Düsseldorf. Innenminister Herbert Reul zeigt sich schockiert über die Schießerei in Duisburg. Es könnte aber alles noch viel schlimmer sein, findet er.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Schießerei im Duisburg Clan- und Rockermilieu „schockierend“ genannt. Clan-Kriminalität sei keine PR-Erfindung von ihm, „sondern ein Riesenproblem, dass die Menschen besonders im Ruhrgebiet in Angst und Schrecken versetzt. Es führt uns vor Augen, dass wir Kampf nicht nachlassen dürfen.“
Eine neue Dimension bedeuteten die Duisburger Vorfälle mit bis zu 100 Beteiligten und mindestens vier Verletzten aber nicht, betonte er in Düsseldorf auf Nachfrage. „Wenn wir dieses Problem nicht angepackt hätten, gäbe es solche Szenen sicher öfter“, fügte er hinzu. Tumultlagen habe es früher häufiger gegeben, und er sei überzeugt, „dass Ihnen im Ruhrgebiet jeder versichern wird, dass die Lage sich gebessert hat.“
Clan-Kriminalität verflüchtigt sich nicht über Nacht
Man habe ihm oft vorgeworfen, dass er das Thema aufbausche. Aber wer das Problem verschweige, verzerre die Wirklichkeit. Was über Jahrzehnte gewachsen sei, verflüchtige sich aber nicht über Nacht.
Mit Blick auf Duisburg sagte er, dass er nicht beabsichtige, die zusätzliche seit 2015 stationierte Hundertschaft aus der Stadt abzuziehen. „Duisburg bekommt die Polizisten, die es braucht.“
Gewerkschaftschef Mertens: „Duisburg gehört zum Kreis der üblichen Verdächtigen“
„Duisburg gehört zum Kreis der üblichen Verdächtigen mit Blick auf Rocker- und Clanstrukturen“, sagte Michael Mertens, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei dieser Redaktion, „es ist ein klassischer Hotspot, aber nicht der einzige im Ruhrgebiet.“ Es herrsche nie wirklich Ruhe, die Lage sei nun „einmal wieder eskaliert“. Die Menschen aber dürften der Polizei vertrauen, dass sie ihren Job mache „und so ein dramatischer Sachverhalt nicht zum Alltag gehören wird.“
Mertens lobte Reuls Arbeit. Er habe die Probleme beim Namen genannt, „und das ist richtig“. Um Clans und Rocker zu bekämpfen, brauche man „einen langen Atem“. Es werde viel mehr getan als früher, und man brauche dafür „weiter mehr gutes Personal“.
SPD: Minister-Razzien reichen nicht
Sven Wolf, SPD-Fraktionsvize im Landtag, griff den Innenminister dagegen an: „Das sind erschreckende Bilder mit wilder Schießerei im Wohnviertel. Meinen das die CDU und Innenminister Reul damit, wenn sie sagen, NRW sei sicherer geworden?“ Einmal mehr werde deutlich, dass man die Organisierte Kriminalität „nicht mit Minister-Razzien und Presseschlagzeilen“ bekämpfe. „Da muss man an die Ursachen ran und endlich auch die Hintermänner und Strukturen in den Blick nehmen.“
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