Duisburg. Nach der Schießerei in Hamborn sind die 15 Festgenommenen wieder frei. Beteiligte sollen einem türkisch-libanesischen Clan und Rockern angehören.
Bei einer wilden Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt im Duisburger Norden sind am Mittwochabend vier Personen verletzt worden. Ein Streit zwischen zwei große Gruppen von Männern war eskaliert. Wir aktualisieren dieses Blog fortlaufend:
- Menschenauflauf mit wohl mehr als 100 Beteiligten auf Marktplatz am Mittwochabend
- Konflikt eskaliert: Viele Schüsse fallen in unübersichtlicher Lage
- Vier Verletzte und 15 Festnahmen; Festgenommene seit Donnerstag wieder auf freiem Fuß
- Polizei ordnet Beteiligte türkisch-arabischem Clan und Hells Angels zu
- Spezialkräfte stürmten in der Nacht zu Donnerstag Wohnhaus
- Fotostrecken: Schießerei in Hamborn / Spurensicherung am Tag danach
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Zur Lage in Duisburg am Freitag, 6. Mai, nach den Schüssen in Hamborn am Mittwoch, 4. Mai:
18 Uhr: Die nach der Schießerei in Hamborn Festgenommenen waren bei der Befragung nicht kooperativ. Sie kommen aus fünf Revierstädten. Rocker Selo soll eine Rolle spielen. Warum die Polizei sie gehen lassen musste. Mit diesem Bericht beenden wir das Blog zur Berichterstattung über die Schießerei in Duisburg.
Schüsse auf dem Altmarkt: Nachrichten, Bilder und Hintergründe aus Duisburg
- Schießerei in Hamborn: Darum sind 15 Beteiligte wieder frei
- Schießerei im Milieu: Was über 15 Festgenommene bekannt ist
- Hamborner Altmarkt: Nebenzentrum und Hells-Angels-Treffpunkt
- Nach Schießerei im Clan-Milieu: So reagieren Hamborner
- Duisburg: Alter Rocker-Krieg und neue Strategie gegen Clans
- Schießerei in Hamborn: Duisburger Politiker streiten
- Schießerei: Duisburgs Polizeipräsident zu Clans und Rockern
- Schießerei in Duisburg: Durchsuchungen noch in der Nacht
- Nach der Schießerei: Polizei sichert am Tatort weiter Spuren
- Reul zu Duisburg-Schießerei: Ohne mich gäbe es das öfter
15 Uhr: Nach den Schüssen von Duisburg wird Ruf nach mobiler Videoüberwachung lauter. Experten glauben, der Kampf gegen Clans und Rocker wirke.
12.30 Uhr: Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kündigte indes die Fortsetzung des Kampfes gegen Clan-Kriminalität an. Zwar löse das Wort bei einigen Menschen auch Sorge vor Stigmatisierung aus, sagte er am Freitag im WDR 5-„Morgenecho“. „Trotzdem muss man die Dinge beim Namen nennen und Clan-Kriminalität bekämpfen.“ Reul habe bei der Inneren Sicherheit in den vergangenen Jahren „sehr viel nach vorn gebracht“, NRW sei „objektiv sicherer geworden“, so Wüst: „Trotzdem sieht man an dem Fall, dass noch eine Menge zu tun ist und dass man dran bleiben muss.“ (dpa)
7.30 Uhr: Die Polizei in Duisburg hat in der Nacht zu Freitag keine weiteren Vorfälle im Rocker- und Clan-Milieu nach der Schießerei in Hamborn registriert, sagte eine Sprecherin am Morgen auf Nachfrage. Die Ermittlungen dauern an.
15 Festgenommene wieder auf freiem Fuß
Am Hamborner Altmarkt erinnert am frühen Freitagmorgen nur noch wenig an die Schießerei vom Mittwochabend. Aber vereinzelt herrscht ein mulmiges Gefühl.
5.02 Uhr: Nach der Schießerei mit vier Verletzten in Duisburg sind die 15 Festgenommenen wieder auf freiem Fuß. Sie hätten alle noch am Donnerstag das Polizeigewahrsam nach ihrer erkennungsdienstlichen Behandlung verlassen können, sagte ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft am Freitagmorgen auf Anfrage. Die Ermittler hatten angedeutet, dass die Festgenommenen, die der Rockergruppe Hells Angels, ihrem Umfeld und einem türkisch-arabischen Clan zugerechnet werden, nicht kooperativ sind.
Er rechne eher nicht mit verwertbaren Aussagen, hatte Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis gesagt. Im Rocker- und Clanmilieu werde geschwiegen. Er befürchte, dass der Schweigekodex auch in diesem Fall zum Tragen komme. Die Mordkommission habe dennoch Ermittlungsansätze.
Zur Lage in Duisburg am Donnerstag, 5. Mai, nach den Schüssen in Hamborn am Mittwoch, 4. Mai:
Leitende Oberstaatsanwältin: „Die Täter sollten sich nicht sicher fühlen“
17.15 Uhr: Die Polizei hat erste Auswertungen der Spuren präsentiert: Schussspuren, Projektile und Patronenhülsen belegen nach demnach mindestens 19 Schüsse. Die Leitende Oberstaatsanwältin Dr. Christina Wehner wird zudem in einer Pressemitteilung der Polizei und Staatsanwaltschaft zitiert: „Ich habe erfahrene, auf Rocker- und Clankriminalität spezialisierte Staatsanwältinnen und Staatsanwälte auf den Fall angesetzt. Die Täter sollten sich nicht sicher fühlen. Wir verfolgen die Straftaten mit Nachdruck und all dem, was der Rechtsstaat aufbieten kann.“
15.25 Uhr: Der Hamborner Altmarkt ist nicht zum ersten Mal Schauplatz eines polizeilichen Großeinsatzes gewesen. Ungewöhnlich: Der Platz ist zwar ein Rocker-Treffpunkt, aber auch ein gut frequentiertes Nebenzentrum. Zum Bericht.
Reul: Hundertschaft beliebt im Duisburger Norden
14.15 Uhr: Bei seiner Stellungnahme in Düsseldorf hat Innenminister Herbert Reul (CDU) versichert, dass es keine Pläne gebe, die seit 2015 dauerhaft im Duisburger Norden stationierte Hundertschaft abzuziehen. Dies allerdings stand, soweit bekannt, auch nicht in Frage – OB Link hatte diese Bitte an Reul am Donnerstagmorgen dennoch öffentlich adressiert (siehe unten). Der NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, sagte zur Clan-Kriminalität an Rhein und Ruhr: „Duisburg ist ein Hotspot – aber nicht der einzige.“
12.15 Uhr: „Die Vorfälle bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind mit unserem großen personellen Einsatz“, sagt Duisburgs neue Polizeipräsident Alexander Dierselhuis. Es sei „unbedingt nötig“, mit Nadelstichen, Strukturermittlungen und Aussteigerprogrammen weiterzumachen. Zum Bericht.
12 Uhr: Ein Besuch auf dem Hamborner Altmarkt am Morgen nach der wilden Schießerei, über die heute ganz Deutschland spricht. Zum Bericht.
Duisburgs OB Sören Link: „Ich bin schockiert und traurig“
11.30 Uhr: Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link hat sich zur Schießerei auf offener Straße geäußert. Er habe NRW-Innenminister Reul gebeten, die Hundertschaft der Polizei im Duisburger Norden zu belassen:
„Ich bin schockiert und traurig. Natürlich müssen wir abwarten, was die polizeilichen Ermittlungen zu den gestrigen Ereignissen in Hamborn ergeben. Klar scheint: hier wurden Auseinandersetzungen im Rocker- und Clanmilieu auf offener Straße ausgetragen, unbeteiligte Menschen wurden in Lebensgefahr gebracht. Ein ganzer Stadtteil wurde in Angst und Schrecken versetzt.
Ich habe Innenminister Reul heute in einem Telefonat um ein klares Bekenntnis dazu gebeten, die Hundertschaft der Polizei im Duisburger Norden zu belassen. In meinen Augen ist das alternativlos. Rocker- und Clankriminalität ist ein deutschlandweites Problem und den Bürgerinnen und Bürger fehlt zunehmend das Verständnis für das, was sich teilweise direkt vor ihren Haustüren abspielt. Hier muss der Rechtsstaat mit aller Härte durchgreifen. Diese Taten müssen bis ins letzte Detail aufgeklärt werden und sie dürfen sich nicht wiederholen.“
11.20 Uhr: Nach der Schießerei am Hamborner Altmarkt am Mittwochabend sucht die Polizei Zeugen, die sachdienliche Angaben zum Tatgeschehen oder zu beteiligten Personen machen können: „Für die Ermittler sind insbesondere Fotos oder Videoaufnahmen von Interesse.“ Die Polizei hat ein Online-Hinweisportal eingerichtet: Unter nrw.hinweisportal.de können Zeugen Fotos und Videos hochladen – auch anonym. Die Dateien dürfen laut Polizei nicht größer als zwei Megabyte sein.
Duisburg-Hamborn am Tag nach der Schießerei
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) lädt zur Pressekonferenz
11.05 Uhr: Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich bei einigen Festgenommenen um Mitglieder des Rockerclubs „Hells Angels“. Zum Bericht.
10.40 Uhr: Die Staatskanzlei NRW lädt ein und teilt mit: „Minister Herbert Reul wird sich heute kurzfristig zu der Schießerei in Duisburg-Hamborn im Rocker- und Clan-Milieu äußern.“ Reul war zuletzt Mitte März in Marxloh dabei gewesen, als Polizei, Zoll und Ordnungsbehörden Spielhallen und Shishabars durchsuchten.
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Im Folgenden lesen Sie die bis Donnerstagmittag fortlaufend aktualisierte Berichterstattung über die Schießerei in Duisburg-Hamborn und die ersten Erkenntnisse am Tag danach:
Hamborner Altmarkt: Zahlreiche Schüsse, vier verletzte, 15 Festnahmen
„Das Motiv des Streits ist bislang unklar“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg in der Nacht zu Donnerstag mit. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen.
Laut Polizei waren zahlreiche Schüsse gefallen, „auch Schuss-Salven wurden abgegeben“, berichtete am Donnerstagmorgen ein Sprecher auf Nachfrage. Auf in sozialen Netzwerken verbreiteten Videos sind mehr als 30 Schüsse zu hören. Als erste Polizeikräfte am Hamborner Altmarkt eintrafen, seien viele Beteiligte geflüchtet. Zwei Verletzte seien mit Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht worden, berichtete die Polizei. Später hätten sich zwei der Geflüchteten selbst in ärztliche Behandlung begeben. Laut Polizei handle es sich um Schussverletzungen, die den Angaben nach schwer, aber wohl nicht lebensgefährlich seien, sagte der Sprecher.
Insgesamt 15 Personen wurden von der Polizei vorläufig festgenommen. Zur Spurensicherung leuchtete die Feuerwehr den Tatort mit Scheinwerfern aus, teilte die Polizei mit.
Mehr als 100 Beteiligte? Viele flüchteten, als die Polizei kam
Die Leitstelle bestätigte am Mittwochabend zunächst einen Einsatz mit vier Verletzten und einen Menschenauflauf gegen 20.40 Uhr. Der Tatort liege im Bereich einer Bäckerei an der Richterstraße, hieß es nach Informationen dieser Redaktion. Personen, die in die Auseinandersetzung verwickelt waren, wurden dort beschossen. Später sei das Geschehen „dynamisch“ gewesen, teilte die Polizei mit.
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Nach Zeugenangaben versammelten sich auf dem Hamborner Altmarkt möglicherweise mehr als 100 Menschen, hieß es bei der Polizei. Von bis zu 200 Personen sei die Rede gewesen, die Polizei konnte die Zahl am Donnerstagmorgen nicht bestätigten.
Dönerladen an der Harnackstraße attackiert
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Die Personen seien am Mittwochabend plötzlich auf dem Hamborner Altmarkt aufgetaucht und dann aufeinander losgegangen. Die Lage soll unübersichtlich gewesen sein, berichtete die Polizei.
Die Auseinandersetzung habe wenige Minuten gedauert, sagte am Donnerstagmorgen ein Polizeisprecher. Am Ende hätten mehrere Beteiligte dann noch einen Dönerladen an der Harnackstraße attackiert, sie hätten Mobiliar zerschlagen und das Schaufenster zerstört, sagte der Sprecher.
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Auffällige Menschenansammlungen auch in anderen Ruhrgebietsstädten
Laut Augenzeugen lagen nach der Eskalation der Gewalt zahlreiche Patronenhülsen auf dem Asphalt. Parallel soll es auch in anderen Ruhrgebietsstädten Zusammenkünfte gegeben haben, etwa in Essen und in Oberhausen, sagte der Polizeisprecher am Morgen. Man habe aber letztlich keinen Zusammenhang ausmachen können, es sei wohl auch zu keinen Zwischenfällen gekommen, sagte der Sprecher.
Die Verletzten, die in umliegende Krankenhäuser gebracht worden waren, wurden und dort von der Polizei überwacht.
Polizei: Beteiligte aus dem Rocker- und Clan-Milieu
Die Beteiligten sollen dem Rocker- und Clan-Milieu zugehören, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Details nannte er nicht. Es gebe „Überschneidungen“ bei Festgenommenen, hieß es. „Wir haben Personen identifiziert, die Gruppen zugeordnet werden können“, bestätigt Polizeisprecher Stefan Hausch am Abend.
Alexander Dierselhuis, der neue Duisburger Polizeipräsident und ausgewiesene Clan-Experte, hat, als er von dem Vorfall hörte, seine Dienstreise zu einer Tagung der deutschen Polizeipräsidenten unterbrochen. Er will sich im Laufe des Donnerstags äußern.
SEK-Einsatz: Polizeikräfte stürmen Wohnhaus an der Stadtgrenze zu Moers
Die Auswertung der Spuren dauert nach Polizeiangaben an. Es kam zudem zu weiteren Einsätzen in der Umgebung, sagte er: „Bei uns haben in dieser Nacht nur wenige geschlafen.“ So hatten Polizeikräfte in Hamborn bis in den frühen Morgen hinein Spuren gesichert. Auch in umliegenden Städten seien operative Kräfte im Zusammenhang mit den Schüssen in Hamborn zum Einsatz gekommen.
Auf der Suche nach einem Schützen stürmten Spezialkräfte der Polizei gegen 3 Uhr ein Einfamilienhaus an der Waldstraße in Duisburg, an der Stadtgrenze zu Moers, bestätigte der Sprecher. Das Haus wurde durchsucht, es sei jedoch niemand angetroffen worden.
Polizei sucht Zeugen und weitere Videos vom Tatgeschehen
Zeugen, die Angaben zum Tatgeschehen oder zu beteiligten Personen machen können, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0203 280-0 mit der Kriminalpolizei in Verbindung zu setzen.
Für die Ermittler sind insbesondere Fotos oder Videoaufnahmen von Interesse, die während oder nach dem Tatgeschehen gefertigt wurden.
Vier Verletzte nach Streit im Rocker- und Clanmilieu
Hamborner Altmarkt: Tumulte 2018 / Wochenmarkt fällt aus
- Wegen der polizeilichen Ermittlungen und der Spurensicherungsmaßnahmen fällt der Wochenmarkt in Hamborn am Donnerstag, 5. Mai, aus. Das hat Duisburg Kontor am Donnerstagmorgen mitgeteilt.
- Im März 2018 war es auf dem Hamborner Altmarkt schon mal zu einem Massen-Streit gekommen. Die Polizei konnte damals Schlimmeres verhindern. 50 Personen hätten sich gegenüber gestanden. Bei ihnen waren unter anderem eine Machete und andere Waffen gefunden worden.
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