Duisburg. Mitglieder der Hells Angels haben Polizisten bei einem Einsatz am Hamborner Altmarkt angegriffen und verletzt. Ein Zeugen-Video zeigt Tumulte.
Fünf Polizisten sind am Donnerstagabend bei einem Einsatz am Hamborner Altmarkt in Duisburg verletzt worden. Ein Mann schlug einem Polizisten auf den Kopf, ein anderer ging mit geballten Fäusten auf die Beamten los, berichtet die Polizei. Bis zu 120 Schaulustige hätten das Geschehen beobachtet, 25 Männer den Einsatz der Polizei mit Drohungen und Beleidigungen gestört. Das Ordnungsamt erfasste 42 Verstöße gegen das Kontaktverbot.
Duisburger Ordnungsamt bat Polizei zu Corona-Einsatz hinzu
Die Polizisten waren als Unterstützung des städtischen Ordnungsamtes vor Ort; offenbar hatte es Schwierigkeiten bei einer Kontrolle der Corona-Vorschriften in einem Lokal gegeben. Laut Stadt kontrollierte das Ordnungsamt ab 19 Uhr zusammen mit der Polizei auf Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung. Zu den 25 Männern, die den Einsatz störten, gehören einige polizeibekannte Mitglieder der Hells Angels, wie die Polizei auf Nachfrage bestätigt.
Als Polizisten um 19.45 Uhr eine Gruppe von Männern an einem Tisch kontrollierten, weigerte sich ein 22-Jähriger nach Angaben der Polizei, seinen Ausweis zu zeigen. Als die Beamten ihn von der Gruppe wegführten, um seine Personalien festzustellen, versuchte er demnach, sich loszureißen. Ein 24-Jähriger kam ihm zu Hilfe: Er trat nach einem Polizisten und schlug ihm von hinten mit der Faust gegen den Kopf. Ein dritter Mann aus der Gruppe (45) ging mit geballten Fäusten auf einen weiteren Polizisten los, der daraufhin Pfefferspray einsetzte.
Polizei war mit 14 Einsatzwagen vor Ort, darunter einer der Hundertschaft
Es entstand ein Gerangel. Die Polizei nahm schließlich alle drei Männer „zur Beruhigung“ in Gewahrsam, wie sie mitteilt. Die Einsatzkräfte riefen Verstärkung: Sie waren mit insgesamt 14 Fahrzeugen vor Ort, darunter auch ein Mannschaftswagen der Hundertschaft. Anzeigen schrieben die Beamten unter anderem wegen Widerstands und tätlichen Angriffs.
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Drei der Polizisten wurden bei dem Einsatz so schwer verletzt, dass sie vorerst nicht dienstfähig sind. Sie erlitten Prellungen und Schürfwunden, einer eine Gehirnerschütterung.
Video eines Zeugen zeigt den Polizei-Einsatz in Duisburg
Auf einem Video, das ein Zeuge der Redaktion zur Verfügung gestellt hat, ist der Einsatz am Hamborner Altmarkt zu sehen. Menschen rufen aufgeregt durcheinander, Sirenen sind zu hören. „Alter, seid Ihr peinlich“, sagt ein Mann, während vier Beamten einen Mann festhalten, der am Boden liegt.
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Wenige Meter davon entfernt schubst ein anderer Beamter eine Person zurück; wie es dazu kommt, ist nicht zu erkennen. Als der Mann versucht, an den Einsatzkräften vorbei zu einem auf dem Platz geparkten Porsche zu gelangen, halten ihn mehrere Polizisten fest, später wird er abgeführt.
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Uniformierte sichern die Einsatzzone nach außen ab, wo sich offenbar zahlreiche Schaulustige versammelt haben. Das knapp drei Minuten lange Video endet, als der zuvor auf dem Boden festgehaltene Mann abgeführt wird, vornübergebeugt und die Hände auf dem Rücken gefesselt. „Platz räumen!“, ruft ein Polizist. Kurze Zeit später bricht das Video ab.
Augenzeuge wirf der Polizei Duisburg Schikane und Gewalt vor
„Schikane“, „Polizeigewalt“, „Eskalation“: Diese Worte benutzt der Augenzeuge, der der Redaktion das Video zur Verfügung gestellt hat, um die Situation zu beschreiben. Den Einsatz beschreibt er als „Razzia“.
Die Gäste des kontrollierten Lokals hätten „nicht zu zweit, sondern zu viert oder zu sechst am Tisch“ gesessen. Das ist nach den derzeitigen Corona-Vorgaben für die Gastronomie erlaubt – solange die Personen an einem Tisch nicht mehr als zwei Haushalten angehören. Bei mehr als zwei Haushalten müssen 1,5 Meter Mindestabstand eingehalten werden. Laut Polizei verstieß die kontrollierte Gruppe von Männern gegen den vorgeschriebenen Mindestabstand nach der Coronaschutzverordnung.
Und nicht nur sie: Insgesamt erfasste die Stadt 42 Verstöße gegen das Kontaktverbot. Gegen den Betreiber des Lokals wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Laut Stadt war dies der erste festgestellte Verstoß eines Gewerbetreibenden gegen die Coronaschutzverordnung in Duisburg.
Duisburger Polizei widerspricht: keine Polizeigewalt
Caroline Dlutko, Sprecherin der Polizei Duisburg, widerspricht dem Vorwurf der Polizeigewalt: „Die Polizei musste konsequent bleiben und durchgreifen.“ Gerade bei Personen, die Verbindungen zu den Festgenommenen haben, entstehe mitunter schnell ein solcher Eindruck.
Der Hamborner Altmarkt ist nach ihren Worten „immer mal wieder“ Schauplatz größerer Polizeieinsätze. Das letzte Mal ist allerdings schon etwas her: Das war 2018. Besonders gefährlich sei der Hamborner Altmarkt nicht. „Und immer, wenn etwas ist, sind wir vor Ort.“