Gestern fielen in Hamburg 19 Flüge aus. Deutschlandweit waren 43.000 Reisende betroffen. Für Freitag kündigte UFO bundesweite Streiks an.
Hamburg. Die Zeit der "Nadelstiche" ist vorbei: Die Gewerkschaft der Flugbegleiter UFO hat im Tarifkonflikt mit der Lufthansa flächendeckende Streiks am Freitag angekündigt. "Wir werden alle Standorte der Lufthansa von 0 bis 24 Uhr bestreiken", kündigte UFO-Chef Nikoley Baublies gestern Abend an. Die Gewerkschaft sieht sich zu der Eskalation veranlasst, weil der Arbeitgeber keinerlei Entgegenkommen gezeigt habe.
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"Wir sind gesprächsbereit und wir finden unser Angebot verhandlungswürdig", sagte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty dazu dem Abendblatt. "Wir hoffen, dass die Gewerkschaft bald den Weg an den Verhandlungstisch zurückfindet." Bisher hat die UFO nur die Flughäfen Hamburg und Düsseldorf nicht ins Visier genommen. Alle anderen Standorte in Deutschland, an denen die Lufthansa ihre Flugbegleiter stationiert hat, wurden bereits bestreikt. Gestern war zunächst abermals Frankfurt an der Reihe, aber auch Berlin sowie vom Nachmittag an München.
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Dennoch wirkte sich der Arbeitskampf wieder auch in der Hansestadt aus. Bis zum Nachmittag rechnete Flughafensprecherin Stefanie Harder für den gesamten Dienstag mit der Streichung von insgesamt 19 Abflügen und Ankünften. Damit waren in Hamburg knapp 2000 Passagiere betroffen. "Es ist bei uns aber alles ruhig geblieben", sagte Harder. Viele gebuchte Gäste könnten von der Lufthansa direkt per SMS oder E-Mail benachrichtigt werden, andere informierten sich auf der Internetseite des Konzerns, ob ihr Flug stattfindet oder nicht. Die Bahn registrierte in Hamburg einen "leichten Anstieg bei den Reisenden im Fernverkehr", sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis dem Abendblatt. "Die vorhandenen Kapazitäten reichten aber aus, wir konnten genügend Plätze anbieten, ohne zusätzliche Züge einzusetzen."
Bundesweit fielen knapp 350 Lufthansa-Flüge aus, das waren ein Drittel aller geplanten Verbindungen. Am vorigen Freitag mussten 190 Flüge gestrichen werden. Nach Lufthansa-Angaben waren gestern mindestens 43 000 Passagiere betroffen, am ersten Streiktag seien es 26 000 Gäste gewesen.
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Der Ton in der Tarifauseinandersetzung war gestern bereits deutlich rauer geworden. Erst hatte UFO-Chef Nicoley Baublies die Lufthansa aufgefordert, ihre arrogante Haltung aufzugeben und ein verbessertes Angebot vorzulegen. Daraufhin kritisierte Konzernsprecher Klaus Walther die Streiktaktik der Gewerkschaft scharf. "Das hat nichts mehr mit Nadelstichen zu tun", sagte Walther. Es handele sich vielmehr um "Faustschläge ins Gesicht unserer Kunden".
Bisher bietet die Lufthansa 3,5 Prozent mehr Gehalt an sowie den Verzicht auf Leiharbeit und betriebsbedingte Kündigungen. An den Plänen zu einer internen Billiggesellschaft hält die Kranichlinie aber fest. Angesichts des harten Wettbewerbs seien Einsparungen bei den Personalkosten notwendig. Dies soll unter anderem durch eine Streckung der Beförderungsstufen erreicht werden.
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Dagegen fordert die UFO in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und einen wirksamen Schutz gegen die Auslagerung von Jobs.
In einer Mitteilung wandte sich die Gewerkschaft nun auch an die Passagiere und räumte ein, dass der Streik diese hart treffe. "Wir wären nicht mit Leib und Seele Flugbegleiter, wenn uns dies nicht außerordentlich leidtun würde", hieß es. Gleichzeitig warb die UFO um Verständnis für den aktuellen Arbeitskampf: "Lufthansa verlangt von uns enorme Lohneinbußen und will gleichzeitig unsere Vergütungsstrukturen zerschlagen." Damit aber würde "der Beruf des Flugbegleiters zum Billigjob verkommen".