Bochum. Im Dezember 2014 wurde das letzte Auto in Bochum gebaut. Zehn Jahre danach: Was ist von Opel geblieben? Eine Spurensuche im Stadtgebiet.
Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass in Bochum ein Auto gebaut wurde. Es war ein Zafira, der vom Band in Opel-Werk I in Bochum-Laer lief. Danach gingen an der Wittener Straße die Lichter aus. Inzwischen entwickelt sich das riesige Gelände zu einem ganz anderen Wirtschaftsstandort mit Technologie, Forschung und Logistik. Doch was ist im Stadtgebiet von Opel geblieben? Was erinnert noch heute an den Auto-Konzern, der Bochum über so viele Dekaden geprägt hat? Eine Spurensuche.
Opel-Werk I in Bochum seit zehn Jahren geschlossen: Was erinnert in der Stadt noch an Opel?
Die beginnt in Langendreer. Denn dort gibt es Opel ja noch. Nein, Autos werden hier nicht mehr gebaut. Dafür aber Millionen Fahrzeugteile gelagert und in die ganze Welt transportiert. Nachdem das Opel-Werk II abgerissen wurde, entstand an selber Stelle für 60 Millionen Euro ein Warenverteilzentrum mit einer Fläche von 90.000 Quadratmetern. Die Regale in der rund neun Fußballfelder großen Halle sind 19,1 Kilometer lang.
Auch Werk III auf der gegenüberliegenden Seite wurde zu einem Zentrallager umfunktioniert. Auf 113.000 Quadratmetern befinden sich hier zwei Hochregallager, die miteinander verbunden sind und vollautomatisiert betrieben werden. Hier werden Teile angeliefert, verpackt und wieder verschickt.
An beiden Standorten sind laut Opel mehr als 570 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt (Stand 31. Dezember 2023).
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Zwischen den beiden Opel-Standorten erinnert ein alter Opel GT in Langendreer an die große Zeit des Autobauers in Bochum. Der „Oldie“ ist aufgespießt von einem großen Blitz. Die Skulptur ziert den Kreisel, der die Opel-Lager und den Baumarkt Ziesak mit Langendreer verbindet. Diplom-Ingenieur Klaus Altfeld, Ex-Opel-Elektriker Konrad Goretzka (der Vater von Fußball-Star Leon Goretzka) und Hobbykünstlerin Annemieke Schade wollten die „Baby-Corvette“ eigentlich wieder flottmachen, am Ende wurde dann doch ein Kunstwerk draus.
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Die Suche nach einem Platz gestaltete sich schwierig. Nachdem Pläne scheiterten, den GT u.a. in der ehemaligen Opel-Verwaltung (heute „O-Werk“), im Foyer der Jahrhunderthalle, in der Sparkassen-Hauptstelle und im Gewerkschaftshaus an der Alleestraße zu platzieren, rückte der Kreisverkehr auf der Hauptstraße in den Fokus. Und dort ist der „GT am Spieß“ nun ein Blickfang für jeden, der dort herfährt.
In Laer auf Mark 51/7, wo früher Werk I war, erinnert kaum noch etwas an Opel. In erster Linie natürlich das alte Verwaltungsgebäude, das in seiner kastigen Form erhalten blieb. Aus dem Schriftzug Opel auf dem Dach wurde inzwischen „O-Werk“. Hier und in der Nachbarschaft (O-Werk-Campus) sind neben unterschiedlichen Unternehmen auch Start-ups beheimatet, dazu Studierende und Forschende, Kreative und Kunstschaffende.
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Ein paar Hundert Meter davon entfernt wurde einer der neuen Verbindungswege Sophie-Opel-Straße genannt. Sophie Opel hatte 1868 den Rüsselsheimer Schlossermeister Adam Opel geheiratet. Unter ihrer Leitung begannen die Opel-Werke mit der Automobilproduktion.
Ein Zubringer war bis vor wenigen Jahren der Opelring. Er wurde jüngst in Tsukubaring umbenannt, um an Bochums japanische Partnerstadt zu erinnern. Noch gibt es in Bochum aber kaum jemanden, der den großen Kreisel mit der riesigen Wald-Insel in der Mitte tatsächlich so nennt. Zu sperrig kommt der Name daher, weshalb die meisten lieber bei Opelring bleiben.
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Auch im Fanblock beim VfL Bochum taucht der Schriftzug „Opel“ hier und da manchmal noch auf. Einige wenige Anhänger sind noch im Besitz eines Trikots auf den 80er Jahren, als das Logo des Autokonzern die Brust der Profis zierte.
Doch es sind weniger Gebäude, Straßen oder Gegenstände, die in Bochum noch an Bochum erinnern, sondern viel mehr die früheren Mitarbeiter. Einer dieser Ex-Opelaner ist Bruno Schmitz. Nach dem Aus beim Autokonzern hat er sich mit einem Imbisswagen selbstständig gemacht. Heute steht er jeden Tag auf einem Parkplatz in Langendreer und verkauft Pommes, Currywurst und seine selbst gemachten Frikadellen.
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„Die holt sich jeden Freitag ein Kollege von früher ab“, sagt Schmitz. Die alten Kontakte seien zwar weniger geworden, aber nicht eingeschlafen. Auch andere Kumpel aus Opel-Zeiten würden bei ihm immer wieder mal vorbeischauen. Er denke oft zurück, meint Schmitz. „1981 habe ich im Band in Werk I angefangen, von 1988 bis 2103 war ich dann in der Getriebefertigung in Werk 2. Das waren schöne 32 Jahre. Bis auf die letzten...“
Die Erinnerungen an das Aus damals kämen jetzt wieder hoch, wenn er die Entwicklungen bei VW und Ford in den Nachrichten verfolge. Das, was den Beschäftigten dort blüht, haben die Opelaner in Bochum auch alles erlebt.