Gladbeck. Der kleine Max (7) aus Gladbeck leidet an Leukämie, es gibt keine Therapie mehr. Die Familie will ihm nun seinen Herzenswunsch erfüllen.

Eine ganze Stadt hat Anteil genommen an Max’ Schicksal und seinem Kampf gegen den Krebs. Umso trauriger nun die Gewissheit, dass dem tapferen Jungen nicht mehr geholfen werden kann. Seit Dienstag weiß die Familie, dass es kein Mittel gegen den Krebs mehr gibt, eine Stammzelltransplantation kommt nicht weiter infrage, die Leukämie ist zu aggressiv. Austherapiert – so lautet der kalte medizinische Begriff dafür. Nun will Anna Beutler alles tun, um ihrem Sohn einen Herzenswunsch zu erfüllen, einen Besuch im Disneyland in Paris.

Schon in der kommenden Woche ist der Besuch in dem Freizeitpark geplant. Drei Tage soll Max gemeinsam mit seinen Geschwistern den Aufenthalt dort genießen, berichtet Anna Beutler. Auch eine Freundin und deren Familie sollen mitkommen. „Denn das sind die Menschen, die in den letzten Monaten Tag und Nacht für uns da waren.“ Schon nach der Diagnose im September hatte sie Max gefragt, was sein größter Wunsch sei. Die Antwort damals: „Ich will nach Disneyland.“

Spendenaufruf im Internet verbreitet sich wie ein Lauffeuer

Um das möglich zu machen, hat Max’ Mutter am Dienstagabend einen Spendenaufruf im Internet gestartet. Sie hofft auf 15.000 Euro, um ihrem Sohn diesen womöglich letzten Wunsch erfüllen zu können. Tatsächlich ist die Hilfsbereitschaft riesig, der Aufruf verbreitet sich in den sozialen Netzwerken, auch in Gladbecker Facebook-Gruppen. Zuletzt waren auf der Internetseite Spendenzusagen in Höhe von mehr als 60.000 Euro aufgelaufen.

Max (7) aus Gladbeck (r.) mit seinen Geschwistern und Mutter Anna – gemeinsam mit ihnen soll es nun nach Paris ins Disneyland gehen – ein Herzenswunsch des todkranken Jungen.  
Max (7) aus Gladbeck (r.) mit seinen Geschwistern und Mutter Anna – gemeinsam mit ihnen soll es nun nach Paris ins Disneyland gehen – ein Herzenswunsch des todkranken Jungen.   © Anna Beutler | Anna Beutler

Viele Menschen spenden zehn oder 20 Euro, oft verbunden mit aufmunternden Worten an die Familie und dem Wunsch nach „viel Kraft“. Die drei höchsten Einzelspenden werden auf der Internetseite auch angezeigt, sie liegen am Freitagmorgen bei 3000, 1000 und 300 Euro. Neben den Geldspenden gibt es weitere Unterstützung, so hat eine Mutter aus der Schule den ASB mit seinem Wünschewagen ins Boot geholt. Er wird Max nach Paris bringen, so ist auch die medizinische Versorgung gewährleistet.

Der Wünschewagen ist genau für Schicksale wie das von Max ins Leben gerufen worden. Er bringt schwer kranke Menschen noch einmal zu ihrem Sehnsuchtsziel – ans Meer, in die Berge oder eben ins Disneyland. „Die Hilfsbereitschaft der Menschen kennt keine Grenzen.“ Anna Beutler ist hörbar erschlagen von dem, was in den letzten Stunden auf sie eingeprasselt ist.

Max hat Ostermontag seinen siebten Geburtstag gefeiert

Für sie geht es nun darum, viel gemeinsame Zeit mit der Familie und Freunden zu ermöglichen. Wie schwierig das angesichts von Max’ Krankheit ist, mussten Verwandte und Freunde zuletzt erst wieder in der vergangenen Woche erleben. Seinen siebten Geburtstag am Ostermontag hat Max teilweise im Krankenhaus verbringen müssen, ein Virusinfekt mit Fieber war der Grund.

Anna Beutler hofft, dass der geplante Freizeitpark-Besuch wie geplant klappt. Denn die Behandlung geht weiter, der Übergang zum Palliativen steht an. Hier wird Max dann nur noch so weit behandelt, dass er keine Schmerzen erleiden muss.

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Eine weitere Chemo oder gar die angedachte Stammzellentherapie hat aus medizinischer Sicht keine Aussicht mehr auf Erfolg. Vergangene Woche Montag sei Maxi untersucht worden, Dienstag hätten die Ärzte ihr dann das Ergebnis mitgeteilt, berichtet die Mutter.

Hochdosierte Chemotherapien haben bei dem Gladbecker zuletzt nicht gewirkt

Und weiter: Seit Dezember habe Max hoch dosierte Chemos erhalten, trotzdem sei der Krebs nie vollständig zurückgegangen, hätten sich im Blut immer mindestens Blasten – also Vorläuferzellen der Krebszellen – gefunden. Nach der letzten Chemo wurden gar Krebszellen entdeckt, zuletzt hatte die Krankheit ins Nervenwasser gestreut. Der letzte Chemoblock sei schon experimentell gewesen, man habe alles versucht, aber letztlich habe sich gezeigt, dass der Körper nicht mehr darauf anspreche.

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Im September war die Krankheit bei Max ausgebrochen. Anfangs sah es noch gut aus, er schien auf die Therapie anzusprechen. Doch schnell wurde klar, dass eine Stammzellspende nötig war. Das Rote Kreuz in Gladbeck hat unzählige Typisierungsaktionen organisiert, auch in anderen Städten hat Max’ Schicksal die Menschen mobilisiert, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Zwei Versuche, Stammzellen zu transplantieren, schlugen fehl, einmal aus medizinischen Gründen seitens der potenziellen Spenderin, eine erste Spende scheiterte ohne Angaben von Gründen. Besonders traurig: Es hätte nun gar einen dritten möglichen Spender gegeben, sagt Anna Beutler.

Max genießt das Spiel mit Freunden

Max geht es den Umständen entsprechend gut. Er hat keine Schmerzen, ist zu Hause. Während des Gesprächs mit der Lokalredaktion ist er im Hintergrund zu hören, er spielt mit seiner Freundin – endlich wieder. Schließlich waren die vergangenen Monate ja nicht nur gekennzeichnet von Behandlungen und Krankenhausaufenthalten, sondern auch von Isolation und dem Verzicht auf Zusammensein mit Brüdern und Freunden.

Und wie geht es Anna Beutler? Lange ist es still, dann Tränen und der schwache Trost: „Er geht zu seiner Oma!“ Sie ist im vergangenen Frühjahr gestorben – auch an Krebs.

Der Spendenaufruf für Max’ Herzenswunsch ist im Internet zu finden auf www.spendenseite.de. Er heißt „Maxis letzter Wunsch“.