Düsseldorf. Nach den Schüssen von Duisburg wird Ruf nach mobiler Videoüberwachung lauter. Experten glauben, der Kampf gegen Clans und Rocker wirke.

Duisburg. Nach der Schießerei zwischen Rockern und Mitgliedern eines türkisch-arabischen Clans mit vier Verletzten in Duisburg fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mehr Videoüberwachung. „Die Ereignisse in Duisburg zeigen, dass es sich lohnen könnte, die mobile Videoüberwachung in NRW auszuweiten, um Bereiche, in denen die Organisierte Kriminalität aktiv ist, besser beobachten zu können. Dafür müssten bestimmte Straßen und Plätze zu gefährlichen Orten erklärt werden“, sagt GdP-Landesvorsitzender Michael Mertens dieser Redaktion.

Von Italien lernen

Die Rechtsgrundlage dafür liege vor. Bisher gebe es aber nur vereinzelte Tests mit der im Vergleich relativ teuren mobilen Videoüberwachung. Nötig seien auch Gesetze, die es dem Staat leichter machten, Vermögen, das offenkundig illegal erworben wurden, einzuziehen, zum Beispiel Autos im Wert von 200.000 Euro. Mertens: „In dieser Hinsicht könnten wir von Italien und dem dort durchaus erfolgreichen Kampf gegen die Mafia lernen.“

Die Schüsse am Altmarkt in Duisburg- Hamborn sind nach bisherigen Erkenntnissen auf einen eskalierten Konflikt zwischen der Rockergruppe Hells Angels und einem türkisch-arabischen Clan zurückzuführen, möglicherweise ist es der Saado-Demir-Clan, so Beobachter. Bis zu100 Personen aus beiden Lagern sollen an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein. Eine 15-köpfige Mordkommission sowie im Umgang mit Clan-Kriminalität erfahrene Staatsanwälte durchleuchten jetzt die Hintergründe.

Das Zerschlagen dieses "Lebensgeschäfts" gelingt nicht innerhalb von fünf Jahren

Nach Einschätzung der GdP könnte es Jahrzehnte dauern, diese Kriminalität erfolgreich zu bekämpfen: „Wenn man Rocker- und Clan-Strukturen hat, die über viele Jahre nicht engagiert genug bekämpft wurden, wird man die nicht durch zwei oder drei Aktionen und innerhalb einer Legislaturperiode auflösen können“, so Mertens. Es handelt sich für Rocker und Clans um ein „Lebensgeschäft“. Das Zerschlagen dieses Geschäfts werde „mindestens so lange dauern, wie der Aufbau dieses Geschäfts gedauert hat.“

Der Verfolgungsdruck steigt

Prof. Arndt Sinn, Strafrechtler an der Uni Osnabrück, sagte im WDR: „Das Problem der Organisierten Kriminalität ist seit den 1980-er Jahren bekannt. Die hohe Gewaltbereitschaft von Rockern trifft nun auf gewaltbereite Clan-Mitglieder, die womöglich auch der Organisierten Kriminalität zuzuordnen sind. Das ist eine neue Eskalation.“ In der Vergangenheit habe man den Fehler gemacht, die Clan-Kriminalität nicht zu benennen. Es sei genau richtig, es nun offen auszusprechen. Sowohl die in Hamborn beteiligten Rocker als auch die Clan-Mitglieder dürften den Streit zwischen ihnen „intern halten“. Aber durch dieses auffällige Ereignis steige der Verfolgungsdruck, erklärte Sinn.

Der Druck, der zuletzt gegen Rocker und Clans aufgebaut wurde, wirke durchaus, so Michael Mertens. Weil viele Rocker ihre Symbole nicht mehr verwenden können, dürfte s ihnen schwerfallen, „eine nächste Generation zu gewinnen“. Das berge aber auch ein Problem für die Polizei: „Früher konnte man die Rocker mit ihren Kutten leicht erkennen. Heute müssen wir sie persönlich kennen, um sie zu erkennen.

Hoffnung: Clans suchen sich ein legales Geschäft

Wenn der Staat den Kampf intensiv führe, hätten sowohl Clans als auch Rocker schlechte Chancen: „Einige Clans werden dann nicht mehr in der Lage sein, das kriminelle Geschäftsmodell fortzusetzen, um die nächste Generation zu versorgen. Der „Familienbetrieb“ funktioniert dann nicht mehr gut. Die nächste Generation wird sich dann hoffentlich ein alternatives und legales Betätigungsfeld suchen müssen“, so Mertens. Hier könne auch die Politik helfen und den Clan-Mitgliedern eine legale Perspektive bieten. Bei den Rockern sei es schwieriger. „Dort treffen sich Gleichgesinnte ohne familiären Hintergrund, die Gesetzlose sein möchten.“