich vorbereitet. Eigentlich sollte auch Max jetzt hier in der Manege stehen und mit seinen Freundinnen und Freunden aus der Schule Erfolge feiern.
Doch daran ist nicht zu denken. Die Leukämie lässt so etwas nicht zu. Und trotzdem ist Max ein Teil der Schulgemeinde, wird, wo immer es geht, eingebunden, und die Familie erfährt Unterstützung. So ist am Donnerstag auch; das Gladbecker DRK ist mit dabei. Wilhelm Walter und ein Helfer haben ein Fahrzeug auf der Festwiese geparkt und warten auf potenzielle Stammzellspender. Wer sich hier registrieren lässt, kann zum Lebensretter werden – nicht nur für Max.
Max’ Kontakt zur Schule soll nicht abreißen
Das Zirkusprojekt als Typisierungsaktion. Eine Mutter habe den Kontakt hergestellt und die Aktion ins Leben gerufen, sagt Schulleiterin Hendrike Satow. Auch ihr ist sehr daran gelegen, dass Max’ Kontakt zur Schule nicht abreißt. „Für so ein erkranktes Kind ist das Essenzielle. Es ist im Prinzip ein Stück Normalität.“
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Und so bringen sich vor allem Max’ Klassenlehrerinnen ein. Sie besuchen ihn regelmäßig, unterrichten ihn, wann immer es möglich ist, daheim. „Wir gehen beide einmal in der Woche zu ihm, meist am Wochenende“, sagt Marina van Doorn. So hält Max immer samstags und sonntags den Kontakt zur Schule. Mutter Anne Beutler ist für diesen Einsatz wahnsinnig dankbar. „Die Schule mach viel, gerade Maxis Lehrerinnen. Wir bekommen da viel Zuspruch und Unterstützung.“
Ein Buch hilft, um mit den Erstklässlern über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen
Doch auch im Schulalltag sind Max und seine Erkrankung präsent. Die Schülerinnen und Schüler merken selbstverständlich, dass jemand fehlt, dass ihr Klassenkamerad schon seit Monaten nicht mehr in der Schule war. Sie spricht über so etwas mit Erstklässlern. Wie behandelt man das Thema Krebs mit kleinen Kindern?
Auch für Lehrerinnen ist das eine Herausforderung. Marina van Doorn ist seit 35 Jahren im Dienst, so etwas habe sie zum Glück bisher nicht machen müssen. Am Ende hilft ein Buch, das ihr eine Mutter ans Herz gelegt hat. Titel: „Die Fleckenfieslinge: Julius besiegt den Krebs“. „Es ging ja auch darum, die Kinder zum Sprechen zu bringen, zu hören, welche Sorgen machen sie sich, welche Gedanken beschäftigen sie in dem Zusammenhang.“
Früher hätte man Kinder mit so einem Thema nicht konfrontiert
Und es seien selbstverständlich Ängste zur Sprache gekommen. Auch Erstklässler haben schon einmal gehört, dass man an Krebs sterben kann, und wollen wissen, was das für Max bedeutet. Hendrike Satow: „Früher hat man gesagt, dass Kinder mit so etwas nicht konfrontiert werden sollen. Heute weiß man, dass es zur psychologischen Entwicklung dazugehört.“
Trotzdem überlege man selbstverständlich gründlich, wie man bestimmte Sachen dann thematisiert, sagt Marina van Doorn. „Anfangs habe ich das Wort Krebs tatsächlich vermieden.“ Vor allem zu der Zeit, als es den Anschein hatte, dass Max vielleicht schnell zurückkehren könne. Doch nachdem klar war, dass der Sechsjährige eine Stammzellenspende benötigt, und die Medien den Fall aufgegriffen haben, um für Typisierungsaktionen zu werben, habe sie den Kindern mehr erzählt.
Gladbecker Lehrerinnen haben auch schon Tränen vergossen
Nicht nur für die Mädchen und Jungen sei das eine emotionale Belastung, auch für die Kolleginnen, sagt Hendrike Satow. „Wir haben schon einige Tränen vergossen“, gesteht Marina van Doorn freimütig. Schließlich sei der Bezug zwischen Kindern und Lehrern gerade in der Grundschule besonders eng. „Man ist da emotional echt unheimlich nah dran.“
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Deshalb bedeuten ihr und ihrer Kollegin die regelmäßigen Besuche bei Max aber auch so viel, und sie ist dankbar, dass es gelungen ist, den Stundenplan so umzubauen, um diese Unterstützung zu ermöglichen. Schließlich profitiert davon nicht nur Max, sondern die gesamte Familie. Anne Beutler kann die Zeit für andere Dinge nutzen, kann für die Geschwister ihres Sohnes da sein. Marina van Doorn: „Wenn ich zu Max komme, gehen wir in sein Zimmer, lehnen die Tür an, und seine Mutter geht dann raus.“ Zuletzt habe Max sich zwar nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren können, dann habe man eben gemeinsam gebastelt.
Max hat sich gut erholt vom letzten Chemoblock
Inzwischen gehe es Max zum Glück aber wieder besser, sagt Anna Beutler. „Vom letzten Chemoblock hat er sich gut erholt. So weit man es bei dieser Krankheit sagen kann, geht es ihm wieder recht gut.“ Doch selbstverständlich sehe man ihm die Behandlung an, trotzdem sei er für seinen Zustand fit. „Es ist wirklich bewundernswert, wie er das wegpackt.“
Trotz dieser ermutigenden Nachricht – ein Besuch im Zirkus ist ausgeschlossen. Doch auch da haben sich Schule und Elternschaft einiges einfallen lassen, damit auch Max etwas von diesem besonderen Projekt hat. Was genau? Das ist eine Überraschung, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll.
Typisierungen am Schulzirkus
Nicht nur am Donnerstag, auch am Freitag und Samstag ist das DRK bei den Zirkusvorstellungen vor Ort und bietet kostenlose Typisierungen an. Die Verantwortlichen hoffen, dass sich Eltern und Verwandte, die zum Zirkus kommen, registrieren lassen. Doch auch jeder anderer, der Stammzellspender werden will, ist willkommen.
Die genauen Zeiten am Zirkuszelt an der Johowstraße: Freitag, 31. März, 16 bis 18 Uhr; Samstag, 1. April, 9.30 bis 11 Uhr und 13 bis 15 Uhr.