Passagiere müssen am Dienstag erneut Behinderungen hinnehmen. Ufo will Ausstand ausweiten – Piloten ziehen Streik nicht in Betracht.

Frankfurt/Main. Fluggäste der Lufthansa können wegen des Streiks am Dienstag (4. September) kostenlos ihre Flüge auf einen anderen Tag verschieben. Flüge bis zum 4. September könnten derzeit ohne Zusatzgebühren umgebucht werden, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Montag.

Daneben habe die Airline begonnen, sich für den neuerlichen Ausstand zu rüsten. Details wollte er nicht nennen, um der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo keinen Einblick in die Vorbereitungen zu geben. Die Flugbegleiter der Lufthansa wollen die Arbeit am Dienstag erneut niederlegen. Zum Auftakt am Freitag waren in Frankfurt zahlreiche Strecken der Airline ausgefallen.

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Morgen will Ufo den Streik aber ausweiten und den Ausstand nicht mehr auf einen Flughafen beschränken. Es werde auch länger gestreikt, kündigte der Chef der Kabinengewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, am Montag in Frankfurt an.

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Wo und wann genau gestreikt wird, wollen die Arbeitnehmervertreter mindestens sechs Stunden vor Beginn des Ausstandes verraten. Zum Ende vergangener Woche hatten die Stewards und Stewardessen für acht Stunden am Drehkreuz Frankfurt die Arbeit niedergelegt und damit Deutschlands größten Flughafen teilweise lahmgelegt.

Mit einer so umfassenden Beteiligung an dem Streik habe man nicht gerechnet, sagte Baublies. „Das hat es noch nicht einmal beim Pilotenstreik gegeben.“ Auch aus anderen Abteilungen habe man viel Zustimmung erhalten. Die Loyalität zum Spitzenmanagement und insbesondere zum Vorstandschef Christoph Franz habe spürbar nachgelassen. „Das ist eine Kraftprobe von Herrn Franz gegen die Belegschaft.“

Streikorte erst am späten Montagabend bekannt

Falls Ufo also am frühen Dienstagmorgen loslegen wollte, müsste die Ankündigung am späten Montagabend erfolgen. „Die Kurzfristigkeit der Ankündigung limitiert unsere Reaktionszeit enorm“, räumte der Lufthansa-Sprecher ein.

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Baublies lehnte das Ansinnen der Lufthansa ab, die Passagiere schon 24 Stunden vor der nächsten Streikwelle zu warnen. „Dann müssten wir den Streik ausweiten und 24 Stunden bundesweit in den Ausstand gehen.“ Das wolle man bislang noch vermeiden.

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Insgesamt sind die Möglichkeiten der Lufthansa nicht nur wegen der kurzen Vorwarnzeit begrenzt. Ersatzcrews stehen kaum bereit und Tochter-Airlines wie Germanwings, die nicht bestreikt werden, haben nicht genug freie Plätze, um Tausende Lufthansa-Kunden aufzunehmen. Das zeigte sich bereits am ersten Streiktag – statt wie angepeilt 64 musste die Lufthansa 190 Verbindungen annullieren. 26.000 Passagiere saßen fest, die Kosten dafür gehen nach Konzernangaben in die Millionen.

Lufthansa-Piloten unterstützen Ufo-Streik nicht

Die Flugbegleiter werden kurzfristig keine Unterstützung der Piloten erhalten. Deren Tarifverhandlungen werden erst im Oktober fortgesetzt, sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg. Mit der Lufthansa stehe man in Verhandlungen. „Wir sind noch sehr weit von irgendwelchen Streiks entfernt. Es wäre total unseriös, jetzt darüber zu spekulieren.“ Die VC verlangt nach eigenen Angaben Gehaltssteigerungen von 5,2 Prozent und strukturelle Verbesserungen insbesondere für die Co-Piloten. Die Lufthansa hat wie bei den Flugbegleitern Gegenforderungen aufgestellt.

Ufo fordert ein Ender der Job-Auslagerung

Die Gewerkschaft Ufo hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa plant hingegen mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten und will dafür unter anderem die Beförderungsstufen strecken. Lufthansa beschäftigt nach eigenen Angaben rund 18.000 Flugbegleiter, Ufo spricht hingegen von 19.400 Arbeitnehmern. Das Unternehmen bietet bisher 3,5 Prozent mehr Gehalt sowie den Verzicht auf Leiharbeit und betriebsbedingte Kündigungen. An den Plänen zu einer internen Billigsparte hält die Lufthansa fest.

Mit Material von dpa/Reuters