Duisburg. . Zwei Gruppen standen sich am Dienstagabend auf dem Hamborner Altmarkt gegenüber. Nachbarn und Geschäftsleute sind verunsichert.
Im Marktcafé von Heinz-Hermann Neul gibt es kein anderes Thema als das vereitelte Aufeinandertreffen zweier Gruppen. Am Dienstagabend standen sich auf dem Hamborner Altmarkt rund 50 Personen gegenüber. Die Polizei hat den „Zulauf größerer Menschenmengen“, wie sie es nennt, rechtzeitig bemerkt. In friedlicher Absicht waren die Männer wohl nicht unterwegs – bei ihnen wurden eine Machete und andere Waffen gefunden.
Mehr als 100 Polizisten waren im Einsatz, einer wurde leicht verletzt. Rund 20 Personen wurden in Gewahrsam genommen, später allerdings wieder frei gelassen. Bereits am Montag gab es einen Massenauflauf mit Auseinandersetzung in Hamborn, an der etwa 15 Personen unter Einsatz von Schlagstöcken, Messern und Reizgas beteiligt waren (wir berichteten). Dies sollen laut Polizei allerdings andere gewesen sein als am Dienstag.
Forderung: Hart durchgreifen
Zu den Motiven kann die Polizei bisher nichts sagen. Die Beteiligten hüllen sich in Schweigen. Polizeisprecher Ramon van der Maat widerspricht allerdings ersten Vermutungen, dass es sich um einen Konflikt zwischen Kurden, Türken oder Libanesen handelt. „Wir haben einen bunten Querschnitt der Duisburger Bevölkerung angetroffen“, betonte er.
Ein Hamborner, der abends ein Eis holen wollte, glaubt, dass die Rocker der Hells Angels etwas damit zu tun haben: „Eines der Wettbüros gehört einem ihrer Unterstützer.“ Van der Maat formuliert es so: „Von 50 Leuten waren uns 48 bekannt.“ Allerdings habe das Zusammentreffen auf dem Marktplatz und nicht in besagtem Wettbüro stattgefunden. Rückschlüsse will die Polizei nicht ziehen. Der komplette Markt war abgeriegelt. Die Einsatzkräfte hatten eine Kette gebildet, um die Gruppen auseinander zu halten. Gegen Mitternacht war der Einsatz beendet.
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Am Morgen danach eilen die Hamborner schnellen Schrittes durch den Regen. Die meisten sprechen nur hinter vorgehaltener Hand. „Ich muss meine Mitarbeiterinnen schützen“, entschuldigt sich ein Einzelhändler. Ein Gastwirt schließt seine Kneipe mittlerweile schon um 18 Uhr abends. Später kommt sowieso niemand. „Ich habe gerade Ware ausgeladen. Als ich merkte, dass sich etwas zusammenbraut, habe ich Staubwolke gespielt.“ Mittags sitzen nun gerade einmal drei ältere Herrschaften bei ihm, dabei stehen heute Matjessalat und Leberknödel auf der Karte. „Die Älteren trauen sich kaum vor die Tür“, sagt er. Verdenken kann er es ihnen nicht.
Polizei war am Dienstagabend schnell vor Ort
Heinz-Hermann Neul vom Marktcafé ist schon 36 Jahre am Platz. Er will sich den Mund nicht verbieten lassen: „Die Zeiten haben sich geändert. Der Wind hat sich in Hamborn gedreht.“ Soll heißen: Immer mehr Geschäfte schließen, dafür eröffnen Billigketten. Die Preise für ein Stück Torte hat er gesenkt. Kaffee kostet 1,70, Kuchen ab 2,20 Euro. „Einige meiner Gäste liegen knapp über der Grundsicherung. Die wollen sich trotzdem mal was gönnen.“ Das Publikum ist ein anderes. Das mal etwas passiert, hat er kommen sehen. „Das Positive ist, dass die Polizei schnell da war und die Situation im Griff hatte.“ Unwohl fühle er sich manchmal, „unsicher nicht.“
Ramon van der Maat betont, dass der Einsatz der Hundertschaft im Norden erst vor kurzem verlängert worden sei. „Wir haben das auf dem Schirm.“ Bezirksbürgermeister Uwe Heider verweist auf bestehende Gesetze. Die Polizei müsse durchgreifen und dafür sorgen, dass diese auch eingehalten werden. „Ich verstehe aber, dass die Leute Angst haben.“