Gladbeck. Wie viel Pech kann eine Familie haben? Auch eine zweite Hoffnung auf die lebensrettende Stammzellenspende zerschlug sich. Doch Max kämpft weiter.
„So viel Glück und Unglück kann es eigentlich nicht geben.“ Anna Beutler fällt es immer noch schwer, das in Worte zu fassen. Nach wie vor ist ihr an Leukämie erkrankter Sohn Max dringend auf eine Stammzellenspende angewiesen. Und wieder schien es gut auszusehen. Eine Frau aus Zypern war als genetischer Zwilling für Max ausgemacht worden. Doch die Freude währte nur 24 Stunden. Dann habe sich herausgestellt, dass sie aus medizinischen Gründen nicht mehr spenden dürfe.
Wie viel Pech kann eine Familie haben. War doch zuvor schon ein anderer potenzieller Spender abgesprungen. Anna Beutler kann es nicht fassen, auf der einen Seite das Glück, dass es für Max zwei genetische Zwillingen gibt, auf der anderen Seite die große Enttäuschung, dass sie aus anderen Gründen dann doch nicht zur Verfügung stehen.
Familie hofft, dass nun auch noch ein dritter genetischer Zwilling gefunden wird
Doch die Familie ist fest davon überzeugt, dass es ihn gibt, den passenden Spender für Max. „Aller guten Dinge sind drei“, sagt Anna Beutler kämpferisch. Nur dass Nummer drei eben erst noch gefunden werden muss. „Er oder sie läuft da hoffentlich irgendwo draußen noch rum.“
Insofern sei es gut, dass die Typisierungsaktionen nun weiterlaufen, dass weiterhin möglichst viele Menschen in Gladbeck und Umgebung sich als Stammzellenspender registrieren lassen. Es gehe nun aber nicht nur darum, den genetischen Zwilling zu finden, diesmal müsse es eben auch zur Transplantation kommen.
Der Sechsjährige ist auf diese Therapie angewiesen. Denn die Chemotherapie dämmt den Krebs zwar ein, lässt ihn aber nicht verschwinden. Seit Sonntag erst sind Anna Beutler und Max wieder zu Hause. Zuvor waren sie dreieinhalb Wochen in der Klinik in Krefeld. Dort stand planmäßig die nächste Chemo an. Die habe Max sehr zugesetzt, erzählt die Mutter. „Max hatte starke Schmerzen und eine Entzündung.“
Wie geht es Max jetzt?
Dazu zweimal die Enttäuschung, dass es mit der Entlassung nicht wie geplant geklappt hat. „Einmal waren wir nach vier Stunden wieder da, weil Max Fieber bekommen hat, ein zweites Mal nach 24 Stunde – aus demselben Grund.“ Nun also endlich die ersehnte Rückkehr nach Hause und wieder so etwas wie Alltag. „Wenn er nicht gerade Schmerzen hat, ist er wie immer. Wenn man dann nicht von der Krankheit wüsste, sieht man es ihm nicht an.“
Die Familie ist viel draußen unterwegs, geht spazieren. Max begleitet seinen Bruder morgens auf seinem Weg zur Schule. Wobei das immer auch ein kleiner Stich ins Herz ist. Denn es ist auch Max’ Schule, und er sehnt sich nach dieser Normalität, nach seinen Freunden. Sie sei dann auch hin- und hergerissen, sagt Anna Beutler. „Es sind glückliche Momente, es sind traurige Momente.“
Für die Gladbecker Familie ist es ein Wettlauf mit der Zeit
So wie zuletzt, als seine Klassenkameradinnen und -kameraden alle für ihn gemalt haben. „Er hat sich wahnsinnig gefreut, aber es bleibt trotzdem etwas Traurigkeit zurück“, erläutert sie diese innere Zerrissenheit. Denn selbstverständlich wären alle froh, wenn die Schulfreunde nicht mehr nur für Max, sondern wieder gemeinsam mit ihm in der Schule malen würden.
Auch wenn nun wieder so etwas wie ein Alltag einkehrt – am Ende ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Ohne Stammzellenspende wird Max die Krankheit nicht besiegen können. Die Chemos halten sie zwar im Zaum, doch niemand könne sagen, wie viele Chemos Max noch verträgt, sagt Anna Beutler.
Familie appelliert: Lasst Euch typisieren
Bliebe als letzter Strohhalm noch eine Mutter- oder Vater-Transplantation – also ein so genannter haploidentischer Spender. In dem Fall wäre es dann nur ein halpassender Spender. „In dem Fall ist das Risiko einer Abstoßung groß“, sagt Anna Beutler.
Doch so weit kommt es hoffentlich nicht. Die gesamte Familie bangt und hofft, dass sich doch noch ein passender Stammzellenspender findet. Daher auch der regelmäßige Appell, sich typisieren zu lassen – nicht nur für Max. Anna Beutler: „Es gibt viele Maxes da draußen, die auf diese Hilfe angewiesen sind.“