Essen. Elternbeiträge werden in NRW vielerorts teurer. Dabei fordern viele kostenlose Kita-Plätze für alle Kinder. Doch wäre das überhaupt möglich?
- Für viele Familien im Ruhrgebiet ist der März ein besonderer Monat: Landesweit werden die Kita-Plätze zugewiesen.
- Damit entscheidet sich auch, wie viel Eltern für die Betreuung ihrer Kinder zahlen müssen. Vielerorts kommen in Zukunft höhere Kosten auf sie zu.
- Dabei fordern viele kostenlose Kita-Plätze für jedes Kind. Aber wäre das überhaupt möglich?
In vielen Ruhrgebiets-Städten müssen Eltern wohl bald mehr für den Kita-Platz zahlen: In Bottrop etwa sollen die Elternbeiträge ab dem Kita-Jahr 2025/26 um drei Prozent steigen, in Gladbeck ab August dieses Jahres sogar um fast zehn Prozent. Und während Eltern sich in Velbert seit rund drei Jahren über eine kostenlose Betreuung freuen konnten, plant die Stadt nun, doch wieder Gebühren einzuführen. Ist die Idee der kostenlosen Kita damit gescheitert?
Kita-Platz in NRW: Zwei Jahre kostenlos für alle Kinder
Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus lässt das Gegenteil vermuten: In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sind Kita-Plätze kostenlos, in Hamburg fünf Stunden Betreuung pro Tag frei, in Bremen und Niedersachsen können Kinder ab drei Jahre gebührenfrei in die Kita gehen. In NRW sind zumindest die letzten zwei Jahre vor der Einschulung beitragsfrei.
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Ansonsten gleichen Elternbeiträge in Nordrhein-Westfalen aber einem Flickenteppich. Jede Kommune entscheidet selbst, wie viel Eltern zahlen müssen. Die Gehaltsstufen, nach denen sich die Höhe der Elternbeiträge maßgeblich richtet, sind zum Beispiel von Stadt zu Stadt sehr verschieden.
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In Monheim am Rhein können sich hingegen alle Eltern seit rund zehn Jahren über einen kostenlosen Kita-Platz freuen. „Die Betreuungs- und Bildungsangebote in Kitas sind von zentraler strategischer Bedeutung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie einer frühkindlichen Förderung aller Kinder, unabhängig ihrer sozialen Lage. Um einen gleichberechtigten und barrierefreien Zugang zu diesen Angeboten zu sichern, wurden die Kita-Gebühren abgeschafft“, sagt Simone Feldmann. Sie leitet bei der Stadt den Bereich Kinder, Jugend und Familie.
Um kostenlose Kitas zu ermöglichen, verzichtet Monheim auf viel Geld. Vor der Abschaffung der Elternbeiträge nahm die Stadt jährlich rund 855.000 Euro durch Kita-Gebühren ein. Heute dürfte der Betrag noch deutlich höher sein, da auch die Zahl der Kitas stark zugenommen hat. Gab es vor zehn Jahren noch 17 Einrichtungen, sind es heute 28.
Düsseldorfer Eltern zahlen weniger für Kita-Platz
Auch in Düsseldorf zahlen Eltern weniger als anderswo in NRW. Alle Kinder ab drei Jahren werden in der Landeshauptstadt ohne Gebühr betreut. Hauptziel sei, wie in Monheim, Familien zu entlasten. „Die Maßnahme hatte aber auch einen wirtschaftspolitischen Aspekt, Düsseldorf wurde dadurch attraktiv für Fachkräfte mit Kindern“, sagt die Sprecherin.
Für Eltern komme erleichternd hinzu, dass Geschwisterkinder kostenlos betreut werden. Familien, die pro Jahr nicht mehr als 30.000 Euro brutto verdienen, werden außerdem komplett von Kitagebühren befreit. Das betrifft in Düsseldorf allerdings nur wenige: Insgesamt gibt es rund 3000 beitragspflichtige Kinder in der Stadt. Lediglich 550 von ihnen kommen aus Familien, die weniger als 30.000 Euro verdienen. 2.200 Kinder kommen hingegen aus Familien in der höchsten Einkommensklasse, die bei 80.000 Euro beginnt.
Elternbeiträge in Gladbeck, Bottrop und Velbert sollen steigen
Zum Vergleich: In Gladbeck, wo die Einkommensgrenze ebenfalls bei 30.000 Euro liegt, zahlen knapp 75 Prozent aller Eltern keine Kita-Beiträge. In Gelsenkirchen sind Eltern zwar nur bis zu einem Jahreseinkommen von 17.500 Euro beitragsfrei. In diese Stufe fällt allerdings fast jede zweite Familie. Und auch in Bottrop ist fast ein Drittel der Familien von Beiträgen befreit. Obwohl in den meisten Ruhrgebietsstädten Kita-Plätze nicht generell kostenlos sind, zahlen viele Eltern also schon jetzt nichts für die Betreuung.
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Umso teurer wird es häufig für Familien mit mittlerem Einkommen: Laut einer aktuellen Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zahlen zum Beispiel Bottroper Eltern mit einem gemeinsam zu versteuernden Jahreseinkommen von 50.000 Euro für die ganztägige Betreuung eines Zweijährigen 349 Euro im Monat. Eine große finanzielle Belastung, hält Wido Geis-Thöne vom IW fest. „Hohe Beiträge müssen vermieden werden, da sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren“, so der Ökonom.
Experte erklärt: Kostenlose Kita-Plätze nicht überall möglich
Er betont allerdings, dass sich kostenlose Kitas nicht überall umsetzen lassen. Denn nicht nur die Familien verdienen in den Ruhrgebietsstädten weniger als zum Beispiel in Düsseldorf oder Monheim, auch die Städte selbst haben weniger Geld zur Verfügung. Die schlechte Haushaltslage verhindert laut Geis-Thöne vielerorts die Abschaffung der Kita-Gebühren.
An der Kinderbetreuung zu sparen, sei allerdings der falsche Schritt, findet Daniela Heimann, Sprecherin des Landeselternbeirats NRW. „Kita-Plätze sollten für alle Familien kostenlos sein“, sagt sie. Ihrer Erfahrung nach überlegen viele Eltern heutzutage, ob sich eine Fremdbetreuung in der Kita finanziell überhaupt noch rechnet. „Wir sehen, dass dann überwiegend die Frauen in Teilzeit bleiben oder ihre Erwerbstätigkeit erst sehr viel später wieder aufnehmen“, so Heimann.
Kostenlose Kitas seien nicht nur für die Gleichberechtigung der Eltern wichtig, sondern vor allem für die Chancengleichheit der Kinder. „Wenn wir sagen, dass frühe Bildung und Förderung das Ziel einer Kita ist, sollten auch alle Kinder denselben Zugang dazu haben.“
Heimann weiß, dass ihre Forderung nicht zeitnah umsetzbar sei. Bis zur Abschaffung der Gebühren fordert sie daher zumindest einheitliche Beitragssätze in NRW – und damit ein Ende des Flickenteppichs.
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