Gladbeck. Michael Dadek rettete einen Krebskranken. Er erzählt von seiner Stammzellspende. Der Gladbecker ruft zur Typisierung für den kranken Max (6) auf.

„Mir tut es für den tapferen Max so leid, dass es jetzt schon zum zweiten Mal mit einer zunächst aussichtsreichen Stammzellspende nicht geklappt hat“, sagt Michael Dadek. Um die Chancen des sechsjährigen Jungen zu erhöhen, seinen Blutkrebs zu besiegen, ruft der Gladbecker dazu auf, sich an einer der aktuellen Typisierungsaktionen zu beteiligen und keine Angst zu haben. „Eine Stammzellspende tut nämlich nicht mehr weh als etwa eine Blutspende“, sagt Dadek. Der 45-Jährige weiß, wovon er spricht und erklärt das schmerzlose Prozedere. Denn: Er selbst wurde als passender Spender gefunden und konnte das Leben eines Mannes in den USA retten.

Ihm sei es zunächst so gegangen wie sicherlich vielen Menschen in Gladbeck. „Man möchte helfen, lässt sich das Typisierungs-Kit von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) schicken und vergisst dann, den Wangenabstrich durchzuführen.“ Der FC Schalke hat dann indirekt dazu beigetragen, dass der Gladbecker zum Lebensretter wurde. „Bei einem Heimspiel ist mir ein Zelt neben der 1000-Freunde-Mauer an der Arena aufgefallen“, erzählt Dadek. Das müsse so um 2010 gewesen sein, „da bin ich neugierig hin“. Das Ganze stellte sich als DKMS-Aktion heraus, „und ich habe mich sofort typisieren lassen“, sagt Dadek.

Sechs Jahre nach der Typisierung kam Post von der DKMS

Zurzeit freut sich Max (r.) auf jeden Tag fern der Klinik. Das Foto zeigt den ihn(r.) sowie seine Geschwister und Anna Beutler, die Mutter. 
Zurzeit freut sich Max (r.) auf jeden Tag fern der Klinik. Das Foto zeigt den ihn(r.) sowie seine Geschwister und Anna Beutler, die Mutter.  © Anna Beutler | Anna Beutler

Jahre später, 2016, habe dann überraschend Post von der DKMS im Briefkasten gelegen. Mit der guten Nachricht, dass Michael Dadek mit einem Patienten in mehreren Gewebemerkmalen übereinstimme. „Dieser Befund bedeutet, dass Sie in der engeren Wahl für eine mögliche Stammzellenspende sind“, so die DKMS-Zentrale in Tübingen. Die behandelnden Ärzte hätten mitgeteilt, „dass es sich um eine dringende Transplantation handelt“. Sollte er weiter als Spender zur Verfügung stehen, seien jetzt Blutuntersuchungen im Rahmen der Vorbereitung zur Spende nötig.

Der Gesundheits-Check-up erfolgt in einer der Entnahmekliniken der DKMS. „In meinem Fall war kurzfristig ein Termin in Dresden möglich“, berichtet der Gladbecker. Die DKMS habe alles bezahlt, „die Fahrt, die Verpflegung und die Unterbringung im Hotel“. Gegebenenfalls werde auch der Sonderurlaub für Berufstätige übernommen. Sein Arbeitgeber habe ihm sofort frei gegeben, „die Aktion gerne unterstützt“, erzählt Michael Dadek. Vielleicht kennen einige Gladbecker ihn, er steht als freundlicher Verkäufer hinter dem Tresen der Oil Tankstelle an der Feldhauser Straße in Zweckel.

Die Stammzellspende ist ähnlich wie eine Dialyse

Auch Mitarbeiterin Helena Jödecke aus Kirchhellen hat bei der RBH-Typisierungsaktion in Gladbeck mitgemacht, und sich mit einem Wangenabstrich  für die Spenderkartei registrieren lassen.
Auch Mitarbeiterin Helena Jödecke aus Kirchhellen hat bei der RBH-Typisierungsaktion in Gladbeck mitgemacht, und sich mit einem Wangenabstrich für die Spenderkartei registrieren lassen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Untersuchung sei dann positiv verlaufen, „meine Spendefähigkeit wurde festgestellt“. Dadek reiste nach Gladbeck zurück. Im Gepäck einige kleine Spritzen, um fünf Tage vor dem anvisierten Spendetermin zwei Mal am Tag das mitgegebene Medikament ins Bauchfett zu spritzen. Das könne man selber machen, „oder von einem Pflegedienst vor Ort ausführen lassen, den die DKMS auch bezahlt“. Mit dem injizierten Mittel würden mehr Stammzellen produziert und leichter ins Blut hinausgelöst. Denn diese wolle man ja herausfiltern.

Das geschah dann in der Entnahmeklinik in Dresden. „Das ist in etwa so wie bei einer Dialyse“, beschreibt Michael Dadek das Prozedere. An einem Arm werde das Blut entnommen, um einer Zentrifuge zugeführt zu werden, die die Stammzellen konzentriert und ‘herauswäscht’, wonach das Blut über den anderen Arm dem Körper wieder zugeführt werde. „Das bereitet genauso wenig Schmerzen wie eine Blutspende“, vergleicht Dadek. Lediglich ein bisschen kalt sei ihm geworden, da das hinaus- und zurückgeführte Blut ja an Temperatur verliere und der Prozess ein paar Stunden dauere. Die Stammzellen würden sich im Körper innerhalb kurzer Zeit nachbilden. Seine Spende trat dann rasch den Flug in die USA an, denn die Stammzellen müssen innerhalb von 72 Stunden bei der Patientin oder beim Patienten sein.

Als passender Spender gefunden zu werden, „ist wie ein Sechser im Lotto“

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Klar, habe er sich gefreut, als passender Spender gefunden worden zu sein, „denn man macht die Typisierung ja auch, weil man helfen will“. Freunde von ihm seien seit 15 Jahren registriert und haben – wie viele andere – seit Jahrzehnten nichts von der DKMS gehört. Als genetischer Zwilling für einen krebskranken Menschen zu passen, das sei ja „wie ein Sechser im Lotto“. Statistisch gesehen liegt die Chance, einen passenden Stammzellspender zu finden, etwa bei Eins zu einer Million. „Daher ist es ja so wichtig, dass sich möglichst viele Menschen typisieren lassen“, bittet Dadek. Da mit jedem weiteren Registrierten auch die Chance für Max steige, „noch einen passenden Spender zu finden“.

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Für ihn sei es dann ein tolles Gefühl gewesen, als er kurz darauf einen Brief von der DKMS erhalten habe, mit ersten Informationen zum Gesundheitszustand seines genetischen Zwillings. Die Stammzellen seien in das Knochenmark des Patienten gewandert „und haben dort ihre Aufgabe, die Bildung gesunder Blutzellen aufgenommen“.

Der medizinische Verlauf sei so zufriedenstellend verlaufen, „dass der Patient bereits aus der Klinik entlassen werden konnte“. Die amerikanischen Ärzte hatten zudem vermerkt: „Your donor’s cells are doing a great job. Please thank the donor from this grateful patient and our whole team (Die Zellen ihres Spenders haben einen großartigen Job gemacht. Bitte danken Sie dem Spender vom dankbaren Patienten und unserem gesamten Team)“.

Die Angst nehmen, „damit sich möglichst viele für Max typisieren lassen“

Mitgeteilt werde dem Spender zunächst auf Anfrage nur Alter, Geschlecht und Heimatland des Patienten. Bei positivem Verlauf und gegenseitigem Wunsch, sei auch ein Treffen möglich. Er wisse so, sagt Michael Dadek, dass mit seiner Hilfe ein 63-jähriger Mann gerettet wurde, „der jetzt sein normales Leben weiterleben kann“. Ein Treffen habe er dann aber nicht angestrebt, die USA sei ja etwas weit entfernt.

Zu guter Letzt ist Dadek eines wichtig: Zu unterstreichen, dass er seine Geschichte nicht um seinetwillen erzähle, um sich etwa in die Öffentlichkeit zu drängen. „Ich mache das jetzt, um möglichst vielen Menschen die Angst vor einer Stammzellspende zu nehmen und sie zu überzeugen, sich typisieren zu lassen – und vielleicht so Max das Leben zu retten.“

Neue Typisierungsaktionen für Max

Das DRK in Gladbeck hat in Zusammenarbeit mit der Westdeutschen Spenderzentrale (WSZE) schon mehr als 600 Typisierungen für den krebskranken Max (6) in Gladbeck durchgeführt. Firmen, Unternehmen, Schulen, Vereine, Organisationen können sich beim DRK melden, um weitere kostenlose Typisierungen vor Ort durchzuführen.

Einige Termine mit Möglichkeit zur Typisierung stehen für die kommende Woche bereits fest: Montag, 13. März, Stadthalle Gladbeck, 14 bis 19 Uhr; Tafelausgabestelle Marktplatz Brauck / Rosenhügel, 14 Uhr bis 16 Uhr. Dienstag, 14. März, Foyer St. Barbara Hospital, 13 bis 17 Uhr; Tafelausgabestelle Parkplatz Enfieldstr. / Gustav-Stresemann-Straße, 14 bis 16 Uhr. Mittwoch, 15. März, Tafelausgabestelle Marktplatz Gladbeck Mitte, 14 bis 16 Uhr. Donnerstag, 16. März, Tafelausgabestelle Marktplatz Gladbeck Zweckel, Tunnelstraße, 14 bis 16 Uhr.