Gladbeck. Max (6) braucht eine Stammzellenspende. Bei der Typisierungsaktion in der Stadthalle zeigt sich, wie groß Anteilnahme und Hilfsbereitschaft sind.

Das Schicksal des sechsjährige Max bewegt nicht nur die Gladbeckerinnen und Gladbecker. Auch aus vielen anderen Städten waren Menschen zur Stadthalle gekommen, um sich typisieren zu lassen, in der Hoffnung als Stammzellenspender Leben zu retten. Max hat Leukämie, ist auf eine solche Stammzellenspende angewiesen, um gesund zu werden. Deshalb läuft die Suche nach seinem genetischen Zwilling auf Hochtouren.

Und viele Besucher im Foyer der Stadthalle am Montag Nachmittag hoffen eben, genau dieser genetische Zwilling zu sein – ob nun für Max oder einen anderen Menschen, der auf diese Therapie angewiesen ist. Die eigentliche Registrierung ist eine schmerzlose Sache von nicht einmal fünf Minuten.

Mit wenig Aufwand kann man hier zum Lebensretter werden

Die Besucher füllen einen Bogen mit ihren persönlichen Daten aus, erhalten dann zwei Wattestäbchen – einen für die rechte und einen für die linke Wange. Je 30 Sekunden streicht man dann vor Ort über die Wange, nimmt reichlich Speichel auf, steckt die Stäbchen zurück in die Verpackung und gibt sie ab. Fertig! Oder um einen aktuellen Vergleich zu ziehen – ein Coronatest in der Nase ist unangenehmer.

Wer sich typisieren lassen wollte, der erhielt von den Helferinnen ein Registrierungsset mit zwei Wattestäbchen.
Wer sich typisieren lassen wollte, der erhielt von den Helferinnen ein Registrierungsset mit zwei Wattestäbchen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Mit wie wenig Aufwand man zum Lebensretter werden könnte – das betonen hier viele Menschen nach ihrem Abstrich. Jan-Philipp Arendt hat von der Typisierungsaktion in der Zeitung gelesen. Er ist selbst Vater, „da geht einem dann schon durch den Kopf, dass es auch das eigene Kind sein könnte“. Und da er schon länger vorgehabt habe, sich registrieren zu lassen, nutzte er die Gelegenheit. „Bei so einer Aktion in der Nähe ist es umso einfacher.“

Nicht nur Gladbeckerinnen und Gladbecker lassen sich an dem Nachmittag registrieren

Lee Stutzmann ist extra aus Mönchengladbach angereist, dort lebt der gebürtige Gladbecker inzwischen. Im Internet und den sozialen Netzwerken hat er von dem, Termin erfahren, Ehrensache für ihn, dafür in die Heimat zurückzukehren. Sich registrieren zu lassen als Stammzellenspender, das sei „das wenigste, was man machen kann. Es gebe wohl kaum eine Möglichkeit, mit so wenig Aufwand und Arbeit Gutes zu tun, ergänzt Lena Buhla aus Bottrop.

Der sechsjährige Max aus Gladbeck leidet an Leukämie. Zur Behandlung ist er auf eine Stammzellenspende angewiesen. Die Familie ist dankbar über die große Hilfsbereitschaft, die sie erfährt.  
Der sechsjährige Max aus Gladbeck leidet an Leukämie. Zur Behandlung ist er auf eine Stammzellenspende angewiesen. Die Familie ist dankbar über die große Hilfsbereitschaft, die sie erfährt.   © Anne Beutler | Anne Beutler

Ähnlich sehen es Manuela und Janne Buschfeld, die aus Oberhausen nach Gladbeck gekommen sind. Es gebe Schlimmeres, als sich ein Stäbchen in den Mund stecken zu lassen und so womöglich Leben zu retten.

Mehr als 200 Registrierungen in anderthalb Stunden

Rund 150 Menschen haben sich in den ersten anderthalb Stunden registrieren lassen, bis 16.30 Uhr waren es mehr als 200. Christian Binder von der Westdeutschen Spenderzentrale ist damit sehr zufrieden. Für diesen Zeitraum sei es wirklich gut. Man beobachte bei solchen großen Typisierungsaktionen häufig, dass das Schicksal einer Person die Menschen bewegt und sie helfen wollen. Auch am Nachmittag in Gladbeck zeige sich das, es sei ein steter Zustrom zu verzeichnen gewesen. Bis 19 Uhr war die Registrierung möglich.

Dabei ist jedem klar: Wer sich in der Gladbecker Stadthalle typisieren lässt, der tut das nicht nur für Max. Die erfassten Daten werden alle ins Zentrale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) in Deutschland übertragen. Dort sind fast zehn Millionen Spender registriert. Hier und zusätzlich weltweit wird nach dem genetischen Zwilling von Max gesucht. Und alle Daten, die am Montagnachmittag in Gladbeck aufgenommen wurden, fließen mit ein, können so auch für anderen Menschen lebensrettend sein.

Für potenzielle Stammzellenspender gelten Altersgrenzen

Etwas Enttäuschung gab es dann doch: Bei der Registrierung gelten Altersgrenzen. Nur wer zwischen 18 und 55 Jahre alt ist, kann sich als Spender eintragen lassen. Christian Binder verweist da auf die gesetzlichen Vorgaben. Wer einmal registriert ist, kann bis zum 61. Lebensjahr spenden, danach fällt er aus der Kartei heraus.

Aber auch so gilt laut ZKRD: Für 9 von 10 Patienten in Deutschland wird meist innerhalb weniger Wochen ein geeigneter Spender gefunden. Denn das Register kann auch weltweit nach passenden Spendern Ausschau halten.

Max Familie ist von der Hilfsbereitschaft beeindruckt

Wilhelm Walter vom DRK-Kreisverband Gladbeck ist ebenfalls sehr zufrieden. Beim DRK hat man schnell auf Max’ Schicksal reagiert, den ersten Blutspendetermin des Jahres um die Typisierungsaktion erweitert. Viele Blutspender lassen sich direkt 0,4 Milliliter mehr abzapfen und werden nun auf diese Weise registriert. Das sei übrigens bei jedem Blutspendetermin des DRK-Blutspendedienstes West möglich, darauf weist Christian Binder hin. Wer also den Termin jetzt verpasst hat, kann die Typisierung beispielsweise am 13. Februar beim zweiten Blutspendetermin des Jahres in der Stadthalle nachholen.

Max’ Mutter Anna Beutler hatte schon früh aufgerufen, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen. Schon im Vorfeld des Termins zeigte sie sich von der Hilfsbereitschaft überwältigt. So hatte auch Max’ ehemaliger Kindergarten angeboten, Stammzellenspender zu werben. Und tatsächlich, sagt Wilhelm Walter, habe das DRK dort auch entsprechende Sets abgegeben. Die Eltern konnten sich dort den Tag über registrieren. Am Dienstag sammele das DRK diese Proben ein und bringt sie zur Auswertung ins Labor. Alles in der Hoffnung, den ersehnten Spender für den kleinen Max zu finden.