Bochum. Die Adam Opel AG feiert am 9. Februar Richtfest im neuen Warenverteilzentrum in Langendreer. Die WAZ hat einen ersten Blick hineingeworfen.
- Fast zwei Jahre nach dem Abriss von Werk II wird Opel im Sommer sein neues Warenverteilzentrum eröffnen
- 60 Millionen Euro investiert der Autobauer in die moderne Logistikhalle in Langendreer
- Am 9. Februar feiert Opel Richtfest – die WAZ hat vorher einen ersten Blick in das neue Warehouse geworfen
Zum Feiern gab es in den vergangenen Jahren nur selten einen Grund. Aber am nächsten Donnerstag rollen sie bei Opel mal wieder den roten Teppich aus.
Dann lädt der Autobauer, der das Autobauen in Bochum Ende 2014 eingestellt hat, zum Richtfest in sein neues Warenverteilzentrum – an den Ort, an dem im Oktober 2013 das letzte Getriebe vom Band gelaufen ist und damit das Aus des vor 50 Jahren errichteten Komponentenwerks besiegelt wurde. Der Abriss des Industriegebäudes alter Prägung besiegelte das Ende einer Ära, der Bau des neuen Lagers exakt an gleicher Stätte soll eine neue Ära einläuten. Zu der gehört etwa, das für den Betrieb weniger als 50 Prozent der Wärmeenergie benötigt werden, die auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße im alten Warenverteilzentrum benötigt werden – möglicherweise eines der Argumente dafür, um nach der Probephase das neue Verteilzentrum zu erweitern und den Standort jenseits der Hauptstraße aufzugeben.
Noch ist nicht alles fertig. Wenn Opel-Vorstand Ulrich Schumacher und die anderen Ehrengäste nächste Woche im vorderen Teil des Neubaus auf die Zukunft anstoßen, wird 400 Meter weiter hinten am anderen Ende des Gebäudes und an vielen Stellen der Halle noch kräftig gewerkelt. Aber es sieht so aus, als sollte sich das ambitionierte Ziel halten lassen, im Sommer die neue Ersatzteil-Drehscheibe für Europa in Betrieb nehmen zu können.
100 000 unterschiedliche Teile
Um nichts weniger geht es. Schon jetzt beliefert Opel aus Bochum ganz Europa mit 100 000 unterschiedlichen Teilepositionen und jährlich Millionen von Teilen, beinahe jeden Tag gehen zudem Seecontainer und Luftfrachtboxen nach Südafrika oder Südamerika auf die Reise. „Mit dem neuen Warehouse stocken wir die Kapazitäten noch deutlich auf“, sagt Unternehmenssprecher Alexander Bazio.
Wenn Projektleiter Robert Weitzel die neue Umschlaghalle betritt, in der sechs Airbus A380 bequem hintereinander Platz hätten, wenn das Gebäude nicht aus Brandschutzgründen in mehrere Module mit Trennwänden unterteilt wäre, gerät er ins Schwärmen: „Das Tempo, in dem es hier vorwärts geht, ist beeindruckend“, sagt der Elektro-Ingenieur. Geschuldet ist es der industriellen Fertigung der Bauteile durch die Firma Goldbeck, die nicht nur Opels neues Lager-Goldstück hochzieht, sondern wenige Kilometer weiter westlich auch den Vonovia-Unternehmenssitz baut.
Schnell sind sie in Langendreer, weil die neue Halle auf dem Fundament der alten steht und der Boden – anders als im Autowerk I in Laer – nicht metertief ausgekoffert werden musste, und weil moderner Hallenbau schnell von der Hand geht. „Erst werden die Stahlstützen aufgestellt, die Betonwände dazwischen wie Legosteine hochgezogen, die Decke darübergelegt und zum Schluss der Boden gegossen“, erklärt Robert Weitzel.
Showroom und Werkstatt
Hört sich leicht an. Und ist es mit der entsprechenden Planung offenbar auch. Viele Tausend Quadratmeter Beton liegen schon, in einigen Abschnitten sind Heizungen, Lüftungen, Sprinkleranlagen installiert; selbst Regale werden schon hochgezogen. Dabei wurde erst vor einem Jahr der Grundstein gelegt.
Wer von der Hauptstraße aus auf das Gelände blickt, sieht eine noch halboffene Fassade. Der Verwaltungstrakt links muss noch verkleidet werden. In der Mitte entsteht ein Showroom für die neuen Opel-Modelle und eine Werkstatt. Sie werden Anlaufstelle für alle aktuellen und früheren Opelaner sein, die sich zum Vorzugspreis einen Wagen mit dem Blitz auf dem Kühlergrill anschaffen wollen. Das markante Firmenl-Logo wird auch wieder an der Fassade des Gebäudes zu sehen sein. Einen Schriftzug, wie er auf dem Verwaltungsgebäude im Autowerk I gestanden hat, gibt es aber nicht mehr. Das war gestern. Opels Zukunft soll anders aussehen.
>>Daten und Fakten: So groß wie zehn Fußballfelder
19,1 Kilometer lang werden die Regale im neuen Warenverteilzentrum in Langendreer insgesamt sein. Allein im Abschnitt 4 sind Fachbodengeschossregale für Kleinteile von acht Kilometer Länge aufgestellt, die weiteren 11,1 Kilometer verteilen sich auf die Palettenregale in den anderen Abschnitten.
22 Monate wird der Bau dauern. Im August 2015 hat der Abriss des ehemaligen Komponentenwerks begonnen, exakt heute vor einem Jahr, am 4. Februar 2016, wurde der Grundstein für das sogenannte Warehouse gelegt. Im Juni soll es bezugsfertig sein.
50 Firmen sind am Bau des Gebäudes beteiligt, einige von ihnen kommen aus Bochum oder der näheren Umgebung.
60 Millionen Euro investiert die Adam Opel AG in den Neubau. Vor 51 Jahren, als das Unternehmen sein erstes Lager errichtete, gab sie 60 Millionen D-Mark aus. Später wurde das jetzige Werk III um zwei Hochregallager und um Zelte erweitert. Die Zelte mit einer Fläche von 45 000 qm werden nach der Inbetriebnahme des Warehouse abgebaut.
326 Stützen tragen das mehr als zwölf Meter hohe Hallendach. Damit kommt das neue Gebäude mit halb so viel Stützen wie das vorher an gleicher Stelle stehende Komponentenwerk aus. Insgesamt wurden 1500 Tonnen Stahl verbaut – dazu kommen 50 Kilometer Sprinklerleitungen und 60 Kilometer Rohrleitungen.
441 Meter lang ist die neue Halle, die in zweimal fünf nebeneinander liegende Module unterteilt ist und die eine Breite von insgesamt 212 Metern hat.
700 Mitarbeiter werden künftig für die Opel Warehouse GmbH an beiden Logistik-Standorten arbeiten, die meisten von ihnen im neuen Gebäude.
30 000 Kubikmeter Beton wurden verbaut.
95 000 qm groß ist die Halle mit ihren zehn Modulen, von denen neun jeweils 10 000 qm groß sind und damit in etwa die Größe eines Fußballfeldes haben. Zum Vergleich: Das alte Lager hatte erst eine Fläche von 70 000 qm, die später auf 102 000 qm erweitert wurde. 57 000 qm des altern Lagers werden weiterhin in Betrieb bleiben.
126 000 Kubikmeter beträgt das neue Lagervolumen.
400 000 Tonnen Erdreich werden insgesamt aufgefüllt worden sein, wenn alle Arbeiten erledigt sind. Dies entspricht 16 000 Lkw-Ladungen.
1,1 Millionen Kubikmeter beträgt der gesamte umbaute Raum.