Bochum. Im WAZ-Familien-Check wird das Mittagessen an weiterführenden Schulen in Bochum auffallend schlecht bewertet. Dafür gibt es eine Erklärung.

Das Urteil fällt wenig schmeichelhaft aus: Gefragt nach dem Schulessen, geben Eltern in Bochum beim WAZ-Familien-Check im Schnitt die Note „drei minus“ – Schlusslicht im Vergleich mit anderen Städten der Region. Betrachtet man einzelne Schulformen, wird die Kluft noch größer: Vor allem die Verpflegung an Gymnasien (4,1) und Gesamtschulen (3,6) schneidet in Bochum deutlich schlechter ab als anderswo. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, der Fingerzeig aber deutlich. Erklärungsansätze:

Entscheidender als die Frage „Schmeckt’s?“ ist vielerorts aktuell: „Gibt’s was?“ – und das dürfte bei der Bewertung eine entscheidende Rolle spielen. Zwölf von 19 weiterführenden Schulen in Bochum stehen im November 2023 ohne Caterer da. „Bei uns gibt es im Moment kein Essen durch einen externen Anbieter“, antwortet beispielsweise Sabine Panitzek, Leiterin der Theodor-Körner-Schule in Linden, auf WAZ-Anfrage.

Schulessen in Bochum: Ausschreibung nun für einzelne Schulen

Bis zum Sommer wurden sämtliche weiterführenden Schulen von der „Stattküche“ aus Lippstadt versorgt. Dieser Vertrag lief Ende Juli aus. Im Frühjahr sei die Mittagsverpflegung neu ausgeschrieben worden, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger: „Es gab nur ein Los, sodass eine Bewerbung nur für alle 19 Schulen möglich war.“ Gefordert waren Herstellung, Lieferung sowie Essensausgabe. Bewerber: null.

Die Stadt schrieb also erneut aus, mit zwei wesentlichen Änderungen: Bewerbungen konnten nun auch für einzelne Schulen bzw. Schulzentren abgegeben werden. Und die Bereitstellung von Ausgabepersonal war nicht mehr verpflichtend. Ergebnis: An immerhin sieben Schulen bleibt die „Stattküche“ der Caterer. Der Vertrag läuft laut Stadt bis zum 31. Juli 2026, mit Option auf zweimal ein Jahr Verlängerung.

Bochum: Zwölf weiterführende Schulen ohne Caterer für Mittagsverpflegung

Diese Schulen sind aktuell nicht versorgt

Diese zwölf weiterführenden Schulen sind zurzeit nicht mit einem Caterer versorgt:

  • Graf-Engelbert-Schule
  • Schiller-Schule
  • Liselotte-Rauner-Schule
  • Pestalozzi-Realschule
  • Neues Gymnasium Bochum
  • Gesamtschule Bochum-Mitte (Teilstandort Gahlensche Str.)
  • Lessing-Schule
  • Rupert-Neudeck-Schule
  • Theodor-Körner-Schule
  • Nelson-Mandela-Schule
  • Willy-Brandt-Gesamtschule
  • Märkisches Gymnasium. Hier ist laut Stadt die Mensa noch nicht fertiggestellt. Eine Essensbelieferung könne erst nach der Fertigstellung der Mensa erfolgen.

Die zwölf anderen Schulen allerdings stehen nach einer Übergangslösung zum Schuljahresstart nun ohne Verpflegung da. Man sei mit der „Stattküche“ sehr zufrieden gewesen „und sind dementsprechend enttäuscht darüber, dass sie unsere Schule nicht mehr weiter beliefern kann/will“, sagt Claudia Aldibas-Könneke, Direktorin der Nelson-Mandela-Schule in Langendreer.

Bis zum Sommer hätten etwa 130 Kinder und Jugendliche die Mittagsverpflegung genutzt. Beim Übergangscaterer, dem DRK Bochum, seien es nur noch etwa 45 Schülerinnen und Schüler gewesen. „Es wurde jedoch auch kein Buffet mehr angeboten“, erklärt Aldibas-Könneke, „und das Essen war deutlich teurer als zuvor.“ Fünf Euro statt 3,80 Euro.

Abitur-Jahrgang versorgt die jüngeren Schüler mit Snacks

An der Theodor-Körner-Schule versucht die Schulgemeinschaft, die Lücke zu schließen. Der Abiturjahrgang versorge an drei Tagen in der Woche „die Schülerinnen und Schüler mit kleinen Snacks nach der sechsten Stunde“, erzählt Schulleiterin Sabine Panitzek. Vor allem Kinder aus den Jahrgangsstufen fünf und sechs in Übermittagbetreuung oder AGs „tragen sich im Vorfeld in eine Liste ein“. Außerdem habe das ehrenamtlich betriebene „Körner-Café“ sein Angebot in beiden großen Pausen etwas aufgestockt.

Bei der Gesamtschule Bochum-Mitte ist der Teilstandort Gahlensche Straße unversorgt. Einen Schulkiosk, den man ausbauen könnte, gebe es nicht, erklärt Volker Neuhoff, der stellvertretende Schulleiter. „Wir haben deshalb den Nachmittagsunterricht ins Homeschooling verlegt.“

Wer jene Schulen anspricht, die weiter mit dem „Stattküche“-Mittagsbuffet beliefert werden, hört Gutes. Besonders die Pasta-Bar komme gut an, sagt zum Beispiel Sabine Stanicki, Leiterin der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid, „aber auch die Salatbar wird gut angenommen“. Die Hauptmahlzeit sei immer auch „einzeln ausgebbar“, erklärt Stanicki, „also zum Beispiel ohne Soße“. Zwischen 80 und 120 Schülerinnen und Schüler nutzten das Angebot, außerdem auch „Kolleginnen und Kollegen“.

Das „Smart Eating“-Angebot in der Schulmensa der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Bochum kommt bei vielen Schülerinnen und Schülern gut an.
Das „Smart Eating“-Angebot in der Schulmensa der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Bochum kommt bei vielen Schülerinnen und Schülern gut an. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Personal für Ausgabe von Schulessen in Bochum gesucht

Ähnlich Kristian Reichstein, Leiter der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Grumme: Die Zahl der bestellten Mahlzeiten liege „in der Regel zwischen 250 und 300“, sagt er. „Das ,Smart-Eating’, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler vor Ort zwischen einem Tagesgericht, Nudel- und Salatbar sowie einem Pizza-Angebot entscheiden können, erfreut sich insgesamt großer Beliebtheit.“ In einzelnen Fällen gebe es Kritik von Eltern – zu „Qualität, Menge, Auswahl, Preis“. Aber „angesichts der Gesamtzahl bewegt sich das auf einem niedrigen Niveau“, sagt er.

Wie geht’s nun weiter mit der Verpflegung in den aktuell unversorgten Schulen? Es gebe einen Caterer, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Der Zuschlag sei jedoch noch nicht erteilt worden, weil dieser kein hauswirtschaftliches Personal stelle. Man suche eine Lösung, bitte die Fördervereine der Schulen um Mithilfe und arbeite daran, „den Kioskbetrieb an den einzelnen Schulen aufrecht zu erhalten oder aber wiederzubeleben“, heißt es weiter. „Aktuell befindet sich eine Ausschreibung für einen Personaldienstleister auf dem Weg, um darüber Ausgabepersonal zu akquirieren“, sagt Sprenger. Zur zeitlichen Perspektive macht er keine Angaben.

Mittagessen an Schulen – diese Kriterien gelten

Diese Kriterien muss ein Caterer laut Stadt erfüllen, um die Mittagsverpflegung an Bochumer Schulen zu liefern:

  • Täglich sind mindestens zwei Menülinien anzubieten; darunter in jedem Fall eine geeignet für Kinder, die aufgrund ihrer Religion bestimmte Lebensmittel nicht essen dürfen.
  • Eine Menülinie muss vegetarisch sein, mindestens an einem Verpflegungstag in der Woche auch vegan.
  • Kinder, die beispielsweise Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien haben, können ohne Zusatzkosten eine Sonderkost bestellen.
  • Der Caterer übernimmt die finanzielle Abwicklung der Schulverpflegung und stellt dafür ein entsprechendes Kassen- bzw. Bezahlsystem zu Verfügung. Die Abrechnung für die Mittagsverpflegung erfolgt bargeldlos mit den Erziehungsberechtigten.
  • Außerdem sind „Aspekte der Nachhaltigkeit einzuhalten“ – heißt beispielsweise: kein Einweggeschirr oder -besteck.

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