Duisburg. Nach den Schüssen in Hamborn konzentrieren sich Ermittler auf die organisierte Kriminalität. Das sagt der Polizeipräsident zu Clans und Rockern.

Die Nachricht über die Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt am Mittwochabend erreichte Duisburgs neuen Polizeipräsidenten Alexander Dierselhuis in Dresden. 20 Minuten nach dem ersten Notruf informierte ein Anrufer über die Vorfälle, die Duisburg wieder einmal deutschlandweit in die Negativ-Schlagzeilen gebracht haben.

Dierselhuis verließ umgehend die Tagung, auf der die Polizeipräsidenten aller deutschen Behörden versammelt waren, setzte sich ins Auto und kam gegen 4 Uhr am Donnerstagmorgen im Duisburger Polizeipräsidium an. „Es ist ein schlimmes Ereignis“, sagt der Polizeipräsident am Tag danach über den Tumult und die Schusssalven auf dem Platz im Duisburger Norden.

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Rockerszene rückt in Duisburg wieder in den Fokus

Da die 15 Personen, die die Polizei im Nachgang für einige Stunden festgesetzt hatte, nach Informationen dieser Redaktion aus dem Clan-Milieu kommen und teilweise zumindest auch Verbindungen zum Rockerclub „Hells Angels“ haben, flammt die Diskussion über organisierte Kriminalität in Duisburg wieder neu auf.

In der Stadt, in der Sonderermittler der Staatsanwaltschaft seit Jahren Informationen über die Strukturen der kriminellen Clans sammeln, dabei eng mit der Polizei zusammenarbeiten und im Februar ankündigten, nun an die Bosse der mächtigen Großfamilien heranzuwollen. Und in der seit Anfang April mit Dierselhuis ein Präsident die Behörde leitet, der als ausgewiesener Experte im Kampf gegen organisierte Kriminalität gilt.

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„Die Vorfälle bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind mit unserem großen personellen Einsatz“, erklärte Dierselhuis am Donnerstag. Es sei „unbedingt nötig“, mit Nadelstichen, Strukturermittlungen und Aussteigerprogrammen weiterzumachen.

Alexander Dierselhuis ist seit April 2022 Polizeipräsident in Duisburg.
Alexander Dierselhuis ist seit April 2022 Polizeipräsident in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Und was ist mit der Rockerszene, die eigentlich als befriedet galt? „Durch das Kuttentrageverbot ist das Wirken der Rockerclubs in der öffentlichen Wahrnehmung etwas in den Hintergrund getreten“, sagt Dierselhuis und unterstreicht: „Ereignisse wie am Mittwoch zeigen, dass die Personen weiter kriminell tätig sind.“

Folgetaten sollen im Duisburger Norden verhindert werden

Der Polizeipräsident versichert, dass Einsatzkräfte rund um den Hamborner Altmarkt in den kommenden Tagen erhöhte Präsenz zeigen werden, „um Folgetaten“ zu verhindern. Auch an weiteren Maßnahmepaketen werde gearbeitet. Wie die aussehen, ist aber noch nicht öffentlich bekannt. Dierselhuis: „Details können wir aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht nennen.“