Bochum. Wir haben Leser im „Familien-Check“ befragt: Zu Schule und Kita, aber auch Freizeitangeboten. So schneidet Bochum in den einzelnen Kategorien ab.
Rund 33.000 Haushalte mit Kindern gibt es in Bochum. Wie bewerten sie die Versorgung mit Kita-Plätzen, wie den Zustand der Schulen, welche Noten geben sie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und wie gefällt ihnen das Freizeitangebot in der Stadt? Das und mehr wollten wir erfahren und baten zum „WAZ-Familien-Check“.
Mehr als 8300 Menschen aus der Region haben sich in den vergangenen Wochen an der Umfrage beteiligt, darunter knapp 700, die als Wohnsitz Bochum angegeben haben. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, weil die Teilnehmer nicht als Querschnitt der Gesamtbevölkerung ausgewählt wurden. Aber: Sie geben einen Eindruck davon, was gut läuft und wo es vielleicht hakt.
In Bochum haben sich überwiegend Mütter beteiligt: 80 Prozent der Befragten sind weiblich, 90 Prozent gaben an, in einem Haushalt mit Kindern zu leben. Gefragt waren jeweils Beurteilungen nach Schulnoten-Prinzip: „1“ steht für „sehr gut“, „6“ für „ungenügend“. Außerdem gab es die Möglichkeit, in Freitextfeldern die jeweiligen Bereiche zu kommentieren.
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Kinderbetreuung
Rund 400 Teilnehmende haben die Kinderbetreuung in Bochum bewertet. Die Betreuung insgesamt hat, ebenso wie deren Verlässlichkeit, mit dem Durchschnittswert 2,3 – also „gut minus“ – abgeschnitten. Der Bochumer Wert liegt damit nur minimal über dem regionalen Gesamtergebnis 2,2. Deutlich unzufriedener sind die Befragten mit der Kitaplatz-Vergabe und den Kosten für Kinderbetreuung: Für beides gibt es nur die Note „ausreichend plus“ (3,6).
„Die Kinderbetreuung, vor allem für die Kleinsten, ist in dieser Stadt viel zu teuer“, kommentiert eine Teilnehmende. „Außerdem kommt es regelmäßig vor, dass Familien keinen Platz in einer Kita bekommen, obwohl sie direkt gegenüber wohnen.“ Die Kriterien der Vergabe seien „undurchsichtig und scheinen willkürlich“, heißt es weiter. Auch ein anderer Teilnehmer kommentiert: „Es war nur mit sehr viel eigenem Engagement und viel Glück möglich, überhaupt einen Kita-Platz zu bekommen. Das Kita-Portal war völlig nutzlos und sogar eher hinderlich, da es Eltern falsche Sicherheit suggeriert statt der eigentlich herrschenden Anarchie.“ Immer wieder kam auch die personelle Ausstattung der Kitas zur Sprache.
Schule
Zustand und Ausstattung, den Stand der Digitalisierung, Atmosphäre und Schulessen – im Feld „Schule“ haben wir unterschiedliche Aspekte abgefragt, mehr als 500 Teilnehmende aus Bochum haben ihre Noten abgegeben. Beim digitalen Unterricht schneidet Bochum im Regionalvergleich im Mittelfeld ab – Gesamtnote: „befriedigend plus“ (2,8). In den anderen Bereichen allerdings fällt das Urteil hier unterdurchschnittlich aus.
Zustand und Ausstattung der Grundschulen beispielsweise landen mit der Gesamtnote „drei minus“ (3,4) im Städtevergleich hinten. Auch in puncto „Atmosphäre“ werden die Schulen in Bochum mit Gesamturteil 2,6 schlechter bewertet als jene in anderen Städten. Beim Schulessen gibt’s mit der Note 3,4 die „Flop-Note“ im regionalen Vergleich.
Die Kommentare deuten auf die drängendsten Probleme hin: Viele Schulen seien „heruntergekommen“, heißt es immer wieder, Toiletten seien in schlechtem Zustand. „Ich war vor 30 Jahren auf der Schule und es sieht da genau so aus wie damals“, schreibt ein Teilnehmer.
Schulweg
Eltern-Taxis sind immer wieder Thema – auch der Schulweg wurde deshalb im Familien-Check beleuchtet. „Wie kommen die Kinder zur Schule?“, fragten wir, Mehrfachauswahl war möglich. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, die Kinder gingen zu Fuß. 41 Prozent nutzen (auch) Bus und Bahn, 29 Prozent fahren den Nachwuchs mit dem Auto. Etwa jeder Achte (13 Prozent) gab das Fahrrad als Verkehrsmittel an. Jeder zweite Befragte äußerte Bedenken, der Verkehr auf dem Schulweg sei gefährlich.
Familienfreundlichkeit und Freizeitangebote
„Befriedigend“ fällt das Urteil in Sachen Familienfreundlichkeit aus – ähnlich wie auch in vielen Nachbarstädten. Auch das Freizeitangebot für Kinder wird mit 3,2 benotet – Essen und Dortmund schneiden ähnlich ab. In den Freitext-Kommentaren wünschen sich viele Eltern mehr bzw. „bessere“ Spielplätze (inklusive Schattenplätzen) und Schwimmbäder.
Woran die Bochumer sparen
„Die Lebenshaltung wird teurer. Woran müssen Sie sparen?“ – auch das war eine Frage, die im Familien-Check gestellt wurde. 13 Prozent der Teilnehmenden antworteten „Ich muss nicht sparen“. Rund 70 Prozent gaben an, auf Gastronomie-Besuche oder Urlaub zu verzichten. Jeder Vierte spart bei Spielsachen, ähnlich viele an Lebensmitteln. 30 Prozent halten sich beim Kleidungskauf zurück.
Das ist der Familien-Check
Wie bewerten Familien das Freizeitangebot in ihrer Stadt, wie blicken sie auf Schulen und Kitas? Nach diesen und vielen Themen mehr haben wir in unserem „Familien-Check“ gefragt. Und mehr als 8300 Menschen aus der ganzen Region haben mitgemacht. Die Erkenntnisse stellen wir Ihnen nun in loser Folge vor. Und natürlich haben viele Teilnehmenden auch Anregungen geliefert, die wir in nächster Zeit aufgreifen.