Velbert. Neu-Trainer Peter Radojewski verrät unter anderem, was er beim SC Velbert verändert hat und welchen Spieler er erst gar nicht auf der Karte hatte
Der SC Velbert stand beim Abbruch der vergangenen Saison auf Rang 15 der Fußball-Oberliga und hatte zwölf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Diese Spielzeit sieht es bisher deutlich besser aus. Der neue Trainer Peter Radojewski verrät, wie er die Abhängigkeit von Hasim Mohammed Kabiru verringern will, welchen Spieler er erst gar nicht auf der Karte hatte und wie wichtig Flexibilität ist.
Peter Radojewski, Sie haben nun zehn Ligaspiele als Trainer des SC Velbert hinter sich. Das Team steht mittlerweile auf Rang dreizehn, die ersten drei Partien gingen aber allesamt verloren. Warum?
Der Start gegen Meerbusch war eigentlich ganz gut, da hat es uns in den letzten Minuten hingehauen. In den Partien danach waren wir teilweise vom Personal her nicht gut genug besetzt. Aber wir haben auch unsere Qualität nicht abrufen können. Der Start war insgesamt etwas holprig. Aber dann hat sich die Mannschaft hervorragend gefangen und wir haben sehr viele Tore geschossen. Woran wir arbeiten müssen, ist das Defensivverhalten. Da spreche ich aber das ganze Team an, das beginnt schon in der Sturmspitze.
Wie sieht ihre Handschrift aus, die Sie beim SC Velbert einbringen wollen?
Die Mannschaft ist größtenteils zusammengeblieben, das war auch mein Wunsch. Wir spielen mittlerweile ein anderes System als es der SC Velbert früher getan hat. Da wurde oft mit einer Dreierkette agiert, ich habe umgestellt auf ein 4-1-3-2 oder ein 4-1-4-1. Das braucht etwas Zeit, das zu inhalieren und um auch offensiv zu denken. Das ist aber mein Wunsch, weil die Mannschaft das von der Qualität auch hergibt.
Dies unterstreichen die 15 Tore, die das Team in den vergangenen fünf Partien geschossen hat.
Genau, ich habe gemerkt, dass wir nach vorne hin sehr gute Fußballer haben. Aber es bringt nichts, wenn du auswärts drei Tore schießt und auch drei bekommst, wie gegen Sterkrade. Wir müssen das Pressing noch besser umsetzen. Aber wir sind vorne mittlerweile noch besser aufgestellt.
Warum das? Ist das Team nicht immer noch viel von Hasim Mohammed Kabiru abhängig, der in acht Spielen sechs Tore geschossen hat?
Es gab Spieler, die erst getrieben werden mussten, wie zum Beispiel Ibrahim Bayraktar. Er kann auch mal aus der zweiten Reihe schießen, wie auch Ahmet Kizilsik. Beide haben daraus aber gelernt und sind nun extrem wertvoll geworden. Die Jungs haben gerade zum Schluss hervorragende Leistungen gebracht. Bei Merveil Tekadiomona ist es schön zu sehen, wie er sich nach und nach mehr einbindet. Dann haben wir viele junge Spieler, wie Gian-Luca Bühring, der von Anfang an Spaß macht oder Deniz Duran.
Der am Anfang noch nicht dabei war, am 7. Spieltag gegen den FC Monheim sein Saisondebüt feierte, seitdem in der Startelf steht und nun bei vier Toren und drei Vorlagen in vier Spielen steht. Ist er eine Entdeckung der Saison?
Ja, er hat sich in der Vorbereitung gegen Wattenscheid einen Bänderriss zugezogen. Dass er nun wiedergekommen ist und sofort so einschlägt, freut mich extrem für ihn. Er ist spielstark und schnell, trennt sich aber noch recht spät vom Ball. Er spielt sich gerade etwas in den Vordergrund und macht uns im vorderen Bereich extrem flexibel. Wir können mit einer Spitze spielen oder auch mit zwei. Ich glaube, dass ihn die offensive Außenposition gar nicht so gut tut, wenn er da an der Linie gefesselt ist. Es gefällt mir, dass wir uns nicht nur auf Kabiru verlassen müssen.
Gibt es noch mehr Senkrechtstarter?
Die größte Überraschung ist Phil Pape. Er ist extrem lernwillig, sehr zweikampfstark und hat eine gute Schusstechnik mit links, wie mit rechts. Er ist schon in der Vorbereitung top gewesen. Er macht unheimlich viel Freude.
Wenn es vorne schon so gut funktioniert, muss nur noch an der defensiven Stabilität gearbeitet werden. Wie wichtig ist dafür Rene Burczyk mit seiner Erfahrung?
Rene ist für mich der absolute Capitano in der Abwehr. Wenn er gesund ist und wirklich fit, ist er hinten drin nicht wegzudenken. Ich kann mich daran erinnern, dass ich ihn gegen Bocholt bringen musste, nachdem er zehn Tage verletzt war. Aber ich hatte keinen mehr und er hat eine hervorragende Leistung gebracht. Ich würde mir wünschen, er bleibt noch lange dabei und kann die Jungs hinten anführen. Ich muss aber auch sagen, dass Albin Rec auch ein ganz wichtiger Baustein ist. Als ich hierhin gekommen bin, war er körperlich nicht ganz fit. Da hatte ich ihn erst gar nicht auf der Karte. Wenn ich aber sehe, wie aufopferungsvoll er daran gearbeitet hat und wie er nun auch spielt, war das eine Überraschung. Es ist schön, wenn man manchmal auch eines besseren belehrt wird und sich Spieler beweisen.
Bewiesen hat sich ihr Team vor allem in den Derbys. Gegen die SSVg gab es ein 3:3-Remis, gegen den TVD einen 3:0-Erfolg. Ist das die Portion Extramotivation, die zu diesen Ergebnissen führt?
Erstmal ist es definitiv außergewöhnlich, dass eine Stadt drei Oberligisten hat. Sicherlich ist die Mannschaft noch mehr motiviert, wenn es gegen den TVD oder die SSVg geht. Aber als kleinster der drei Vereine, sind wir erst einmal froh, noch in der Oberliga spielen zu dürfen, das hätte nach der vergangenen Saison ja auch anders aussehen können. Der Anreiz muss sein, auch in Zukunft in dieser tollen Liga spielen zu dürfen. Daher reicht es mir nicht, sich auf die Derbys zu konzentrieren und sich darauf auszuruhen. Wenn wir die Liga halten wollen, brauchen wir von der Einstellung her, quasi immer ein Derby. Wir müssen die Spiele angehen, als wären sie die letzten. Das haben wir am Anfang vielleicht etwas Schludern lassen, zuletzt haben wir es gezeigt. Da sind wir also auch einen Schritt voran gekommen. Ich glaube auch, dass vermutlich nur die Hinrunde gewertet wird. Die Zahl der Absteiger bleibt dann bestehen und mit einen Blick auf Homberg, die in der Regionalliga unten stehen, ist es umso wichtiger, dass wir jedes Spiel gut bestreiten. Wir konnten zehn Spiele absolvieren und hätten dann noch zwölf vor uns, plus Pokal.
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