Duisburg. Im Duisburger Norden könnte es wegen des Einsatzes im Hambacher Forst weniger Polizisten geben. Das Innenministerium widerspricht.

Der Norden Duisburgs wurde schon oft als eine vermeintliche "No-go-Area" bezeichnet, als eine Region also, in der kriminelle Banden und Clans die Straßen kontrollieren, Polizisten nur in Mannschaftsstärke anrücken und Normalbürger nach Einbruch der Dunkelheit besser in ihren Wohnungen bleiben sollten.

Obgleich dieses Bild von Marxloh und den Stadtteilen drumherum natürlich überzeichnet ist, hat der Stadtnorden in den vergangenen Jahren nicht unbegründet die gesteigerte Aufmerksamkeit von Polizei und Justiz auf sich gezogen. Seit rund drei Jahren wird die Polizei in Duisburg deshalb von einer dauerhaft stationierten Einsatzhundertschaft verstärkt.

Fragt man bei Bürgern, Polizeigewerkschaft und Politikern nach, hat sich die zusätzliche Dauerpräsenz der Polizei ausgezahlt. Doch jetzt drohe das Ende dieses Programms. Die zusätzlichen Polizisten würden -- wie berichtet -- für den Großeinsatz im Hambacher Forst gebraucht.

"Der Innenminister lässt Marxloh im Stich!"

"Der Innenminister lässt Marxloh im Stich! Leider bestätigt sich meine These", sagt SPD-Landtagsabgeordneter Frank Börner. Börner bezieht sich bei seiner Kritik an NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf einen Bericht des Innenministeriums, der am Donnerstag im Landtag vorgelegt wurde. Demnach sei die Polizeihundertschaft in Marxloh nicht notwendig. "Das Polizeipräsidium Duisburg sei in der Lage und in der Verpflichtung die öffentliche Ordnung auch ohne Zusatzkräfte sicherzustellen und die erforderlichen Maßnahmen der Präsenzkonzeption in Marxloh durchzusetzen", zitiert Börner aus dem Bericht.

Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt Wolfgang Beus, Sprecher des NRW-Innenministeriums klar: "Die Einsatzhundertschaft in Duisburg wird nicht grundsätzlich abgezogen." Zwar könne es und werde es immer wieder dazu kommen, dass die zusätzlichen Polizisten in Duisburg auch bei Großeinsätzen etwa im Hambacher Forst oder bei großen Demonstrationen aushelfen müssen. Strukturell bleibe die Einsazthundertschaft aber weiterhin in Marxloh stationiert und werde dort auch weiterhin Dienst tun.

Zuletzt hatten sogar zwei Sonderstaatsanwälte unter dem Projekttitel "Staatsanwälte vor Ort" im Duisburger Norden ihren Dienst aufgenommen. Die beiden Staatsanwälte kümmern sich ausschließlich um Straftaten, die von Mitgliedern der 70 dort lebenden Großfamilien ausgehen. Die beiden Juristen sollen ihre Behörde stärker vernetzen, unter anderem mit der Polizei, städtischen Ämtern, dem Zoll, der Steuerfahndung oder der Arbeitsagentur.