Bottrop. Mobbing unter Schülern: Ein Thema, das Bottroper Familien bewegt. Wir haben nachgefragt: Welche Anti-Mobbing-Konzepte gibt es an den Schulen?

Mobbing unter Schülern und der Umgang damit – bei der Umfrage für den WAZ-Familiencheck hat sich gezeigt, dass Familien in Bottrop auch dieses Thema bewegt. Wir haben daher bei den weiterführenden Schulen nachgefragt: Welche Konzepte gegen Mobbing verfolgen sie? Antworten von verschiedenen Schulformen haben uns erreicht.

Konzepte gegen Mobbing: Josef-Albers-Gymnasium Bottrop

Ingo Scherbaum, Leiter des Josef-Albers-Gymnasiums, schickt voraus: „Neben der Prävention ist ebenso die Haltung der Schule bedeutsam: Als Schule wollen wir achtsam für die Situationen sein, in denen es Schülerinnen und Schülern nicht so gut geht. Außerdem ist es wichtig, dass alle stets ansprechbar sind und Sorgen ernst nehmen.“

Alle bedeutet: Schulleitung, Klassenlehrerteam, Vertrauens- und Beratungslehrer, Schulsozialarbeiter, Schüler in Funktionen wie Klassenpaten oder Medien-Scouts.

Als Hauptarbeitsfeld des JAG nennt der Schulleiter den Bereich der Prävention. Hier – wie bei den folgenden Schulen – können nicht umfassend alle Maßnahmen aufgeführt werden, das würde den Rahmen des Berichts sprengen. Aber wichtige Bausteine seien genannt. Zugrunde liegt am JAG die Annahme, dass die Arbeit am Klassen- und Schulklima Mobbing vorbeugt.

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Zu den Bausteinen zählen u.a. Klassenleitungsstunden zur Stärkung der Klassengemeinschaft; jeweils zwei Klassenlehrerinnen und -lehrer pro Klasse, um Ansprechbarkeit zu erhöhen; teambildende Maßnahmen (Wandertage, Exkursionen, Klassenfahrten); ein Selbstbehauptungstraining als Anti-Mobbingtraining außerhalb der Schule für alle Siebtklässler; Teamevents (z. B. Hühnerballturnier, Mottotage in der Mittelstufe); Elternabende; die Förderung eines positiven Selbstbewusstseins („Stärken stärken“) und Selbstwertgefühls; Projekte und Arbeitsgemeinschaften, die sich um das Wohlbefinden anderer Menschen kümmern (z. B. Schulsanitäts-AG).

Per Feedbackbogen, der halbjährlich in jedem Fach herausgegeben wird, wollen sich die Verantwortlichen einen Überblick über das Wohlbefinden und die Schulzufriedenheit verschaffen.

Konzepte gegen Mobbing: Sekundarschule Kirchhellen

Für die Sekundarschule Kirchhellen berichtet Schulleiter Sven Völlmert, dass es im Stundenplan fest integriert den Klassenrat gibt: „In dieser Stunde können Problemlagen und Streitereien im Klassenverband gemeinsam mit der Klassenleitung besprochen und geklärt werden. Der gemeinsame offene Austausch dient als präventiver Ansatz die Klassengemeinschaft zu stärken und Mobbing zu vermeiden. Die Schüler und Schülerinnen lernen, Konflikte als Gemeinschaft zu lösen.“

Darüber hinaus arbeite die Schule eng mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle der Stadt zusammen, um Fortbildungen und regelmäßige Sensibilisierung zur Thematik zu erhalten. Völlmert: „Gerade der digitale Sozialraum der Kinder und Jugendlichen stellt die Schule vor die Herausforderung, adäquate Konzepte gegen Mobbing stets weiterzuentwickeln.“ An der Sekundarschule werden zudem per Fragebogen regelmäßig anonym Daten zur Mobbingrealität erhoben.

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Konkret gefragt: Welche Schritte erfolgen, wenn ein Mobbingfall bekannt wird? Völlmert: „In der Regel wird zuerst die Schulsozialarbeiterin hinzugezogen. Gemeinsam mit der Klassenleitung wird (manchmal durch Hinzuziehen weiterer Instanzen wie beispielsweise der Schulberatungsstelle) der Mobbingfall aufgeklärt und nach der Systemischen Mobbing Intervention oder Systemischen Kurzintervention gearbeitet.“ Einbezogen würden dabei die Eltern der betroffenen Schüler und Schülerinnen.

Ziel sei es vor allem, die Opfer zu schützen, unterstreicht Völlmert. Zudem werde u.a. darauf hingewirkt, „langfristig ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu schaffen“.

Konzepte gegen Mobbing: Heinrich-Heine-Gymnasium Bottrop

Tobias Mattheis, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums stellt grundsätzlich fest: „Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass wir als Schulleitung keine Toleranz für Mobber haben. Hier nutzen wir die Möglichkeiten des Schulgesetzes.“

Insgesamt werde am HHG viel im Bereich der Mobbingprävention gemacht. „Für die Jahrgangsstufe 7 findet immer ein Projekttag ,Theater gegen Mobbing’ statt. Hier lernen die Kinder, sich gegen Mobbing zu stellen“, nennt Mattheis ein Beispiel. Zudem: „Zur Prävention bei konkreten Konflikten in der Schule geht auch unsere Schulsozialarbeiterin in die jeweilige Klasse und arbeitet mit den Schülerinnen und Schülern.“

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Auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler, die niedrigschwellig und auf Augenhöhe mit ihren Mitschülern agieren können, spielt das Thema der Mobbing-Prävention ebenfalls eine Rolle. Mattheis führt in diesem Zusammenhang die Konfliktlotsen der Schule an. Und darüber hinaus die Medienscouts am Heinrich-Heine-Gymnasium, die vor allem das Thema Cybermobbing im Fokus haben.

„Insgesamt versuchen wir durch ein gutes Schulklima einen wertschätzenden, toleranten Umgang zu fördern“, unterstreicht der Schulleiter.

Konzepte gegen Mobbing: Willy-Brandt-Gesamtschule Bottrop

An der Willy-Brandt-Gesamtschule hat sich laut Michah Wessinger, didaktischer Leiter, der No-Blame-Approach als besonders hilfreich erwiesen. Dieser Ansatz ohne Schuldzuweisung kann in weniger schweren Fällen laut Wessinger auch von den Klassenlehrern und -lehrerinnen im Klassenrat angewendet werden. Dieser findet in den Jahrgängen fünf bis zehn wöchentlich statt. Schüler lernen dort, „Konflikte friedlich, empathisch und selbstständig zu lösen“. Hilfe in Konflikten auf Augenhöhe bieten zudem die Streitschlichtungs-AG und Klassenpaten. „In schwierigeren und hartnäckigen Fällen ziehen wir auch externe Partner wie die Schulberatungsstelle hinzu“, ergänzt Weissinger.

Im Sinne der Prävention sei Mobbing regelmäßig Thema auf Fortbildungen für alle Lehrkräfte, Eltern, Schüler. „Wir haben außerdem zuletzt 2022 in Zusammenarbeit mit dem Bildungsbüro eine jahrgangsweite Rechtsberatung für Schüler:innen zum Cybermobbing durchgeführt und zu demselben Thema einen Elternabend mit Dr. Marco Fileccia von Elternundmedien.de angeboten.“ Über Cybermobbing informieren zudem die Medienscouts präventiv in den Klassen.

„Grundsätzlich arbeiten alle Kolleginnen und Kollegen der Willy-Brandt-Gesamtschule gemäß ihres Beratungsauftrages bereits seit langem auch an dem Thema Mobbing“, so Weissinger. Unterstützt würden sie dabei durch ein Beratungsteam bestehend aus dem Didaktischen Leiter, den Beratungslehrerinnen, den Kräften aus den multiprofessionellen Teams und der Diplom-Sozialpädagogin. Auf den halbjährlichen pädagogischen Konferenzen beraten und informieren die Klassenlehrer mit Abteilungsleitung und Beratungslehrer gemeinsam, wie mit Konflikten wie Mobbing im Einzelfall umgegangen werden soll.