Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man fast jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Heiner Schmidt.

Ich bin Journalist geworden, weil:
Es nichts Schöneres für mich gibt, als eine gute Geschichte zu hören, zu lesen, selbst zu erzählen. Und dafür bekomme ich sogar Geld.


Meine großen Themen sind:
Ständig andere und doch fast immer das eine: Warum Menschen tun, was sie tun.


Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil:
Wollte ich wirklich – fast – immer. Weil es die Zeitung ist, mit der ich aufgewachsen bin.


Ein Text über mich sollte mit folgendem Satz beginnen:
Seine Geschichten verleiten dazu, sie bis zum letzten Satz zu lesen.

Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze:

Das, was gemeinhin Weltoffenheit genannt wird (ich weiß kein besseres Wort dafür). Eine überdurchschnittlich weitverbreitete Unaufgeregtheit. Die Existenz des Schierlings-Wasserfenchels (gewagte Aussage für einen Wirtschaftsredakteur, ich weiß).

Heiner Schmidt
Heiner Schmidt © HA | Andreas Laible


Drei Dinge, die in Hamburg und im Norden besser werden müssen:
Beim Thema Zukunft der Wirtschaft bitte mehr denken als Hafen, die Baustellen-Koordinierung ist eine große Katas­trophe, der ÖPNV auf dem Land auch.


An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück:
Den Selbstversuch „Eine Woche ohne Plastik“ – hat Spaß gemacht und ich habe viel über mich selbst gelernt.


Diese Geschichte hätte ich lieber nicht geschrieben:
Es gibt nur eine, für die ich mich auch nach vielen Jahren wirklich schäme. Und zwar so intensiv, dass ich hier lieber nicht mehr darüber schreibe.


Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte:
G-20-Gipfel? Da war ich (leider) im Urlaub. Aufregend war, an Bord des ausgebrannten Frachters „Pallas“ zu gehen.


Im letzten Leserbrief, den ich bekommen habe, ging es um:

Die Verwendung des Worts „Ostdeutschland“. Es gab da einen kurzen, durchaus freundlichen Mailverkehr.


Wenn ich etwas anderes beim Hamburger Abendblatt machen könnte, dann wäre ich gern:
Ich war schon Norddeutschland-Redakteur, Mantel-Redakteur, CvD-Redakteur, Nachrichten-Redakteur, bin Wirtschafts-Redakteur. Was bleibt da noch? Sport vielleicht. Wäre aber Zweite Liga.


Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:

„Süddeutsche Zeitung“, „taz“, „Brand eins“, „Lebensmittelzeitung“, „Spiegel“ – und im Wartezimmer gern „Bunte“.


Wenn das Hamburger Abendblatt ein Mensch wäre, dann wäre es:
Eine freundliche ältere Dame mit Ernst-Deutsch-Theater- und Laeiszhallen-Abo, die sich mehr um ihre Mitmenschen als um sich selbst sorgt und im Grundsatz davon ausgeht, dass alles halb so wild ist und am Ende gut wird.


Die sozialen Medien sind für mich:
Ein gemiedenes Terrain. Das ist zwar unprofessionell, aber ich glaube, dass es sehr viel Sinnvolleres zu tun gibt.


Meine größte Leidenschaft ist:
Himbeermarmelade kochen (wenn man nur 700 Gramm Gelierzucker 1:1 nimmt, bleibt sie schön flüssig).


Mein Lieblingsbuch/Lieblingsautor ist: Buddenbrooks, T.C. Boyle


Mein Lieblingsrestaurant ist:

Maräne in Groß Zecher.


Meine Lieblingsplätze in Hamburg sind:

Das Harburger Industriegebiet bei Nacht, der Horner Kreisel. Da geht’s nach Mecklenburg.

Das mache ich, wenn ich nicht arbeite:
Himbeeren pflücken, grobmotorische Gartenarbeiten wie Rasen mähen und Wühlmaus-Tunnel eintreten. Lesen.


Menschen, die an der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Medien zweifeln, sage ich:
Dass Medienmacher dumm wären, wenn sie beides aufs Spiel setzen. Und, dass es in jeder Branche leider auch ein paar Dumme gibt.

Vita: Heiner Schmidt (56) wurde in Hamburg geboren, wuchs in Maschen auf und machte Abitur in Hamburg-Harburg. Erst Studium von Geschichte und Politik an der Universität Hamburg, später Journalismus in Berlin. Seinen ersten Text für die Harburger Regionalausgabe des Abendblatts schrieb er am 3. Oktober 1990, seit 1998 ist er Redakteur in Hamburg.