Velbert. Paul Hollstein hält heute in der Abwehr des TVD Velbert die Knochen hin. Auf dem Weg dahin lag eine Station in Spanien und ein Jahr in München.
Mit 18 Jahren raus von zu Hause. Das Erleben einer neuen Freiheit, ab in eine Wohngemeinschaft oder direkt in die eigene Bude, auf zum Studium. All das sind Gefühle, die sicherlich viele junge Menschen nachvollziehen können, nachdem sie ihr Abitur erfolgreich abgelegt haben. Einer von ihnen war bis vor kurzem auch noch Paul Hollstein (20). Mit einem Unterschied: Den heutigen Abwehrspieler des TVD Velbert zog es ins Ausland, nach Spanien, in die Nähe von Malaga, dem Traum von Profifußball wegen.
„Ich hatte Kontakt zu einer Akademie aufgenommen und ihr Videos geschickt. Das war wie eine Spielervermittlung. Ich hatte gegoogelt und einen Bekannten, der schon in Spanien gespielt hat und mir erzählt hat, wie es funktioniert. Das war auch alles super, auch wenn ich erst etwas skeptisch war“, so der gebürtige Essener, der in der Jugend schon für Hamborn 07 und den VfR Krefeld-Fischeln auflief, ein Probetraining beim FC Schalke 04 absolvierte, ein Jahr lang in einem Fußballinternat in München lebte und damals das Trikot der Spielvereinigung Unterhaching trug.
Die Integration war nicht einfach - die Kulisse atemberaubend
Nach einigen Mails, setzte sich Hollstein alleine ins Flugzeug, nicht ohne ein mulmiges Gefühl. I n Malaga angekommen, wurden für den Abwehrspieler und seine Mitstreiter mehrere Probetrainings bei Dritt- und Viertligisten organisiert, ehe Hollstein beim Vélèz CF angenommen wurde . Der Essener zog in eine WG mit drei Brasilianern zusammen. Sportlich schien alles gut zu laufen. Doch nach und nach ergaben sich auch die ersten Probleme, trotz des Fußballs am Strand.
„Es dauerte mit der Spielberechtigung, sodass ich erst nur bei Freundschaftsspielen mitmachen konnte. Zudem sprechen in den Vororten wenige Leute englisch und ich kein spanisch, ich musste drei, vier Mal die Woche Unterricht nehmen und hatte morgens und abends Training. In der WG haben die Brasilianer viel portugiesisch gesprochen und sich auch sehr gut verstanden. Da war ich etwas außen vor“, so Hollstein. Ein vollgepacktes Programm also - welches zudem durch strukturelle Dinge erschwert wurde. „Der Verein hatte überhaupt kein Geld, sodass wir unsere Wohnung wechseln mussten und dann kam auch noch das Coronavirus“, sagt Hollstein.
Vom Vélèz CF ging es spontan zum TVD Velbert
Also entschied sich der Essener dafür, nach einem Jahr wieder nach Deutschland zurückzukehren, sein Ziel vom Profifußball in Spanien erst einmal ad acta zu legen und ein Sportstudium in Düsseldorf aufzunehmen. Doch ganz ohne Fußball ging es freilich auch nicht. Über einen alten Trainer kam der Kontakt zu Marc Bach und somit dem TVD Velbert zustande. Kurze Zeit später war der Wechsel auch schon fix, kurz vor Ablauf der Transferphase.
Oberliga in Deutschland statt dritter Liga in Spanien also. Für Hollstein ist das aber kein Problem. „Im Moment bin ich damit total zufrieden. I ch komme in Velbert super mit den Trainern und den Mitspielern klar. Aber natürlich hofft man schon, irgendwann auch noch einmal eine Liga höher zu kommen “, gesteht der 20-Jährige, der zumindest in puncto Erfahrung sicher dem einen oder anderen älteren nun etwas voraus hat - und den Weg nach Spanien auch im Nachhinein nicht bereut.
„Das Jahr hat mich auf jeden Fall weitergebracht. Ich war das erste Mal weg von zu Hause, weg von Mami und Papi sozusagen. Ich war auf mich selbst gestellt und es war super, nicht nur in Spanien im Urlaub zu sein, sondern in einem anderen Land zu leben.“
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