Gelsenkirchen. Im Rahmen des großen WAZ-Familien-Checks war auch die Zufriedenheit mit Gelsenkirchens Schulen eines der großen Themen. Das sind die Ergebnisse.

Dass Gelsenkirchens Schulen in Sachen digitale Ausstattung vorbildlich früh und großzügig vorangegangen sind, ist bereits von vielen Seiten bescheinigt und gewürdigt worden. Allerdings ging es dabei in der Regel nur um die technische Ausstattung. Nun aber haben die in diesem Zusammenhang wichtigsten Menschen den vergleichsweise sehr guten Stand der Dinge bei der Digitalisierung gewürdigt. Die Einschätzung bestätigen: die Eltern von Gelsenkirchener Schülerinnen und Schülern.

Sie würdigten diesen Kraftakt, den die Kommune trotz Haushaltsnöten schon vor der Pandemie einleitete, in einer großen Familienumfrage der WAZ Gelsenkirchen mit der Schulnote 2,2. Das ist die beste Note für die Digitalausstattung in allen befragten Kommunen zwischen Duisburg (2,9) und Dortmund (2,5).

Größte Zufriedenheit mit Ausstattung der Grundschulen

Am schlechtesten schnitten bei der Digitalausstattung Mülheim (Note 3,2) und Velbert (3,1) in der Elternbewertung ab. Der Durchschnitt der 18 abgefragten Städte lag bei der Note 2,7. Insgesamt gab es 8297 Teilnehmende bei der Umfrage, davon beim Schulthema 397 Eltern(-teile) aus Gelsenkirchen, darunter waren 65 Alleinerziehende.

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In der Abfrage wurde nach Schulformen unterschieden. Am größten war die Zufriedenheit mit der digitalen Ausstattung und auch Umsetzung an Grundschulen. Hier vergaben die Eltern – 157 Eltern(teile) von Grundschulkindern machten mit – eine glatte „2“. Die 82 teilnehmenden Gymnasialeltern bewerteten im Digitalbereich ebenfalls Ausstattung und Unterricht mit einer guten 2,1. Gelsenkirchens Gesamtschuleltern – 91 nahmen teil – sind offenbar weniger euphorisch, vergaben aber immerhin auch noch eine 2,3, die 25 befragten Realschuleltern urteilten mit einer 2,5.

Schlechtere Noten für Gesamt- und Realschulen

Ein denkbarer, aber völlig unbelegter Zusammenhang: Der Altersdurchschnitt in den Kollegien der Gelsenkirchener Realschulen ist deutlich höher als an Grundschulen und auch etwas höher als an Gymnasien in der Stadt. Ob die jüngeren „Digital Natives“, die in der digitalen Welt Aufgewachsenen, tatsächlich digitale Medien intensiver und besser nutzen, bleibt Spekulation – an dieser Stelle übrigens geäußert von einer Autorin, die selbst „Boomerin“ ist und als solche knapp vor dem Rentenalter steht.

Im Medienzentrum in Gelsenkirchen fand im April 2023 ein Medientag für Lehrkräfte an Gelsenkirchener Schulen statt. Im Mittelpunkt standen Schulungen, Vorträge und Workshops zum Umgang und pädagogisch sinnvollen Einsatz von iPads im Unterricht.
Im Medienzentrum in Gelsenkirchen fand im April 2023 ein Medientag für Lehrkräfte an Gelsenkirchener Schulen statt. Im Mittelpunkt standen Schulungen, Vorträge und Workshops zum Umgang und pädagogisch sinnvollen Einsatz von iPads im Unterricht. © Medienzentrum | Stephanie Lanfermann

Die Stadt hat – neben Angeboten des Landes, das dabei eigentlich in der Pflicht ist – eigene Fortbildungsmöglichkeiten über den externen Anbieter „mobile.schule“ für Lehrkräfte bereitgestellt. Zudem gibt es Angebote über das Medienzentrum der Stadtbibliothek, IT-Beauftragte der Schulen wurden bei Einführung geschult. Über den Info-Point der Schul-IT sind zudem alle Handreichungen für jede Lehrkraft als Download verfügbar. Dass dennoch längst nicht alle die neuen Möglichkeiten optimal einsetzen, wie mancher beim Medientag der Stadt im April beklagte, hat verschiedene Gründe: nicht zuletzt Zeitmangel für Fortbildungen, weil Vertretungskollegen für diese Zeit fehlen.

Fakt ist hingegen: In fast allen Städten schnitten die Gesamtschulen und auch die Realschulen in der Bewertung der Digitalausstattung und Nutzung digitaler Kommunikationsmittel im Unterricht besonders schlecht ab, die Gymnasien hingegen tendenziell besser. Die Grundschulen wurden in den Städten sehr unterschiedlich bewertet in puncto digitaler Unterricht.

Ende 2022 waren die iPads an alle Schüler verteilt. Hier ein Bild aus dem Unterricht an der Gesamtschule Horst vom November 2022.
Ende 2022 waren die iPads an alle Schüler verteilt. Hier ein Bild aus dem Unterricht an der Gesamtschule Horst vom November 2022. © Funke Foto Services | Michael Korte

Beteiligt an der Familienumfrage haben sich in Gelsenkirchen vorwiegend Frauen – nur jede vierte Antwort kam von einem Mann, eine befragte Person gab als Geschlecht divers an; wobei Männer die Digitalausstattung unterm Strich ein wenig negativer einschätzten als Frauen. Von den 65 Alleinerziehenden, die sich an der Umfrage beteiligten, waren 59 weiblich.

Vorreiterrolle für Gelsenkirchen bei Digitalisierung von Schulen

Tatsächlich war Gelsenkirchen eine der ersten Kommunen, die die 18,65 Millionen Euro aus dem Digitalpakt beantragten, die die Kommune selbst mit 1,8 Millionen ergänzen musste. Bereits im September 2019, noch unter Annette Berg als Bildungsdezernentin, wurde das Geld beantragt. Im ersten Schritt hatte das Land lediglich Fördergelder in Höhe von 25.000 Euro je Schule – das entsprach 60 Geräten – bewilligt, unabhängig von der Schulform und der Schülerzahl.

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2400 iPads hatte die Stadt bereits im November 2020 angeschafft, für die Einrichtung von iServ als Plattform für das Homeschooling rund um den Lockdown schob das IT-Team Schule um Thomas Sowa zahlreiche Überstunden. Im April 2022 beschloss der Rat auf Anregung der Bildungsverwaltung, weitere 25.000 iPads für alle Schüler in der Stadt zu beschaffen: ein finanzieller und personeller Kraftakt, da die rechtzeitige, wie immer hochkomplexe Beantragung der Fördergelder und Bestellung unter Zeitdruck trotz Lieferschwierigkeiten viel Arbeitszeit gebunden hat. Heute sind bis auf die drei Berufskollegs – dort werden sie aktuell installiert – alle Schulen mit Whiteboards ausgestattet. Für Berufskolleg-Schüler wurden aus eigenen Mitteln iPads angeschafft.

Das ist der Familien-Check

Wie bewerten Familien das Freizeitangebot in ihrer Stadt, wie blicken sie auf Schulen und Kitas? Wie flexibel ist der Arbeitgeber, wenn das Kind krank wird? Nach diesen und vielen Themen mehr haben wir in unserem „Familien-Check“ gefragt. Und mehr als 8300 Menschen aus der ganzen Region haben mitgemacht.

Die Erkenntnisse stellen wir Ihnen nun in loser Folge vor. Und natürlich haben viele Teilnehmenden auch Anregungen geliefert, die wir gerne aufgreifen. Repräsentativ war die Umfrage nicht, weil die Teilnehmenden keinen Querschnitt der Bevölkerung bilden. Die Bewertungen sind vor allem als Hinweise zu verstehen, wo etwas gut oder schlecht läuft.

Wo es bis heute immer noch hakt, ist allerdings die Netzkapazität in den Schulen. Grund ist laut Verwaltung die Firewall des Dienstleisters gkd-el, die nun gegen eine leistungsfähigere ausgetauscht werden soll, um die Bandbreite und damit die WLAN-Nutzung für die Schulen erhöhen zu können.

Gesamtnote für Unterricht an Gelsenkirchens Schulen besser als für Düsseldorf

Bei der Gesamtunterrichtsqualität liegen Gelsenkirchens Schulen in der Bewertung zwar mit der Schulnote 2,5 unter dem Durchschnitt aller 18 Städte (2,3). Noch schlechter jedoch bewerteten Düsseldorfer Eltern den Unterricht in ihren Schulen: mit 2,7. Mülheim und Oberhausen lagen mit jeweils 2,4 ebenfalls unter dem Durchschnitt.

Hier finden Sie die Gesamtergebnisse des WAZ-Familien-Checks:https://www.waz.de/archiv-daten/familien-check-2023-schule-zeugnis-gelsenkirchen-id240671690.html

Den besten Unterricht bescheinigten Väter und Mütter in Gelsenkirchen ebenfalls den Grundschulen (2,3), gefolgt von Gymnasien (2,5), Realschulen (2,6). Die schlechteste Bewertung bekamen Gesamtschulen mit einer 2,7.