Die Lufthansa und die Flugbegleiter haben eine Schlichtung vereinbart. Die Streiks werden daher ausgesetzt. Ein Schlichter wird noch gesucht.

Frankfurt/Main. Die Lufthansa und ihre Passagiere können aufatmen: Von Samstag an wird es keine weiteren Streiks der Flugbegleiter geben. Deren Gewerkschaft Ufo einigte sich mit der Airline darauf, den Tarifkonflikt in einer Schlichtung zu lösen. Das teilten beide Seiten übereinstimmend in Frankfurt mit. Wer die Rolle des Schlichters übernimmt, darüber soll laut Lufthansa „möglichst bis Ende kommender Woche Einvernehmen erzielt werden“.

Damit zeigt der Ausstand der Flugbegleiter eine Woche nach Beginn Wirkung. Am bislang letzten Streiktag musste Europas größte Fluggesellschaft am Freitag weit mehr als die Hälfte ihrer Flüge streichen, rund 100 000 Reisende waren von dem beispiellosen Ausstand betroffen. Selbst die Pilotenstreiks aus den Jahren 2001 und 2010 hatten nicht eine derart durchschlagende Wirkung. Chaos gab es aber weder an Flughäfen, Bahnhöfen noch auf den Autobahnen.

Nach Angaben der Tarifparteien geht es im Schlichtungsverfahren in erster Linie um die Vergütungen und eine Ergebnisbeteiligung für die rund 18 000 Flugbegleiter. Ein Schlichtungsabkommen über die Modalitäten des Verfahrens soll bis zum kommenden Mittwoch vorliegen.

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„Ab morgen herrscht bis zur endgültigen Annahme oder Ablehnung des Schlichtungsspruches eine uneingeschränkte Friedenspflicht, so dass Fluggäste der Lufthansa vorerst nicht mit weiteren streikbedingten Flugausfällen rechnen müssen“, teilte Lufthansa weiter mit. Der Vereinbarung waren bereits seit längerem Sondierungsgespräche hinter den Kulissen vorausgegangen.

Auch alle anderen strittigen Fragen sollen auf den Tischkommen, wie zum Beispiel das Thema Leiharbeit. „Beide Seiten sind sich darüber einig, dass auch die im Schlichtungsverfahren nicht regelbaren Themen rasch gelöst werden müssen“, heißt es in einer Lufthansa-Mitteilung. „Damit ist die Ufo sehr zufrieden“, sagte deren Vorsitzender Nicoley Baublies. Es sei der Gewerkschaft immer um ein Gesamtpaket gegangen. Die Ankündigung der Lufthansa, künftig keine Leih-Stewardessen mehr auf ihren Berlin-Verbindungen einzusetzen, sei ein „wichtiges Signal“ gewesen.

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Das Unternehmen verzichte „einseitig, auf absehbare Zeit und ohne weitere Vorbedingungen auf den Einsatz von externen Kabinencrews in Berlin“, so Lufthansa-Chef Christoph Franz. Die rund 200 betroffenen Stewardessen der Zeitarbeitsfirma Aviation Power sollen im kommenden Jahr Jobangebote der Lufthansa erhalten. Noch am Freitag hatten die Leiharbeiter dafür gesorgt, dass Lufthansa aus Berlin Europaflüge anbieten konnte, während die Lufthansa-Crews streikten.

Die Streiks hatten am vorigen Freitag begonnen und waren zunächst auf Frankfurt und auf mehrere Stunden beschränkt. In einer zweiten Welle hatte Ufo dann neben Frankfurt auch die Lufthansa-Standorte Berlin und München bestreikt.

Ufo fordert in dem seit 13 Monaten währenden Tarifkonflikt fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa bietet bei einer längeren Laufzeit 3,5 Prozent Lohnerhöhung, plant aber eine große konzerninterne Billigtochter mit niedrigeren Gehaltstarifen. Für die verbleibenden Mitarbeiter will das Unternehmen die Gehaltsstufen abflachen und für Neueinsteiger niedrigere Bedingungen durchsetzen. (dpa)