Der Flugbegleiter-Streik bei der Lufthansa trifft die Passagiere hart. Am Freitag droht bundesweiter Ausstand. Schlichtung eher unwahrscheinlich.
Frankfurt/München. Lufthansa steuert auf den ersten bundesweiten Streik ihrer Flugbegleiter zu. Nach zwei regionalen Streikwellen mit zusammen mehr als 500 Flugausfällen und rund 90 000 direkt und indirekt betroffenen Passagieren deutete am Mittwoch zunächst nichts auf eine Annäherung mit der Gewerkschaft Ufo hin. Diese hat für Freitag zu einem 24-Stunden-Streik an allen deutschen Lufthansa-Standorten aufgerufen. Allerdings brachte der Lufthansa-Manager Peter Gerber wieder eine auf wenige Fragen reduzierte Schlichtung ins Spiel, die er aber an schwierige Bedingungen knüpfte. Ufo reagierte abwartend.
In einer Schlichtung könnten die Fragen des offenen Vergütungstarifvertrages behandelt werden, nicht aber komplexe Materien aus dem Manteltarif oder unternehmerische Entscheidungen, sagte Lufthansa-Manager Gerber. Damit meinte er besonders den von Ufo bislang heftig bekämpften Plan einer internen Billigfluglinie auf dem Tarifniveau der Tochter Germanwings. Ufo-Chef Nicoley Baublies forderte Gerber auf, seine Vorstellungen im direkten Gespräch der Gewerkschaft zu erläutern. Man werde sich alles anhören, was die Streiks am Freitag möglicherweise überflüssig machen könnte.
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Lufthansa bereitet sich mit Hochdruck auf die dritte Streikwelle der Stewards und Stewardessen vor. Erste Grundzüge des Sonderflugplans würden voraussichtlich noch am Mittwochabend veröffentlicht, kündigte Sprecher Andreas Bartels an. Von den rund 1800 Flügen am Freitag fänden rund 600 sicher statt, weil sie von Regionalpartnern geflogen werden. Die Ausfallquote bei den übrigen hat die Airline mit zwei Drittel angegeben, das sind etwa 1200 Flüge. Erneut sollen die Passagiere per Mail oder SMS benachrichtigt werden.
Bei der zweiten Streikwelle am Dienstag in Berlin, Frankfurt und München waren mehr als 300 Flüge ausgefallen, 51.000 Passagiere mussten umgebucht werden oder konnten gar nicht fliegen. Die Airline hatte zunächst nur von 43.000 direkt betroffenen Passagieren gesprochen. Weitere rund 39.000 Fluggäste waren von streikbedingten Verspätungen betroffen.
Am Freitag werde Lufthansa voraussichtlich die Hälfte aller Flüge streichen müssen, meinte Ufo-Chef Baublies. Danach seien zunächst keine weiteren Streiks geplant, sondern eine Denkpause, kündigte der Gewerkschafter an.
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Lufthansa verzichtet auf eine Klage gegen den Streik. Gerber nannte ein gerichtliches Vorgehen gegen den Streik „aussichtslos“. Solange die Gewerkschaft sich formell auf die bestreikbaren Fragen aus dem Vergütungstarifvertrag beschränke, sei das nicht angreifbar. „So lange es bei der Vergütung bleibt, ist das sauber.“ Er hoffe dennoch auf eine schnelle Beilegung des Arbeitskampfes. Wochenlange Streiks wie beim Konkurrenten British Airways entsprächen nicht der Lufthansa-Unternehmenskultur.
Gerber forderte die Gewerkschaft auf, Gesprächsbereitschaft über die Einkommensstruktur der rund 18.000 Flugbegleiter zu zeigen. Dann könne man schnell wieder in Verhandlungen kommen. Er betonte erneut, dass mit dem vorgelegten Angebot keinem Flugbegleiter der Lufthansa etwas weggenommen werden solle. Verzichten müssten einige auf „Erwartungsbesitzstand“, also noch nicht realisierte Gehaltssteigerungen. Auch bei einer Abordnung an die neue Gesellschaft blieben die Flugbegleiter zu gleichen Bezügen Angestellte der Lufthansa. Für Berufsanfänger sind allerdings deutlich niedrigere Konditionen vorgesehen.
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Für den Freitag prüft Konkurrent Air Berlin bereits den Einsatz größerer Jets, Lufthansa könnte möglicherweise Maschinen der Töchter AUA und Swiss einsetzen, wurde spekuliert. Die Deutsche Bahn stellt sich auf mehrere tausend zusätzliche Fahrgäste ein und will notfalls zusätzliche Züge bereitstellen.
Mit Verzögerungen und Ausfällen mussten Passagiere auch am Mittwoch noch leben, weil die Ausfälle vom Dienstag noch nachwirkten. Auf ihrer Internetseite veröffentlichte die Lufthansa am Mittwochmorgen eine Liste mit 27 gestrichenen Flügen von und nach Frankfurt und München, die für Mittwoch und Donnerstag geplant waren. Diese Ausfälle seien Folgen des Streiks vom Dienstag, sagte der Sprecher des Flughafens München. „Der Flugplan passt noch nicht. Einige Flugzeuge und Crews sind nicht da, wo sie sein sollen.“
In München war der Streik um Mitternacht zu Ende gegangen. Insgesamt hielt sich das Chaos aber in Grenzen, wenn auch die Streiks an den beiden Drehkreuzen weltweite Folgen hatten. Die Lufthansa konnte nach eigenen Angaben 25.000 der 51.000 direkt betroffenen Fluggäste per SMS informieren und sagte Flüge frühzeitig ab. In der Folge stabilisierte sich der Betrieb am Mittwoch schneller. Lufthansa hatte einige Jets bereits am Montagabend im Ausland stehen lassen und konnte sie nun in der Nacht zum Mittwoch mit ausgeruhten Crews wieder in Richtung ihrer deutschen Drehkreuze einsetzen.
+++ Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr verteidigt Sparkurs +++
Ufo fordert fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa bietet bei einer längeren Laufzeit 3,5 Prozent Lohnerhöhung, plant aber eine konzerninterne Billigtochter und will die Gehaltsstufen abflachen.