Velbert. Vor drei Jahren hat Velbert Elternbeiträge für Kinderbetreuung abgeschafft, sie könnten bald zurückkommen. Was anderenorts bezahlt werden muss.

Eltern von Kitakindern in Velbert haben bislang einen großen Vorteil gegenüber Vätern und Müttern in anderen Städten: Seit dem Kita-Jahr 2021/2 müssen sie für die Betreuung ihrer Sprösslinge nichts mehr bezahlen. Doch das könnte sich bald wieder ändern. Im Haushaltsplan der Stadt werden im Budget für den Fachbereich Jugend und Familie zwei Planstellen „im Kontext mit der Erhebung von Elternbeiträgen für die Betreuung von Kindern in der Kindertagespflege und Kindertagesstätten in den Funktionsstellenplan“ beantragt. Also doch wieder Elternbeiträge. Das Budget für den Fachbereich lag dem Jugendhilfeausschuss des Rates zur Entscheidung vor.

Velberter vertagen die Entscheidung

Natürlich muss der Stadtrat erst abschließend über die Wiedererhebung der Elternbeiträge entscheiden. Sollte er sich dafür aussprechen, könnten, so heißt es in der Verwaltungsvorlage, die Gebühren frühestens ab Februar 2025 erhoben werden. Der Ausschuss hatte gerade über diesen Punkt noch Diskussionsbedarf und hat die Entscheidung über das Gesamtbudget in den Haupt- und Finanzausschuss vertagt.

Auf Initiative des Sechser-Bündnisses

Die Abschaffung der Elternbeiträge war Resultat einer Initiative des damaligen Sechser-Bündnisses bestehend aus SPD, Grünen, FDP, UWB, Piraten und Linken, das sich nach der Kommunalwahl 2020 gebildet hatte. Die Abschaffung sei ein notwendiger Beitrag zur kostenlosen Bildung und eine Entlastung junger Familien, lautete die Begründung damals. 1,75 Millionen Euro fehlten durch diese Maßnahme pro Jahr im Stadtsäckel.

Trotz sozialer Staffelung, führen die Sechs an, seien einkommensschwächere Eltern durch die Beiträge stärker belastet worden. Im Rat wurden damals auch Maßnahmen für eine Gegenfinanzierung beschlossen; „die dadurch erzielten Minderausgaben gleichen die Mehrausgaben unserer anderen Anträge annähernd aus“, hieß es seitens der Sechs. Die Entlastung der Familien sei eine wichtige und nachhaltige Investition in die Zukunft einer kinderfreundlichen Stadt, hieß es damals unisono von diesen Fraktionen.

Was Eltern die Kinderbetreuung kostet, ist abhängig von ihrem Wohnort.
Was Eltern die Kinderbetreuung kostet, ist abhängig von ihrem Wohnort. © Duisburg | Martin Möller

Großes Lob für die Beitragsbefreiung

„Wir Grüne wollten das ja schon immer durchsetzen“, sagte Esther Kanschat von den Grünen damals. „Letztlich standen aber alle sechs Fraktionen dahinter.“ Durch das völlige Streichen würden zudem im Rathaus Mitarbeiter für andere Aufgaben frei; das seien zweieinhalb Stellen.

Velberter Eltern loben die Beitragsbefreiung. Bei einer WAZ-Umfrage gab es vor kurzem eine Top-Benotung von Velberter Eltern in der Kategorie „Kosten“: Kein Wunder, wurde 2021 doch beschlossen, vollständig auf Elternbeiträge zu verzichten.

Kita-Betreuung in Velbert

In Velbert gibt es aktuell 50 Kindertagesstätten mit zurzeit 3161 Plätzen, davon sind 654 Plätze für Kinder unter drei Jahren.

Außerdem existieren für Kinder unter drei Jahren rund 200 Plätze in Kindertagespflege, sowohl bei Kindertagespflegepersonen als auch in Großtagespflegestellen.

Gebühren sind abhängig vom Wohnort

Wie tief Eltern für die Betreuung ihrer Kita-Kinder in die Tasche greifen müssen, hängt in Nordrhein-Westfalen stark vom Wohnort ab, wie aus einer Untersuchung des Institutes der Deutsche Wirtschaft hervorgeht.

So müssen beispielsweise in Mülheim an der Ruhr Familien mit sehr hohem Einkommen von mehr als 175.000 Euro im Jahr 1009 Euro für den 45-Stunden-Platz bezahlen. Unterschiedlich ist auch die Einkommensgrenze, ab der ein Höchstsatz gilt: In Recklinghausen beispielsweise wird die maximale Gebühr von 809 Euro bereits erhoben, wenn die Eltern gemeinsam 125 000 Euro verdienen.

Für mittlere Einkommen

Doch auch für Menschen mit mittlerem Einkommen könnte die Kita zur finanziellen Belastung werden, heißt es beim IW. So zahlen Eltern mit einem gemeinsam zu versteuernden Jahreseinkommen von 50.000 Euro in Bottrop für die ganztägige Betreuung eines Zweijährigen 349 Euro im Monat. In Hagen sind es 310 Euro, in Bonn 305 Euro und in Köln 301,50 Euro. Hinzu kommen noch Kosten für die Verpflegung und weitere Leistungen.