Velbert. Die SSVg Velbert spielt stark, ist taktisch flexibler geworden und konnte harte Ausfälle verkraften. Auch dank eines ehemaligen Drittligaspielers.
Das neue Stadion, 22 Punkte aus zehn Spielen, Tabellenplatz zwei. Bei der SSVg Velbert scheint scheint aktuell die Sonne. Den leise geäußerten Ambitionen einiger Spieler, nach dem Abstieg in der Saison 2015/2016 in die Regionalliga West zurückzukehren, lässt die erste Mannschaft in der Oberliga aktuell Taten folgen.
Zum Saisonstart ließ die SSVg die Muskeln zucken, legte eine beeindruckende Serie von fünf Siegen hin, fegte dabei unter anderem den VfB Hilden mit 5:1 aus dem Stadion. Doch dann - beginnend mit dem 3:3-Remis im Derby gegen den SC Velbert ließen die Blau-Weißen Schludrigkeiten zu, holten gegen die Sportfreunde Baumberg und Teutonia St. Tönis zwar noch zwei 3:2-Erfolge, mussten sich Germania Ratingen und dem 1. FC Kleve aber geschlagen geben und Spitzenreiter FC Bocholt somit auf sechs Punkte davonziehen lassen.
SSVg Velbert und der FC Bocholt marschieren vorneweg
„Wir spielen eine sehr, sehr gute Saison. Aber leider gibt es eine Mannschaft, die eine noch bessere spielt“, sagt SSVg-Trainer Marcus John. Die Bocholter haben noch kein einziges Spiel verloren und lediglich beim 2:2-Remis gegen Germania Ratingen Punkte gelassen. Alle anderen Mannschaften wurden siegreich weggespielt, waren teils mehr Sparringspartner als ernsthafte Konkurrenten. Unter anderem auch, weil der ehemalige SSVg-Stürmer Shunya Hashimoto mit bisher drei erzielten Treffern einen guten Einstand in Bocholt gefeiert hat.
John hatte mit der Stärke des Anfang der 80er-Jahre in der 2. Bundesliga Nord spielenden Bocholts schon gerechnet. „Wir hatten die auch vor der Saison da oben erwartet. Sie sind sehr gut aufgestellt, wie wir auch. Ich hatte aber zum Beispiel auch mit Monheim und Schonnebeck gerechnet“, so der Trainer.
Diese beiden Teams stecken erst einmal im Tabellenmittelfeld fest, was anhand der unterschiedlichen Anzahl der absolvierten Spiele - der VfB Hilden und der SC Düsseldorf-West haben etwa erst sieben Partien gespielt, die Sportfreunde Baumberg, Union und Schwarz-Weiß Essen indes schon elf - jedoch noch nicht allzu viel heißen muss, wie auch der SSVg-Coach betont: „Ich sehe den Tabellenplatz. Das ist das eine. Der ist bei uns auch gut. Aber man müsste eigentlich bei jedem Team den Punktedurchschnitt rechnen.“ Tut man dies, fallen die Velberter übrigens hinter Johns Ex-Verein SC West auf Rang drei zurück.
Die Defensive der SSVg Velberter ist flexibler geworden
Unabhängig davon, sieht John die Entwicklung seines Teams positiv. „ Wir haben nun zwei Systeme gespielt und das Team hat es sowohl mit einer Dreier-, als auch mit einer Viererkette gut gemacht . Zudem haben wir es auch schon geschafft 70 Minuten lang guten Fußball zu spielen und schon vorne draufzugehen“, so John, der aber - typisch Trainer - nie ganz zufrieden ist.
„Es gibt immer Sachen, die zu verbessern sind. Bei uns ist es das Ausspielen und Verwerten der Chancen, gerade gegen einen tiefstehenden Gegner. Da ist es wichtig, sich Lösungen zu erarbeiten. Und wir müssen Spiele auch mal über 90 Minuten seriös runterspielen, das ist uns bisher noch nicht gelungen. Wir haben die Spiele zwar gewonnen, aber sie waren sehr knapp.“ Stichwort Baumberg, Stichwort St. Tönis, Stichwort Niederwenigern.
Dass es zuletzt rein punktetechnisch nicht mehr so gut läuft, möchte der Trainer nicht auf ein Gefühl der zu großen Sicherheit nach dem Bomben-Start noch auf den engen Spielplan schieben. „Diese Ausrede kann man immer bringen, wenn man keine andere findet“, sagt er. Viel hätte die Verletztenmisere den einen oder anderen Punkt gekostet. „In der Breite und von der Qualität her, hat es glaube ich keinen so erwischt, wie uns. So war eine Belastungssteuerung kaum möglich.“
Tristan Duschke fehlt dem Team enorm
Einer dieser bitteren Ausfälle ist Tristan Duschke , der vor der Spielzeit eigentlich als neuer Defensivturm aus Wiedenbrück verpflichtet wurde, prompt das Kapitänsamt übertragen bekam, in der Oberliga aber erst vier Mal auf dem Platz stand. „Er ist im vierten Spiel gegen Niederwenigern ausgerutscht und hat sich dabei einen Bänderriss im Sprunggelenk und ein Syndesmosebandriss zugezogen. Er fehlt uns richtig, weil er hinten drin und auch als Typ ein wichtiger Mann ist, weil er auch voran geht “, gibt John zu.
Diese Rolle müssen nun erst einmal andere übernehmen. Einer davon ist Marvin Gomoluch , mit 20 Jahren Stammtorhüter an der Bahnhofstraße. Der bei Rot-Weiss Essen, der DJK Klosterhardt und dem MSV Duisburg ausgebildete Keeper, „hat sich in der Vorbereitung durchgesetzt. Wir hatten ja auch den Robin Offhaus, da gab es aber unterschiedliche Vorstellungen. Marvin ist ein mitspielender Torhüter und hat es bisher so umgesetzt, wie ich es mir vorstelle“, sagt John, der aber auch betont, dass Gomoluch seine Leistungen natürlich wie jeder andere auch bestätigen müsse.
Jesse Weißenfels übernimmt eine Führungsrolle
Eine Person, an der sich die jungen Velberter dabei orientieren können, ist Jesse Weißenfels . Der Stürmer netzte bereits sieben mal in neun Spielen, legte zudem bereits vier Treffer vor, und zeigt immer wieder, wie wertvoll sein Erfahrungsschatz ist, den er sich in der 3. Liga bei Preußen Münster und in der Regionalliga bei den Sportfreunden Lotte, den Stuttgarter Kickers und den Amateuren des FC Schalke und Borussia Mönchengladbach erarbeitet hat.
„Ihn habe ich schon bei Borussias A-Jugend trainiert. Ich wusste, dass er vom Charakter her einwandfrei ist und eine Vorbildfunktion hat, weil er nun einmal auch Drittligaerfahrung hat. Bei uns ist Hasan Ülker ausgefallen, da habe ich mich an Jesse erinnert. Wir haben zwei sehr gute Gespräche geführt, sodass ich ihn überzeugen konnte, hierhin zu kommen. Mit seinen Toren ist er den Erwartungen, die wir an ihn hatten, gerecht geworden und hat zurückgezahlt. Ich glaube, er hat im Moment auch sehr viel Spaß, was er in seiner Karriere vielleicht nicht immer hatte“, sagt John.
Spaß, der sich auswirkt aufs gesamte Team. Und der im Aufstiegskampf vielleicht noch ganz entscheidend werden könnte.
Der bisherige Punkteschnitt aller Oberligisten: FC Bocholt 2,8; SC Düsseldorf-West 2,29; SSVg Velbert 2,2; Germania Ratingen 2,1; SF Baumberg 1,91; 1. FC Kleve 1,9; Teutonia St. Tönis 1,75; Sterkrade-Nord 1,7; SpVg Schonnebeck 1,63; TVD Velbert 1,56; FC Monheim 1,56; VfB Hilden 1,43; ETB SW Essen 1,27; TSV Meerbusch 1,22; Cronenberger SC 1,13; TuRU Düsseldorf 1,11; SC Velbert 1,1; Union Nettetal 0,91; FC Kray 0,86; Sportfreunde Niederwenigern 0,8; TV Jahn Hiesfeld 0,78; FSV Duisburg 0,44; 1. FC Mönchengladbach 0,3
Mehr Nachrichten aus dem Velberter Amateurfußball gibt es hier
- Reaktionen zur Saisonunterbrechung: Das sagen SSVg, TVD, SC, Union, Langenberger SV und SF Siepen
- Kreisliga B: Velberter Fußballverein beantragt eine Namensänderung und will in die Kreisliga A
- Union Velbert: Über die Trennung von Spielern, „unkontrollierbare Zuschauer“ und die Ziele
- TVD Velberts Marc Bach im Interview: Über die Maxi-Liga, unerfüllte Versprechen und die Pandemie
- SC Velberts Peter Radojewski im Interview: „Wir brauchen in jedem Spiel ein Derby“
- Stella Azzurra Velbert: Neuaufbau scheint geglückt - Verein lässt Ankündigungen Taten folgen
- Türkgücü Velbert: Klub will das eigene Image kräftig aufpolieren
- SV Union und Langenberger SV nach dem Aufstieg: An diese Dinge müssen sich die Klubs gewöhnen
- Blau Weiß Langenberg: Mit jugendlichem Elan gegen das 25. Jährige Jubiläum
- FC Langenberg: Zufriedenheit trotzt vorletztem Platz - Neulinge sollen kommen
- SC Velberts Max Varivoda: Mama, ich bleibe in Kroatien
- Kein Weg zu weit: Wie Cellou Diallo bei der SSVg Velbert landete
- SC Velbert II: Warum Danny Kortyrba etwas mit Thomas Delaney gemein hat
- Bier statt Fußball: Wie der SC Velbert III Instagram erobert
- Geisterspiele in de Bundesliga - aber Velberter sind vor Ort
- TVD Velbert: Mit 27 Jahren in der Oberliga - als Trainer
- Sportfreunde Siepen: „Der untypischste Verein, den ich je gesehen habe“
- TVD Velbert II: Der Blick geht Richtung Abstiegszone